Archer Jeffrey
hoffen, daß Sie diesmal eine bessere Leistung erbringen«, sagte Hamilton, der nicht imstande war, seine Befriedigung zu verbergen. Barker begann erneut, den Wein herumzuschwenken. Er schien diesmal länger zu brauchen, schnupperte mehrmals daran, bevor er das Glas an die Lippen hob und endlich einen Schluck daraus nahm.
Auf seinem Gesicht erschien ein Lächeln, das signalisierte, daß er den Wein sofort erkannt hatte, und er zögerte nicht mit seiner Antwort. »Ein 1978er Château la Louvière.«
»Dieses Mal haben Sie das richtige Jahr genannt, aber den Wein beleidigt.«
Sofort drehte Barker das Kärtchen um und las ungläubig vor, was darauf stand: Château Lafite 1978. Sogar ich wußte, daß die genannte Sorte einer der edelsten Rotweine war, die man je zu kosten hoffen durfte. Barker verfiel in ein tiefes Schweigen und fuhr fort, in seinem Essen herumzustochern. Hamilton schien den Wein fast ebenso sehr zu genießen wie das Halbzeitergebnis, »Einhundert Pfund gehen an mich und nichts an den Vorsitzenden der Wine Society « , erinnerte er uns. Peinlich berührt, versuchten Henry und ich, das Tischgespräch nicht versickern zu lassen, bis der dritte Gang aufgetragen worden war – ein Zitronen-Limetten-Soufflé, das, was Präsentation und Raffinesse anbetraf, nicht mit dem zu vergleichen war, was Suzanne anzubieten hatte.
»Sollen wir zu meiner dritten Herausforderung übergehen?« fragte Hamilton scharf.
Wieder nahm Adams eine Karaffe vom Tisch und begann den Wein einzugießen. Ich war überrascht zu sehen, daß er beim Füllen von Barkers Glas ein wenig davon verschüttete.
»Sie Tolpatsch!« bellte Hamilton.
»Ich bitte um Vergebung, Sir«, sagte Adams. Mit einer Serviette wischte er das Vergossene von dem hölzernen Tisch. Während er dies tat, warf er Barker einen verzweifelten Blick zu, der – da war ich ganz sicher – nichts mit dem verschütteten Wein zu tun hatte. Er blieb jedoch weiterhin stumm, während er seine Runde um die Tafel fortsetzte.
Einmal mehr vollzog Barker sein Ritual: das Schwenken, das Schnuppern und schließlich das Kosten. Diesmal brauchte er noch länger. Hamilton wurde ungeduldig und trommelte mit seinen dicken Fingern auf den großen Tisch aus der Zeit Jakobs I.
»Es ist ein Sauternes«, sagte Barker.
»Jeder Trottel könnte Ihnen das verraten«, sagte Hamilton. »Ich will das Jahr und den Hersteller wissen.«
Sein Gast zögerte. »Ein 1976er Château Guiraud«, sagte er dann entschieden.
»Wenigstens bleiben Sie konsequent«, entgegnete Hamilton. »Sie irren sich jedes Mal.«
Barker drehte hastig das Kärtchen um.
»Ein 1980er Château d’ Yquem«, sagte er fassungslos. Es war ein Jahrgang, der sonst nur ganz unten auf den Weinkarten teurer Restaurants aufschien und den zu kosten mir noch nie vergönnt gewesen war. Ich war äußerst verblüfft, daß Barker sich bei der Mona Lisa unter den Weinen hatte irren könne.
Barker drehte sich rasch zu Hamilton um und wollte protestieren, muß aber genau zu demselben Zeitpunkt wie ich Adams gesehen haben, der hinter seinem Gebieter stand und am ganzen Körper zitterte. Ich wünschte mir, Hamilton möge den Raum verlassen, damit ich Adams fragen könnte, was ihm solche Angst bereite, aber der Herr über Sefton Hall hatte jetzt Blut geleckt.
Unterdessen starrte Barker den Butler noch einen Augenblick an, senkte jedoch, als er dessen Unbehagen spürte, den Blick und steuerte nichts mehr zu der Unterhaltung bei, bis ungefähr zwanzig Minuten darauf der Portwein eingegossen wurde.
»Ihre letzte Chance, einer kompletten Demütigung aus dem Wege zu gehen«, sagte Hamilton.
Eine Käseplatte mit verschiedenen Sorten wurde hereingebracht, und jeder Gast traf seine eigene Wahl – ich blieb bei einem Cheddar, von dem ich Hamilton hätte sagen können, daß er nicht in Somerset hergestellt worden war. Inzwischen goß der mittlerweile kreidebleiche Butler den Portwein ein. Ich begann mich zu fragen, ob er wohl gleich ohnmächtig werden würde, aber irgendwie gelang es ihm doch, alle vier Gläser zu füllen, bevor er sich wieder einen Schritt hinter dem Stuhl seines Gebieters postierte. Hamilton schien nichts Außergewöhnliches zu bemerken.
Barker trank den Portwein, ohne sich mit den vorherigen Präliminarien aufzuhalten.
»Ein Taylors«, begann er.
»Einverstanden«, sagte Hamilton. »Aber da es auf der ganzen Welt nur drei anständige Portweinlieferanten gibt, kann es hier nur um den Jahrgang gehen – was Ihnen, Mr. Barker, in Ihrer gehobenen
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