Archer Jeffrey
auf seine Seite ziehen, vier Tage später gewann Nat die Vorwahl mit 9 702 zu 6 379 Stimmen. Bei den Wahlgremien führte Nat jetzt mit 116 zu 91 und die Umfragen zeigten, dass er in seiner Geburtsstadt mit sieben Punkten vorn lag.
Auf den Straßen von Cromwell schlossen sich Nats Eltern, Susan und Michael, dem Wahlkampf an. Sie konzentrierten sich auf die älteren Wähler, während Luke und Kathy versuchten, die Jüngeren zur Wahl zu bewegen. Mit jedem weiteren Tag wurde Nat Zuversichtlicher, dass er gewinnen würde. Der Courant erklärte, die eigentliche Schlacht stehe Nat erst noch bevor, wenn er sich nämlich Fletcher Davenport, dem beliebten Senator von Hartford, würde stellen müssen. Doch Tom hatte darauf bestanden, dass Nat das Fernsehduell mit Elliot am Vorabend der Wahl ernst nehmen müsste.
»Wir dürfen nicht noch an der letzten Hürde scheitern«, warnte er.
»Wenn du das Duell für dich entscheidest, bist du der Kandidat. Ich möchte, dass du am Sonntag die Fragen immer wieder durchgehst und dich auf alles, wirklich alles, vorbereitest, was während der Debatte hochkommen könnte. Du kannst sicher sein, dass Fletcher Davenport zu Hause vor dem Fernseher sitzt und jedes Wort analysiert, das du sagst. Solltest du stolpern, hat er binnen Minuten eine Presseerklärung fertig.«
Nat bedauerte jetzt, dass er sich vor einigen Wochen einverstanden erklärt hatte, in einer lokalen Fernsehsendung aufzutreten, um am Abend vor der letzten Vorwahl mit Elliot zu debattieren. Er und Elliot hatten sich auf David Anscott als Moderator geeinigt. Anscott war Journalist, dem mehr an Popularität als an bissigen Fragen lag. Tom hatte nichts gegen ihn einzuwenden, denn er hielt diesen Fernsehauftritt für einen guten Probelauf der unvermeidlich ernsteren Debatte mit Fletcher Davenport, die in naher Zukunft stattfinden würde.
Jeden Tag gingen bei Tom Meldungen ein, wonach die freiwilligen Helfer Ralph Elliot in Scharen verließen. Manche wechselten sogar das Lager und schlossen sich ihrem Team an. Nat und Tom waren also an jenem Abend beide guter Dinge. Su Ling begleitete ihren Mann ins Fernseh-Studio, aber Luke wollte lieber zu Hause bleiben, damit er seinem Vater sagen konnte, wie er auf dem Bildschirm wirkte.
»Auf dem Sofa mit Kathy, nehme ich an«, meinte Nat schmunzelnd.
»Nein, Kathy ist heute Nachmittag nach Hause gefahren. Ihre Schwester hat Geburtstag«, klärte Su Ling ihn auf. »Luke hätte mitfahren können, aber er nimmt seine Rolle als dein jugendlicher Berater sehr ernst.«
Tom kam in die Garderobe gelaufen und zeigte Nat die neuesten Umfragezahlen. Nat lag mit sechs Prozent in Führung. »Ich denke, jetzt kann dich nur noch Fletcher Davenport daran hindern, Gouverneur zu werden.«
»Ich bin erst überzeugt, wenn das endgültige Wahlergebnis bekannt gegeben wird«, erklärte Su Ling. »Vergesst nicht den Trick, den Elliot mit den Wahlurnen durchgezogen hat, nachdem alle glaubten, die Auszählung sei gelaufen.«
»Er hat bereits jeden faulen Trick ausprobiert, den er auf Lager hatte, und ist mit allen gescheitert«, entgegnete Tom.
»Ich wünschte, ich könnte mir da sicher sein«, meinte Nat leise.
Beide Kandidaten wurden von dem kleinen Studiopublikum mit Applaus begrüßt, als sie auf die Bühne traten. Die Sendung hieß ›Das letzte Aufeinandertreffen‹. Die beiden Männer schüttelten sich in der Mitte der Bühne die Hand, aber ihr Blick blieb auf die Kameras gerichtet.
»Das ist eine Live-Sendung«, erklärte David Anscott dem Publikum, »und wir gehen in etwa fünf Minuten auf Sendung. Ich eröffne mit einigen Fragen und gebe dann an Sie weiter. Wenn Sie einem der beiden Kandidaten eine Frage stellen möchten, machen Sie es kurz und bündig – bitte keine Reden.«
Nat lächelte, als er ins Publikum blickte, bis er den Mann erblickte, der die Cedar-Wood-Fragen gestellt hatte. Er saß in der zweiten Reihe. Nat spürte, wie seine Hände in Schweiß ausbrachen, aber selbst, wenn der Mann aufgerufen würde, war Nat zuversichtlich, ihm Paroli bieten zu können. Diesmal war er gut vorbereitet.
Die Bogenlichter wurden eingeschaltet, der Vorspann lief ab und David Anscott eröffnete mit eingeknipstem Lächeln die Sendung. Nachdem er die Teilnehmer vorgestellt hatte, hielten beide Kandidaten eine einminütige Eröffnungserklärung – und sechzig Sekunden können im Fernsehen eine sehr lange Zeit sein. Doch nach so vielen Durchläufen hätten sie eine solche Ansprache im Schlaf halten können.
Anscott begann
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