Archer Jeffrey
Position ja wohl klar sein dürfte.«
Freddie nickte zustimmend. »Neunzehnhundertfünfundsiebzig« sagte er fest und drehte anschließend das Kärtchen um.
»Taylors 1927«, las ich deutlich auf der verkehrt herum liegenden Karte.
Noch einmal wandte sich Barker mit einer scharfen Bewegung zu seinem Gastgeber um, der sich vor Lachen schüttelte. Der Butler starrte den Gast seines Herrn mit gequältem Blick an. Barker zögerte nur einen kurzen Moment, bevor er aus der Innentasche seines Jacketts ein Scheckbuch zog. Er füllte einen Scheck auf den Namen »Sefton Hamilton« aus und setzte die Summe von zweihundert Pfund ein. Dann signierte er und reichte den Scheck über den Tisch an seinen Gastgeber weiter.
»Das war nur die Hälfte unseres Abkommens«, sagte Hamilton, der jede Sekunde seines Triumphs in vollen Zügen genoß.
Barker erhob sich, hielt inne und sagte: »Ich bin ein Aufschneider.«
»Das sind Sie in der Tat, Sir«, entgegnete Hamilton.
Nachdem ich drei der unangenehmsten Stunden meines Lebens hinter mir hatte, gelang mir kurz nach vier Uhr gemeinsam mit Henry und Freddie Barker die Flucht. Als Henry den Wagen von Sefton Hall wegsteuerte, sprach keiner von uns ein Wort. Vielleicht dachten Henry wie auch ich, wir sollten es Barker überlassen, sich als erster zu äußern.
»Ich fürchte, meine Herren«, sagte er schließlich, »daß ich während der nächsten paar Stunden kein guter Gesellschafter sein werde. Daher will ich, wenn Sie nichts dagegen haben, einen tüchtigen Spaziergang machen und dann gegen halb acht zum Dinner im ›Hamilton Arms‹ wieder zu Ihnen stoßen. Ich habe für acht Uhr einen Tisch bestellt.« Ohne weiteren Kommentar gab Barker Henry ein Zeichen, den Wagen anzuhalten, und wir sahen zu, wie er ausstieg und in einen Feldweg einbog. Henry fuhr erst weiter, als sein Freund ganz außer Sichtweite war.
Ich hatte großes Mitgefühl mit Barker, obwohl die ganze Sache mir Kopfzerbrechen bereitete. Wie konnte der Vorsitzende der Wine Society solche grundlegenden Fehler machen? Ich brauchte schließlich auch bloß eine Seite von Dickens zu lesen, um sofort zu wissen, daß der Text nicht von Graham Greene stammte.
Wie Dr. Watson verspürte ich das Verlangen nach einer ausführlicheren Erklärung.
Als Barker kurz nach halb acht das »Hamilton Arms« betrat, saßen wir bereits am Kamin im Klubraum. Jetzt, nachdem er sich Bewegung gemacht hatte, schien seine Gemütsverfassung bei weitem gebessert. Er plauderte über Unbedeutendes und erwähnte nicht mit einem Wort, was sich zu Mittag ereignet hatte.
Es muß ein paar Minuten später gewesen sein, ich schaute gerade auf die alte Uhr über der Tür, als ich Hamiltons Butler entdeckte, der an der Bar saß und in ein ernstes Gespräch mit dem Gastwirt vertieft zu sein schien. Ich würde mir nichts weiter dabei gedacht haben, hätte ich nicht, als er in unsere Richtung deutete, in seinem Gesicht denselben angstvollen Ausdruck bemerkt, der mir bereits am selben Nachmittag aufgefallen war. Der Wirt machte einen gleichermaßen besorgten Eindruck und sah drein, als habe ein Zollbeamter ihn für schuldig befunden, nicht dem Eichgesetz gemäß auszuschenken.
Er ergriff ein paar Speisekarten und kam zu unserem Tisch herüber.
»Die brauchen wir nicht«, sagte Barker. »Ihr Ruf geht Ihnen voraus. Wir begeben uns in Ihre Hände. Wir werden essen, was immer Sie empfehlen.«
»Ich danke Ihnen, Sir«, sagte er und reichte unserem Gastgeber die Weinkarte.
Für eine Weile studierte Barker den Inhalt der in Leder gebundenen Karte, bis ein breites Lächeln auf sein Gesicht trat. »Ich glaube, Sie sollten lieber auch die Weine auswählen«, sagte er, »denn ich habe das Gefühl, daß Sie wissen, was ich erwarte.«
»Selbstverständlich, Sir«, entgegnete der Gastwirt, als Freddie ihm die Weinkarte zurückgab, was mich völlig verwirrte, da dies doch, wie ich mich erinnerte, angeblich Barkers erster Besuch des Gasthofs war.
Während wir unsere Unterhaltung fortsetzten, machte sich der Wirt auf den Weg in die Küche und kehrte erst eine knappe Viertelstunde später wieder zurück.
»Ihr Tisch ist bereit, meine Herren«, sagte er, und wir folgten ihm in ein angrenzendes Eßzimmer. Darin stand nur ein Dutzend Tische, aber da unserer als einziger noch frei war, gab es für uns keinen Zweifel an der Beliebtheit des Gasthofs.
Der Wirt hatte ein leichtes Abendessen ausgewählt, das aus einer klaren Kraftbrühe und anschließend dünnen Scheiben gebratener Ente bestand. Fast
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