Archer Jeffrey
Freund die Hand.
Als Dick gegen Mitternacht nach Hause kam, schlief Charlotte bereits. Er zog sich aus, schlüpfte in einen Morgenrock und schlich zu Davids Zimmer hinauf. Dann stand er eine ganze Weile neben dem Bettchen seines Sohnes und blickte den Kleinen an.
»Ich werde dir ein Imperium errichten«, flüsterte er. »Ein Verlagsimperium, auf das du stolz sein kannst, wenn du es einmal übernimmst.«
Am nächsten Vormittag berichtete Armstrong Colonel Oakshott, daß er an der Feier zu Arno Schultz’ sechzigstem Geburtstag teilgenommen habe. Er verschwieg dem Colonel jedoch, daß er Julius Hahn kennengelernt hatte. Oakshott wiederum hatte nur eine Neuigkeit für Dick: Major Forsdyke hatte angerufen und um einen weiteren Besuch Armstrongs im russischen Sektor Berlins gebeten. Dick versprach, sich mit Forsdyke in Verbindung zu setzen, verschwieg dem Colonel allerdings, daß er beabsichtigte, zuvor den amerikanischen Sektor zu besuchen.
»Übrigens, Dick«, fiel dem Colonel plötzlich ein, »ich habe Ihren Artikel noch gar nicht gesehen. Den Bericht über die Behandlung der Deutschen in unseren Internierungslagern.«
»Bedauere sagen zu müssen, Sir, das die verdammten Krauts alles andere als kooperativ waren. Ich fürchte, die ganze Sache war reine Zeitverschwendung.«
»Das wundert mich nicht«, entgegnete Oakshott. »Ich hatte Sie gewarnt…«
»Und damit hatten Sie völlig recht, Sir.«
»Trotzdem tut es mir leid«, murmelte der Colonel, »denn ich halte es immer noch für wichtig, diesen Leuten Brücken zu bauen und ihr Vertrauen zu gewinnen.«
»Da bin ich ganz Ihrer Meinung, Sir. Und ich versichere Ihnen, daß ich mich in dieser Hinsicht ehrlich bemühe«, erklärte Armstrong.
»Das weiß ich, Dick. Wie kommt eigentlich Der Telegraf in diesen schweren Zeiten zurecht?«
»Besser als je zuvor. Der Verkauf bricht immer noch alle Rekorde. Ab nächsten Monat bringen wir sogar eine Sonntagsausgabe heraus.«
»Das ist ja eine wundervolle Neuigkeit.« Der Colonel freute sich. »Ich habe übrigens soeben erfahren, daß nächsten Monat der Herzog von Gloucester einen offiziellen Besuch in Berlin machen wird. Das könnte eine gute Story abgeben.«
»Hätten Sie den Artikel gern auf der Titelseite des Telegraf ?« fragte Armstrong.
»Erst wenn ich grünes Licht vom Abschirmdienst bekomme. Dann können Sie – wie nennen Sie es gleich? – die Exklusivrechte an der Geschichte haben.«
»Wie aufregend!« sagte Armstrong, der sich an des Colonels Vorliebe für den Besuch von Würdenträgern und Angehörigen des Königshauses erinnerte. Er stand auf, um zu gehen.
»Vergessen Sie nicht, sich bei Forsdyke sehen zu lassen«, erinnerte ihn der Colonel, ehe Armstrong militärisch grüßte und sich zu seinem Büro zurückfahren ließ.
Armstrong hatte wichtigere Dinge zu erledigen, als einen Major vom Abschirmdienst aufzusuchen. Sobald er die Post auf seinem Schreibtisch durchgesehen und beantwortet hatte, ließ er Sally wissen, daß er den Rest des Tages im amerikanischen Sektor verbringen würde. »Falls Forsdyke anruft, machen Sie bitte für morgen einen Termin für mich.«
Während Private Benson seinen Chef durch die Stadt zum amerikanischen Sektor chauffierte, ging Armstrong noch einmal alles durch, was erforderlich war, seinen Besuch ganz zufällig erscheinen zu lassen. Er wies Benson an, am Bankhaus Holt & Co. zu halten, wo er hundert Pfund von seinem Konto abhob, fast seine gesamten Ersparnisse. Er ließ nur deshalb eine geringe Summe stehen, weil es von den britischen Streitkräften geahndet wurde, wenn ihre Offiziere ihr Konto überzogen.
Kaum befand er sich im amerikanischen Sektor, ließ er Benson vor einer anderen Bank halten, wo er die englischen Pfund gegen vierhundertzehn Dollar eintauschte. Dick konnte nur hoffen, daß sein Einsatz hoch genug war, um Max Sackville zu einem Spiel herauszufordern, bei dem diesmal er die Regeln bestimmen würde.
Bei ihrem gemeinsamen Mittagessen in der amerikanischen Offiziersmesse ließen Armstrong und Sackville sich Zeit. Dick versprach dem amerikanischen Captain, abends zu ihrer gewohnten Pokerrunde zu erscheinen. Nach dem Essen schwang er sich wieder in den Jeep und ließ sich von Benson zum Verlagshaus des Berliner fahren.
Julius Hahn staunte nicht schlecht, Captain Armstrong so bald nach ihrer ersten Begegnung wiederzusehen. Sofort ließ er alles stehen und liegen, um seinem so distinguiert wirkenden Besucher den Verlag zu zeigen. Schon nach wenigen Minuten wurde Armstrong sich
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