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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der perfekte Dreh
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beim Skilift zu sein und so fast immer die jungen Burschen in der Anzahl der Abfahrten zu schlagen.
    Travers schien ein aufrichtiges Interesse daran zu haben, daß ich eine kleine Kunstgalerie im West End besaß; wie sich herausstellte, war er selbst so etwas wie ein Sammler, und zwar einer, der sich auf die unbedeutenderen Impressionisten spezialisiert hatte. Er versprach, vorbeizukommen und sich meine nächste Ausstellung anzusehen, sobald er wieder zurück in London sein werde.
    Ich versicherte ihm, daß er stets willkommen wäre, vergaß es jedoch gleich wieder. Tatsächlich sah ich Travers nur noch ein paarmal während des restlichen Urlaubs; einmal unterhielt er sich mit der Ehefrau eines meiner Freunde, der eine Galerie hatte, die auf Orientteppiche spezialisiert war, und später bemerkte ich ihn, als er Caroline gewandt die tückische A-Piste hinab nachfuhr.
    Es war sechs Wochen später, und an jenem Abend in meiner Galerie dauerte es einige Minuten, bis mir dämmerte, wen ich vor mir hatte. Ich mußte den Teil meines Gedächtnisses bemühen, der für den Abruf von Namen zuständig ist – eine Fähigkeit, auf die Politiker sich täglich verlassen können.
    »Schön, Sie zu sehen, Edward«, sagte er. »Ich habe die lobende Kritik, die Sie im Independent bekommen haben, gelesen und mich an Ihre freundliche Einladung zu der Vernissage erinnert.«
    »Schön, daß Sie kommen konnten, Patrick«, antwortete ich, nachdem mir noch rechtzeitig sein Name wieder eingefallen war.
    »Ich bin kein großer Freund von Champagner«, eröffnete er mir, »aber ich nehme jede lange Reise in Kauf, um mir einen Vuillard anzusehen.«
    »Sie halten viel von ihm?«
»O ja. Ich würde ihn ungefähr mit Pissarro und Bonnard auf dieselbe Stufe stellen, und er ist immer noch einer der am meisten unterschätzten Impressionisten.«
»Ich stimme Ihnen zu«, entgegnete ich. »Aber in meiner Galerie wird Vuillard schon seit längerer Zeit so beurteilt.«
»Wieviel kostet die ›Dame am Fenster‹?« fragte er.
»Achtzigtausend Pfund«, sagte ich ruhig.
»Sie erinnert mich an eins seiner Bilder, das im Metropolitan hängt«, sagte er, während er den Katalog studierte.
Ich war beeindruckt und wies Travers darauf hin, daß der New Yorker Vuillard nur einen Monat nach diesem hier, den er so bewunderte, entstanden war.
Er nickte. »Und der kleine Akt?«
»Siebenundvierzigtausend«, sagte ich.
»Wenn ich mich nicht irre, stellt es Mrs. Hensell dar, die Frau seines Händlers und gleichzeitig Vuillards zweite Geliebte. Die Franzosen sind in diesen Dingen immer soviel zivilisierter als wir. Aber mein Lieblingsbild in dieser Ausstellung«, fuhr er fort, »läßt sich sicherlich mit seinen besten Arbeiten vergleichen.« Er drehte sich um zu einem großen Ölbild, das ein junges klavierspielendes Mädchen und dessen Mutter darstellte, die sich vorbeugte, um eine Notenseite umzublättern.
»Prächtig«, sagte er. »Darf ich fragen, wieviel es kostet?«
»Dreihundertundsiebzigtausend Pfund«, erwiderte ich und fragte mich, ob ein solches Preisetikett das Bild außerhalb von Travers’ Einkommensbereich rückte.
»Was für ein toller Abend, Edward«, sagte eine Stimme hinter mir.
»Percy!« rief ich aus und drehte mich um. »Hast du nicht gesagt, du kannst nicht kommen?«
»Ja, habe ich gesagt, alter Junge, aber mir wurde klar, ich würde nicht die ganze Zeit allein zu Hause sitzen können, also bin ich hierher gekommen, um meinen Kummer in Champagner zu ertränken.«
»Das war der richtige Entschluß«, sagte ich. »Es tut mir leid, was ich über Diana gehört habe«, fügte ich hinzu, aber Percy war schon weitergegangen. Als ich mich wieder umdrehte, um mein Gespräch mit Patrick Travers fortzusetzen, war er spurlos verschwunden. Ich blickte suchend im Raum umher und entdeckte ihn in der hintersten Ecke der Galerie, wo er, ein Glas Champagner in der Hand, mit meiner Frau plauderte. Sie trug ein schulterfreies grünes Kleid, das in meinen Augen ein wenig zu modisch war. Travers’ Blick schien an einer Stelle wenige Zentimeter unterhalb ihrer Schultern zu haften. Ich würde mir nichts dabei gedacht haben, wenn er sich an diesem Abend noch mit jemand anderem unterhalten hätte.
Die nächste Gelegenheit, bei der ich Travers begegnete, ergab sich ungefähr eine Woche später, als ich mit einem geringfügigen Bargeldbetrag von der Bank zur Galerie zurückkehrte. Er stand erneut vor dem Ölbild von Vuillard mit Mutter und Kind am Klavier.
»Guten Morgen,

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