Archer Jeffrey
die Öffentlichkeit dar. Sie ist Mutter zweier Kinder, des siebenjährigen Alan und der fünfjährigen Delia. Beide leben derzeit bei ihrer Großmutter in Hartford.«
Der Richter wandte seine Aufmerksamkeit dem Staatsanwalt zu.
»Hat der Staatsanwalt Einwände gegen die Kaution, Mr Stamp?«
»Allerdings, Euer Ehren. Wir sind gegen eine Kaution, nicht nur, weil es sich um ein Kapitalverbrechen handelt, sondern weil der Mord selbst vorsätzlich begangen wurde. Darum gehen wir davon aus, dass Mrs Kirsten eine Gefahr für die Gesellschaft darstellt und möglicherweise versuchen wird, sich der Gerichtsbarkeit dieses Bundesstaates zu entziehen.«
Fletcher schoss nach oben. »Einspruch, Euer Ehren.«
»Begründung, Mr Davenport?«
»Es handelt sich in der Tat um ein Kapitalverbrechen, darum ist das Verlassen des Bundesstaates kaum relevant, Euer Ehren. Außerdem wohnt Mrs Kirsten in Hartford, wo sie ihren Lebensunterhalt als Reinigungsfrau in St Mary verdient. Und ihre Kinder besuchen beide die örtliche Schule.«
»Noch weitere Einwände, Mr Davenport?«
»Nein, Sir.«
»Kaution abgelehnt.« Der Richter ließ den Hammer niedersausen.
»Das Gericht vertagt sich auf Montag, den siebzehnten.«
»Erheben Sie sich.«
Richter Abernathy blinzelte Fletcher zu, als er den Gerichtssaal verließ.
*
Vierunddreißig Minuten und zehn Sekunden. Nat konnte seine Freude nicht verbergen. Er hatte nicht nur seine persönliche Bestzeit unterboten, sondern im Zeitlauf der Universität auch noch den sechsten Platz belegt. Daher würde er zweifelsohne für die Eröffnungsbegegnung gegen die Boston University ausgewählt werden.
Nat machte gerade seine Stretchingübungen, wie er es nach einem Lauf immer tat, als Tom auf ihn zukam. »Gratuliere«, sagte er. »Ich wette, zum Ende der Saison bist du noch eine Minute schneller.«
Nat starrte auf die rote Narbe an seinem Bein, als er seine Trainingshosen anzog. »Lass uns heute Abend essen gehen und feiern«, fuhr Tom fort, »ich muss unbedingt etwas mit dir besprechen, bevor ich nach Yale zurückkehre.«
»Heute Abend geht es nicht.« Nat schlenderte auf die
Umkleideräume zu. »Ich habe eine Verabredung.«
»Jemand, den ich kenne?«
»Nein«, sagte Nat. »Und da es mein erstes Rendezvous seit Monaten ist, bin ich zugegebenermaßen ziemlich nervös.«
»Captain Cartwright ist nervös? Was kommt als Nächstes?«, scherzte Tom.
»Das ist ja das Problem«, gab Nat zu. »Sie hält mich für eine Mischung aus Don Juan und Al Capone.«
»Klingt, als ob sie eine gute Menschenkennerin ist«, meinte Tom.
»Ich will alles über sie wissen.«
»Es gibt nicht viel zu erzählen. Wir sind uns auf einem Hügel begegnet. Sie ist klug, toll, ziemlich hübsch und sie hält mich für einen Mistkerl.« Nat berichtete von ihrer Unterhaltung vor der Mensa.
»Ralph Elliot hat seine Version offensichtlich als Erster vortragen können«, konstatierte Tom.
»Zum Teufel mit Elliot. Was denkst du, soll ich Jackett und Krawatte anziehen?«
»Um einen solchen Rat hast du mich seit unserer Zeit in Taft nicht mehr gebeten.«
»Und damals musste ich mir das Jackett und die Krawatte von dir ausleihen.«
»Uniform, komplett mit allen Auszeichnungen.«
»Nein, im Ernst.«
»Tja, es würde auf jeden Fall ihre Meinung von dir untermauern.«
»Genau das ist es ja – ich will sie eines Besseren belehren.«
»Na, dann solltest du es von ihrer Warte aus angehen.«
»Ich höre?«
»Was wird sie deiner Meinung nach anziehen?«
»Ich habe keine Ahnung. Ich bin ihr erst zweimal im Leben begegnet und bei der ersten Begegnung trug sie Laufkleidung und war schlammverkrustet.«
»Mein Gott, das sah sicher sexy aus. Ich nehme jedoch nicht an, dass sie heute Abend im Trainingsanzug auftauchen wird. Wie war sie bei der zweiten Begegnung gekleidet?«
»Schickes Understatement.«
»Dann richte dich nach ihr, was nicht leicht sein wird, da an dir nichts schick ist, und nach dem, was du erzählt hast, wird sie auch nicht glauben, dass du zu Understatement fähig bist.«
»Beantworte endlich meine Frage«, verlangte Nat.
»Ich würde etwas Lässiges wählen«, meinte Tom. »Hemd, kein T-Shirt. Stoffhose und ein Sweater. Als dein Berater in eleganter Herrenoberbekleidung könnte ich mich euch beiden natürlich zum Essen anschließen.«
»Ich wünsche nicht, dass du auch nur in die Nähe des Restaurants kommst. Du würdest dich sonst nur in sie verlieben.«
»Dieses Mädel ist dir wirklich wichtig, oder?«, fragte Tom leise.
»Ich halte sie für
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