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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der perfekte Dreh
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ein paar Augenblicke, bevor er stolpernd einen Schritt zurück machte, sich verbeugte und anschließend zu seinem Platz in dem großen Festsaal zurückkehrte. Er hörte nicht die Beifallswogen, die ihn auf seinem Weg begleiteten; sein einziger Gedanke war, wie er es anstellen könnte, seine verlorene Kette sofort nach der letzten Ansprache wiederzubekommen. Er sackte auf dem Stuhl neben seiner Frau in sich zusammen.
»Und jetzt«, fuhr der König fort, »möchte ich eine Ehrung vornehmen, die seit dem Todes meines Vaters noch niemandem zuteil geworden ist: den Pfauenorden Erster Klasse, den ich mit besonderer Freude an Ihre Majestät Queen Elisabeth II. verleihe.«
Die Queen erhob sich von ihrem Platz, während der Privatsekretär des Königs noch einmal vortrat. Auf seinen Armen ruhte derselbe rote Lederkoffer, der vorhin so fest zugeschnappt war, nachdem er Geralds unersetzlichen Besitz verschluckt hatte. Der Koffer wurde erneut geöffnet, und der König nahm den prachtvollen Orden aus der Schatulle und legte ihn der Queen um die Schultern. Die Edelsteine funkelten im Kerzenlicht, und den Gästen stockte beim bloßen Anblick dieser Pracht der Atem.
Gerald war der einzige im Saal, der seinen wahren Wert kannte.
    »Nun ja, du hast ja immer gesagt, er sei eines Monarchen würdig«, bemerkte seine Frau, während sie ihre Perlenkette betastete.
    »Ja«, sagte Gerald. »Aber was wird Ramsbottom sagen, wenn er das hier sieht?« fügte er traurig hinzu und befingerte den Pfauenorden Zweiter Klasse. »Er wird merken, daß er nicht echt ist.«
    »Ich wüßte nicht, warum das so wichtig sein sollte«, erwiderte Angela.
    »Was meinst du damit, Schatz?« fragte Gerald. »Ich werde mich am Tag der Amtseinführung des Bürgermeisters in Hull zum Gespött der Leute machen.«
    »Du solltest lieber die Abendzeitungen lesen, Gerald, statt dich im Spiegel zu betrachten, dann wüßtest du, daß Walter dieses Jahr nicht Bürgermeister wird.«
    »Nicht Bürgermeister wird?« wiederholte Gerald.
    »Nein. Der jetzige Bürgermeister hat sich für ein zweites Amtsjahr entschieden, also wird Walter erst nächstes Jahr Bürgermeister.«
    »Tatsächlich?« sagte Gerald lächelnd.
    »Und falls du das denkst, von dem ich denke, daß du es denkst, Gerald Haskins, dann wird es dich diesmal ein Diadem kosten.«

Gute Freunde, und nicht mehr
    Ich wachte früher auf als er, kam mir sogleich ein wenig unverschämt vor, aber ich wußte, dagegen war nichts zu machen.
    Ich blinzelte, und meine Augen gewöhnten sich sogleich an das Halbdunkel. Ich hob den Kopf und starrte auf die große Masse leblosen weißen Fleisches, die neben mir lag. Wenn er ebensoviel Bewegung machen würde wie ich, hätte er nicht diesen überflüssigen Wulst um die Hüften, dachte ich ohne Mitgefühl.
    Roger bewegte sich unruhig und drehte sich sogar zu mir herum, doch ich wußte, er würde erst dann gänzlich aufwachen, wenn der Wecker auf seiner Seite des Bettes klingelte. Ich überlegte einen Moment lang, ob ich wieder einschlafen oder aufstehen und mich um ein Frühstück kümmern sollte, bevor er aufwachte. Am Ende begnügte ich mich damit, einfach nur still auf meiner Seite zu liegen und mit offenen Augen zu träumen, aber dabei achtete ich darauf, daß ich ihn nicht störte. Wenn er dann die Augen aufschlug, würde ich – so nahm ich mir vor – so tun, als schliefe ich noch; auf diese Weise würde er schließlich aufstehen und mir das Frühstück machen. Ich begann die Dinge durchzugehen, die getan werden müßten, nachdem er sich auf den Weg ins Büro gemacht haben würde. Solange ich bei seiner Rückkehr von der Arbeit hier war und bereit, ihn zu begrüßen, schien ihn das, was ich tagsüber tat, nicht weiter zu interessieren.
    Ein leichtes Schnarren erklang von seiner Seite des Betts. Rogers Schnarchen störte mich nie. Meine Zuneigung zu ihm war grenzenlos, und ich wünschte mir nur, daß ich die Worte fände, es ihn wissen zu lassen. Wenn ich ehrlich bin, muß ich zugeben, daß er der erste Mann war, der mir wirklich wichtig war. Während ich sein Gesicht betrachtete, fiel mir ein, daß es nicht sein Aussehen gewesen war, das mich an jenem Abend im Pub angezogen hatte.
    Ich war Roger zum ersten Mal im »Cat and Whistle«, einem Pub an der Ecke der Mafeking Road, begegnet. Man könnte durchaus sagen, daß es unser beider Stammkneipe war. Er erschien gewöhnlich gegen acht, bestellte ein Glas Bier und nahm es mit an einen kleinen Tisch in der Ecke des Raums, ganz in der

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