Archer Jeffrey
Pfauenorden gerade auf seinen Schultern ruhen sollte. Gerald hatte seinen Schneider gebeten, kleine Schlaufen in seinen Frack einzunähen, damit der Orden nicht ständig zurechtgerückt werden müßte.
Als die Haskins im Buckingham Palace angekommen waren, folgten sie einer Gruppe ordengezierter Männer und Diademe tragender Damen zu dem Staatsbankettsaal, wo ein Lakai jedem Gast ein Sitzplatzkärtchen aushändigte. Gerald entfaltete seines und entdeckte, daß auf seinen Namen ein Pfeil zeigte. Er nahm seine Frau beim Arm und führte sie an ihre Plätze.
Er bemerkte, daß Angela sich jedesmal, wenn sie ein Diadem sah, nach diesem umdrehte.
Obgleich sich ihre Plätze in einiger Entfernung von Ihrer Majestät an einem Ausläufer der Haupttafel befanden, saß zu Geralds Linken doch ein entferntes Mitglied der königlichen Familie und zu seiner Rechten der Landwirtschaftsminister. Er war mehr als zufrieden. Im Grunde ging der ganze Abend viel zu schnell vorüber, und Gerald begann bereits zu dämmern, daß die Amtseinführung des Bürgermeisters ein eher schwaches Gegenstück zu dem hier sein würde. Dennoch malte er sich die Szene aus, wie Ratsmitglied Ramsbottom den Pfauenorden Dritter Klasse bewunderte, während er selbst ihm von dem Bankett im Palace berichtete.
Nach zwei Toasts und nachdem beide Nationalhymnen erklungen waren, erhob sich die Queen von ihrem Platz. Sie sprach, indem sie sich an ihre dreihundert Gäste wandte, mit warmen Worten von Multavia und voller Herzlichkeit von ihrem Vetter, dem König. Ihre Majestät fügte hinzu, sie hoffe darauf, sein Königreich irgendwann in naher Zukunft besuchen zu können. Dies wurde mit beträchtlichem Applaus quittiert. Dann beendete sie ihre Ansprache mit den Worten, sie habe die Absicht, zwei Ordensverleihungen vorzunehmen.
Die Queen ernannte zuerst König Alfons IV. zum »Knight Commander of the Royal Victorian Order« (KCVO) und anschließend Multavias Botschafter beim Court of St. James zum »Commander« desselben Ordens (CVO). In beiden Fällen handelte es sich um persönliche Auszeichnungen der Monarchin. Eine königsblaue Schatulle wurde vom höfischen Kammerherrn geöffnet, und die Auszeichnungen wurden den Empfängern um den Hals gelegt. Sobald die Queen ihren formellen Pflichten nachgekommen war, erhob sich König Alfons, um seine Erwiderung vorzutragen.
»Eure Majestät«, fuhr er, nachdem die üblichen Floskeln und Danksagungen erledigt waren, fort. »Auch ich würde gern zwei Auszeichnungen verleihen. Die erste ist bestimmt für einen Engländer, der meinem Land mit seiner Fachkenntnis und seinem Fleiß einen großen Dienst erwiesen hat« – dabei schaute der König in Geralds Richtung – »einen Mann«, fuhr er fort, »der eine Meisterleistung an sanitärer Bautechnik vollbracht hat, auf die jede Nation dieser Erde stolz sein könnte. Wir in der Hauptstadt Teske werden noch über Generationen in seiner Schuld sein. Aus diesem Grund verleihen wir Mr. Gerald Haskins, CBE, den Pfauenorden Zweiter Klasse.«
Gerald traute seinen Ohren nicht.
Als er sich auf den Weg zu Ihren Majestäten machte, wurde der verblüffte Gerald von stürmischem Beifall begrüßt. Er blieb hinter den Thronsesseln, irgendwo zwischen der Königin von England und dem König von Multavia, stehen. Der König lächelte dem frischgebackenen Empfänger des Pfauenordens Zweiter Klasse zu, und die beiden Männer schüttelten sich die Hand. Bevor er ihm jedoch die neue Auszeichnung verlieh, beugte sich König Alfons vor und entfernte den Pfauenorden Dritter Klasse von Geralds Schultern, was ihm einige Schwierigkeiten bereitete.
»Dies werden Sie jetzt nicht mehr brauchen«, flüsterte der König in Geralds Ohr.
Mit Entsetzen mußte Gerald zusehen, wie sein kostbarer Besitz in einem roten Lederkoffer verschwand, den der Privatsekretär des Königs geöffnet auf dem Arm hielt. Gerald starrte weiter den Privatsekretär an, der entweder ein ausgezeichneter Diplomat war oder vom Vorhaben des Königs keine Ahnung hatte, denn auf seinem Gesicht war nicht das geringste Anzeichen von Verlegenheit zu sehen. Sobald Geralds prächtiges Ehrenzeichen sicher verstaut war, schnappte der Koffer zu wie ein Safe, dessen Nummernkombination man Gerald nicht verraten hatte.
Gerald wollte protestieren, brachte jedoch kein Wort hervor.
Dann entnahm König Alfons einem anderen Koffer den Pfauenorden Zweiter Klasse und legte ihn Gerald um die Schultern. Gerald starrte auf die billigen bunten Glassteine und zögerte
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