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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der perfekte Dreh
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Nähe der Wurfpfeil-Zielscheibe. Meistens saß er dort allein und sah zu, wie die Pfeile in Richtung double top geworfen wurden, jedoch weitaus am häufigsten – falls sie überhaupt die Scheibe trafen – in der Eins oder in der Fünf landeten. Er spielte niemals mit, und ich fragte mich von meinem Aussichtspunkt hinter der Bar aus oft, ob er fürchtete, seinen Lieblingsplatz aufzugeben, oder ob er einfach kein Interesse an diesem Sport hatte.
    Dann änderten sich die Dinge mit einem Mal für Roger – in seinen Augen zweifellos zum Besseren –, als sich eines Abends im Frühling eine Blondine namens Madeleine, die einen Kunstpelzmantel trug und doppelte Gins mit italienischem Wermut trank, auf dem Hocker neben ihm niederließ. Ich hatte sie noch nie zuvor im Pub gesehen, aber ganz offensichtlich war sie hier bekannt, und achtloses Thekengerede ließ mich vermuten, daß die Sache nicht von Dauer sein konnte. Man munkelte, verstehen Sie, daß sie auf der Suche nach jemandem war, dessen Horizont über das »Cat and Whistle« hinausging.
    Tatsächlich dauerte die Affäre – falls es je zu einer gekommen ist – ganze zwanzig Tage. Ich weiß das, weil ich sie alle gezählt habe. Dann gab es eines Abends eine laute Auseinandersetzung, Köpfe drehten sich, und sie verließ ebenso plötzlich, wie sie gekommen war, den kleinen Hocker wieder. Seine müden Augen beobachteten, wie sie zu einem freien Platz an der Ecke der Bar hinüberging, aber er zeigte keinerlei Überraschung über ihr Weggehen und machte auch keinen Versuch, ihr zu folgen.
    Ihr Abgang war zugleich das Zeichen für meinen Auftritt. Ich schoß förmlich von meinem Platz hinter der Bar hervor und saß Sekunden später, nachdem ich mich nur gerade so schnell bewegt hatte, wie meine Würde es erlaubte, auf dem freien Hocker neben ihm. Er gab keinen Kommentar dazu ab und machte auch keinerlei Anstalten, mir einen Drink anzubieten, aber der eine flüchtige Blick, den er mir zuwarf, ließ mich erkennen, daß er mich für einen nicht unakzeptablen Ersatz hielt. Ich schaute mich um, da ich sichergehen wollte, daß sonst niemand vorhatte, mir meinen Platz streitig zu machen. Den Männern, die die Zielscheibe umringten, schien es gleichgültig zu sein. Sie waren vollauf damit beschäftigt, ein Punkteergebnis zu kommentieren. Ich blickte schnell zur Bar hinüber, um zu sehen, ob der Boß meine Abwesenheit bemerkt hatte, aber er nahm pausenlos Bestellungen entgegen. Ich sah, daß Madeleine bereits an einem Glas Champagner aus der einzigen Flasche, die es im Pub gab, nippte. Das Getränk war ihr von einem Fremden spendiert worden, dessen eleganter zweireihiger Blazer und gestreifte Fliege mich davon überzeugten, daß sie sich nicht länger mit Roger abgeben würde. Sie schien zumindest für die nächsten zwanzig Tage untergebracht zu sein.
    Ich blickte zu Roger hoch – ich kannte seinen Namen bereits seit einer ganzen Weile, obgleich ich ihn nie mit diesem angesprochen hatte und auch nicht sicher war, ob er meinen wußte. Ich fing an, in ziemlich übertriebener Weise mit den Wimpern zu klimpern. Ich kam mir dabei ein bißchen lächerlich vor, aber es entlockte meinem Gegenüber doch wenigstens ein freundliches Lächeln. Er beugte sich vor und berührte meine Wange mit überraschend sanften Händen. Weder er noch ich verspürten das Bedürfnis zu sprechen. Wir waren beide einsam, und jede Erklärung schien überflüssig. Wir saßen schweigend da, er gelegentlich einen Schluck aus seinem Glas Bier nehmend und ich von Zeit zu Zeit meine Beine neu ordnend, während einige Schritte von uns entfernt die Wurfpfeile weiter ihrer ungewissen Flugbahn folgten.
    Als der Wirt »Polizeistunde!« rief, goß sich Roger den Rest seines Biers hinter die Binde, während die Wurfpfeil-Spieler ihren letzten Durchgang begannen.
    Niemand machte irgendwelche Bemerkungen, als wir gemeinsam aufbrachen, und es überraschte mich, daß Roger nicht protestierte, als ich ihn zu seiner Hälfte eines kleinen Doppelhauses begleitete. Ich wußte bereits genau, wo er wohnte, da ich ihn bei mehreren Gelegenheiten, eingereiht in eine Schlange unlustiger morgendlicher Fahrgäste, an der Bushaltestelle in der Dobson Street hatte warten sehen. Einmal hatte ich mich sogar auf einer naheliegenden Mauer niedergelassen, um seine Gesichtszüge genauer zu studieren. Es war ein nichtssagendes, fast gewöhnliches Gesicht, aber er hatte die wärmsten Augen und das freundlichste Lächeln, das mir je bei einem Mann

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