Archer Jeffrey
oder?«, fuhr der Fragesteller fort. »Ihre
Frau hat dieses Land illegal betreten?«
»Meine Frau ist Professorin für Statistik an der University of
Connecticut«, erklärte Nat und versuchte, das Zittern in seiner
Stimme zu unterdrücken.
Anscott lauschte in seinen Ohrhörer. Er wollte herausfinden,
wie der Produzent vorzugehen gedachte, wo ihre Sendezeit doch
längst abgelaufen war.
»Sag nichts«, kam die Anweisung des Produzenten, »bleib
einfach dran. Ich kann den Abspann immer noch drüberlegen,
wenn es langweilig wird.« Anscott nickte in Richtung der
Kamera, die auf ihn gerichtet war.
»Das mag ja sein, Mr Cartwright«, fuhr der Fragesteller fort,
»aber hat Ihre Schwiegermutter, Su Kai Peng, dieses Land nicht
mit falschen Papieren betreten und behauptet, mit einem
amerikanischen Soldaten verheiratet gewesen zu sein, der in
Wirklichkeit mehrere Monate vor dem Ausstellungsdatum der
Heiratsurkunde im Kampf für unser Land gefallen war?« Nat erwiderte darauf nichts.
Fletcher schwieg ebenfalls. Er sah zu, wie Cartwright auf der
Streckbank lag.
»Da Sie meine Frage offenbar nicht beantworten wollen, Mr
Cartwright, können Sie mir dann wenigstens bestätigen, dass sich Ihre Schwiegermutter auf der Heiratsurkunde als Näherin bezeichnete? Tatsache ist aber, dass sie vor ihrer Ankunft in Amerika als Prostituierte auf den Straßen von Seoul arbeitete. Darum weiß nur der Himmel allein, wer der Vater Ihrer Frau
ist.«
»Abspann«, befahl der Produzent. »Uns bleibt keine Zeit mehr
und ich wage es nicht, ein paar Minuten von Baywatch
abzuzwacken, aber wir lassen die Kameras laufen. Vielleicht
kriegen wir noch ein paar Bilder für die Spätnachrichten.« Auf dem Bildschirm wurde der Abspann abgespult und der
Fragesteller verließ rasch das Studio. Nat sah starr zu seiner
Frau, die in der dritten Reihe saß. Sie war blass und zitterte. »Das war doch ein abgekartetes Spiel«, erklärte der Produzent. Elliot wandte sich an den Moderator und sagte: »Das war
abscheulich. Sie hätten ihm viel früher Einhalt gebieten
müssen.«
Dann sah er zu Nat und fügte hinzu: »Glaub mir, ich hatte
keine Ahnung …«
»Du bist ein Lügner«, sagte Nat.
»Auf ihm bleiben«, befahl der Regisseur dem ersten
Kameramann.
»Alle vier Kameras laufen weiter. Ich will das aus jeder
Einstellung.«
»Wie meinst du das?«, fragte Elliot.
»Du hast die ganze Sache eingefädelt. Du bist dabei nicht
einmal subtil vorgegangen – du hast sogar denselben Mann
benutzt, der mich vor zwei Wochen zum Cedar-Wood-Projekt
angeprangert hat. Aber ich sage dir eines, Ralph Elliot«, er wies
mit dem Finger auf ihn, »ich werde dir trotzdem den Todesstoß
versetzen.«
Nat stürmte von der Bühne. Su Ling wartete bereits hinter den
Kulissen auf ihn. »Komm, kleine Blume, ich bringe dich nach Hause.« Tom stieß zu ihnen, als Nat gerade den Arm um seine
Frau legte.
»Es tut mir Leid, Nat, aber ich muss das fragen«, entschuldigte
sich Tom. »Entspricht irgendetwas von diesem Mist der
Wahrheit?«
»Es ist alles wahr«, erwiderte Nat. »Und bevor du fragst: Ich
wusste das schon seit unserer Hochzeitsreise.«
»Bring Su Ling nach Hause«, riet Tom. »Und sprich unter gar
keinen Umständen mit der Presse.«
»Lass es gut sein«, sagte Nat. »Du kannst eine Presseerklärung
herausgeben, dass ich vom Wahlkampf zurücktrete. Ich lasse
meine Familie nicht noch mehr durch den Schmutz ziehen.« »Triff jetzt keine übereilte Entscheidung, die du später bereuen
könntest. Lass uns nachher darüber reden, was wir morgen früh
tun müssen«, entgegnete Tom.
Nat nahm Su Ling an die Hand und verließ mit ihr das Studio
durch eine Tür, die auf den Parkplatz führte.
»Viel Glück«, rief einer seiner Anhänger, als Nat seiner Frau
die Wagentür öffnete. Er reagierte auf keinen der Zurufe,
sondern fuhr mit seiner Frau rasch davon. Dabei sah er zu Su
Ling, die wütend auf das Armaturenbrett einschlug.
»Wie hat Elliot es herausgefunden?«
»Wahrscheinlich hat er ein Team von Privatdetektiven auf
meine Vergangenheit angesetzt.«
»Und als er nichts über dich finden konnte, hat er seine
Aufmerksamkeit mir und meiner Mutter zugewandt«, flüsterte
Su Ling. Lange herrschte Schweigen, dann fügte sie hinzu: »Ich
will nicht, dass du dich vom Wahlkampf zurückziehst. Du musst
im Rennen bleiben. Das ist die einzige Möglichkeit, wie wir
diesen Bastard schlagen können.« Nat erwiderte nichts, während
er in den Abendverkehr schwenkte. »Es tut mir nur Leid um
Luke«, sagte Su Ling
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