Archer Jeffrey
der Stabschef ein.
»In spätestens einer Stunde, Andy!« betonte der Präsident, ohne ihm auch nur einen Blick zu gönnen. »Falls ich herausfinde, daß die CIA auf irgendeine Weise an dem Anschlag in Kolumbien beteiligt war, drehe ich Dexter den Hals um!«
»Ich werde den Außenminister ersuchen, sofort zu dir zu kommen«, versicherte Lloyd. Er verschwand in einem angrenzenden Büro und wählte Larry Harringtons Nummer im Außenministerium. Selbst übers Telefon war unverkennbar, daß der Texaner seine Genugtuung darüber nicht verhehlen konnte, wie rasch er doch recht behalten hatte.
Nach dem Telefonat kehrte Lloyd in sein eigenes Büro zurück, schloß die Tür und saß für kurze Zeit still an seinem Schreibtisch. Sobald er sich die Worte gründlich überlegt hatte, wählte er die Nummer eines Telefons, das nur eine einzige Person je abhob.
»Direktorin«, meldete Helen Dexter sich lediglich.
Connor Fitzgerald reichte dem australischen Zollbeamten seinen Reisepaß. Es wäre Ironie gewesen, hätte der Beamte etwas daran zu bemängeln gehabt, denn zum erstenmal seit drei Wochen benutzte Fitzgerald seinen richtigen Namen. Der Beamte tippte Namen und Daten ein und studierte kurz den Computermonitor; dann tippte er auf ein paar weitere Tasten.
Auf dem Monitor erschien nichts Ungewöhnliches, und der Beamte stempelte das Touristenvisum in den Paß und sagte: »Einen angenehmen Aufenthalt in Australien, Mr. Fitzgerald.«
Connor dankte und schritt durch die Gepäckhalle, wo er gegenüber der Konsole Platz nahm und auf das Erscheinen seines Koffers wartete. Er achtete stets darauf, nicht als erster durch den Zoll zu gehen, selbst wenn er nichts anzugeben hatte.
Als er am Tag zuvor in Kapstadt gelandet war, hatte sein alter Freund und Kollege Carl Koeter ihn am Flughafen abgeholt. Carl hatte die beiden nächsten Stunden damit verbracht, alles mit Fitzgerald zu besprechen; dann erst hatten sie sich zu einem ausgiebigen Lunch zusammengesetzt, bei dem sie sich über Carls Scheidung unterhielten und darüber, was Maggie und Tara wohl im Schilde führten. Wegen der zweiten Flasche 1982er Rustenberg Cabernet Sauvignon wäre es fast so weit gekommen, daß Connor seinen Flug nach Sydney verpaßt hätte. Im Duty-free-Shop erstand er für seine Frau und die Tochter noch in aller Eile Mitbringsel, auf denen deutlich die Prägung »Made in South Africa« zu erkennen war. Nichts verriet, daß er über Bogota, Lima und Buenos Aires nach Kapstadt gekommen war.
Während Fitzgerald in der Gepäckhalle daraufwartete, daß das Förderband sich in Bewegung setzte, dachte er über das Leben nach, das er seit achtundzwanzig Jahren führte.
Connor Fitzgerald war in einer Familie aufgewachsen, in der Recht und Ordnung großgeschrieben wurden.
Oscar, sein Großvater väterlicherseits, ebenfalls nach einem irischen Dichter benannt, war zur Jahrhundertwende von Kilkenny nach Amerika ausgewandert. Von Ellis Island, wo das Schiff angelegt hatte, war er sofort nach Chicago gefahren, um wie sein Vetter zur Polizei zu gehen.
Während der Prohibition hatte Oscar Fitzgerald zu den wenigen Polizisten gehört, die sich nicht vom Mob bestechen ließen. Aus diesem Grund hatte er es auch nicht weiter als bis zum Sergeanten gebracht. Doch Oscar hatte fünf gottesfürchtige Söhne gezeugt, und er hätte sich munter weiter vermehrt, hätte der Gemeindepfarrer ihm nicht gesagt, es sei der Wille des Allmächtigen, daß er und Mary keine Tochter bekommen würden. Oscars Frau war Vater O’Reilly dankbar für seine klugen Worte – es war schwierig genug, fünf kräftige Jungs vom Gehalt eines Polizeisergeanten großzuziehen. Wehe, wenn Oscar ihr von seinem kärglichen Entgelt auch nur einen Cent mehr gegeben hätte, als ihr zustand! Mary hätte peinlichst genau wissen wollen, woher er ihn hatte.
Nach Verlassen der High School waren drei von Oscars Jungs zur Polizei von Chicago gegangen, wo sie rasch die Beförderung erlangten, die ihr Vater verdient hätte. Der vierte entschloß sich, Priester zu werden, sehr zur Freude Marys. Und der jüngste, Connors Vater, nutzte das Privileg, das er sich als Kriegsveteran erworben hatte und studierte Strafrecht. Nach der erfolgreich bestandenen Abschlußprüfung wurde er beim FBI aufgenommen. Er heiratete 1949 Katherine O’Keefe, die in seiner nächsten Nachbarschaft in der South Lower Street wohnte. Aus ihrer Ehe ging nur ein Kind hervor, ein Sohn, den sie Connor tauften.
Connor erblickte am 8. Februar 1951 im
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