Archer Jeffrey
das Thema zu wechseln.
»Es ist Tradition«, sagte Walter, »daß der Stellvertreter den Platz des Bürgermeisters einnimmt, wenn dieser nicht ein zweites Dienstjahr antritt. Und sei versichert, Gerald, daß ich dafür sorgen werde, daß du bei dem Anlaß einen Platz am Kopfende der Tafel bekommst.« Walter hielt inne. »Die Kette des Bürgermeisters ist, wie du weißt, aus vierzehnkarätigem Gold.«
Gerald verließ das Bankett an dem Abend frühzeitig, entschlossen, des Pfauenordens wegen etwas zu unternehmen, bevor Walter an der Reihe sein würde, Bürgermeister zu werden.
Keiner von Geralds Freunden hätte ihn je als einen extravaganten Mann beschrieben, und sogar seine Frau war überrascht über die Anwandlung von Eitelkeit, die jetzt folgen sollte. Um neun Uhr am nächsten Morgen rief Gerald in seinem Büro an, um Bescheid zu sagen, daß er an diesem Tag nicht zur Arbeit kommen werde. Dann reiste er mit der Bahn nach London, um die Bond Street und dort im besonderen einen berühmten Juwelier aufzusuchen.
Die Tür zu dem Geschäft in der Bond Street wurde Gerald von einem Wachebeamten geöffnet. Nachdem er eingetreten war, erläuterte er dem großen, schlanken, mit einem schwarzen Anzug bekleideten Herrn, der zu seiner Begrüßung vorgetreten war, sein Problem. Dann wurde er zu einem runden gläsernen Ladentisch in der Mitte des Geschäftsraums geführt.
»Unser Mr. Pullinger wird sich gleich um Sie kümmern«, wurde ihm versichert. Einen Augenblick später tauchte » Asprey’s « Edelsteinexperte auf und erklärte sich eifrig bereit, Geralds Bitte um Schätzung des Pfauenordens Dritter Klasse nachzukommen. Mr. Pullinger legte die Kette auf ein schwarzes Samtkissen und untersuchte dann die Steine durch ein kleines Okular.
Nach einem flüchtigen Blick runzelte er enttäuscht die Stirn und sah dabei aus wie jemand, der am Schießstand auf dem Pier von Blackpool nur den dritten Preis gewonnen hat.
»Also, was ist sie wert?« fragte Gerald bald darauf. »Schwer, etwas zu schätzen, das auf eine so besondere Weise«
– Pullinger zögerte – »ungewöhnlich ist.«
»Die Edelsteine sind aus Glas, und das Gold ist aus Blech –
das ist es doch, was Sie sagen wollen, nicht wahr, guter Mann?« Mr. Pullinger warf ihm einen Blick zu, der zu verstehen gab,
daß er selbst es nicht prägnanter hätte formulieren können. »Vielleicht würden Sie von jemandem, der solche Objekte
sammelt, ein paar hundert Pfund dafür bekommen, aber …« »O nein«, sagte Gerald sichtlich gekränkt. »Ich habe kein
Interesse daran, sie zu verkaufen. Der Grund, daß ich nach
London gekommen bin, war, in Erfahrung zu bringen, ob Sie
davon eine Kopie anfertigen können.«
»Eine Kopie?« sagte der Experte ungläubig.
»Ja«, erwiderte Gerald. »Erstens möchte ich, daß jeder Stein je
nach Farbe durch den jeweils echten Edelstein ersetzt wird.
Zweitens erwarte ich, daß die Steine so eingefaßt werden, daß
dies eine Herzogin beeindrucken könnte. Und drittens verlange
ich, daß die Arbeit nur vom besten Fachmann angefertigt wird
und dabei mindestens achtzehnkarätiges Gold zur Verwendung
kommt.«
Trotz jahrelanger Erfahrung im Umgang mit arabischen
Kunden konnte » Asprey’s « Experte seine Überraschung nicht
verbergen.
»Das wäre nicht billig«, äußerte er fast unhörbar. »Billig« war
eines jener Wörter, die man bei » Asprey’s « offensichtlich
mißbilligte.
»Daran habe ich keinen Augenblick gezweifelt«, sagte Gerald. »Sie müssen jedoch verstehen, daß dies für mich in meinem
Leben eine einmalige Ehrung darstellt. Also, wann meinen Sie,
könnte ich auf einen Kostenvoranschlag hoffen?«
»In einem Monat, höchstens in sechs Wochen«, erwiderte der
Experte.
Gerald ließ den Plüschteppich von » Asprey’s « hinter sich und
machte sich auf den Weg zu den Abwässern von Nigeria. Als er
etwas mehr als einen Monat später nach London zurückflog,
fuhr er direkt ins West End zu einem zweiten Treffen mit
Mr. Pullinger.
Der Juwelier hatte Gerald Haskins und seinen merkwürdigen
Wunsch nicht vergessen und holte rasch aus seinem
Auftragsbuch ein sauber gefaltetes Stück Papier hervor. Gerald
entfaltete es und las langsam das Lieferungsangebot: »Benötigt
für Wunsch des Kunden: Zwölf Diamanten, sieben Amethyste,
drei Rubine und ein Saphir, alle von vollendetster Farbe und Qualität. Ein aus Elfenbein geschnitzter und von einem Fachmann bemalter Pfau. Die gesamte Kette aus feinstem achtzehnkarätigen Gold.« In der letzten Zeile
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