Archer Jeffrey
nichts mit Armstrong zu tun haben wollten. Nie versäumte es Dick, den Politikern der Labour Party, die Oxford besuchten, zu versichern, daß er die Verluste von Isis gern auf sich nehme, solange er mit dieser Universitätszeitschrift dazu beitragen könne, daß die nächste Generation von Oxford-Studenten die Labour Party unterstützten. Einige Politiker fühlten sich durch diese Anbiederung eher abgestoßen. Armstrong aber glaubte mehr und mehr, seinen Einfluß und Reichtum ausspielen zu können, falls die Labour Party in der Regierung ans Ruder kam. Und dann konnte er sich vielleicht einen neuen Traum erfüllen – Eigentümer einer Zeitung zu werden, die mit Millionenauflage in ganz Großbritannien erschien.
Im Grunde fragte er sich bereits nur noch, wer ihn daran hindern könnte.
THE TIMES Oktober 1964
Der gestürzte Chruschtschow gibt auf - ›alt und krank‹. Breschnew und Kossygin übernehmen Führung Russlands
Minuten nachdem die Komet gestartet war, löste Keith Townsend den Sicherheitsgurt, öffnete seinen Aktenkoffer und nahm ein Bündel Papiere heraus. Er warf einen verstohlenen Blick auf Kate, die bereits in den neuesten Roman von Patrick White vertieft war.
Noch einmal studierte Keith die Akte über die West Riding Group. War das wirklich seine beste Chance, in Großbritannien Fuß zu fassen? Aber auch hier, in Australien, hatte er damals ja anfangs nur einen kleinen Zeitungsverlag erworben und erst dadurch die Möglichkeit bekommen, Eigentümer der Sydney Chronicle zu werden. Wenn ihm erst einige regionale Blätter in Großbritannien gehörten – da war Keith sicher –, befand er sich in einer viel besseren Position, ein Übernahmeangebot für eine überregionale Zeitung zu machen.
Keith las, daß Harry Shuttleworth den Zeitungskonzern Anfang des Jahrhunderts gegründet hatte. Es hatte damit begonnen, daß er zusätzlich zu seiner sehr erfolgreichen Textilfabrik ein Abendblatt in Huddersfield herausgab. Townsend erkannte dieses Muster wieder: Eine Lokalzeitung stand unter dem Einfluß des größten Arbeitgebers der Region. Auf diese Weise war Keith selbst ja in den Besitz eines Hotels und zweier Kohlengruben gekommen. Jedesmal wenn Shuttleworth in einer weiteren Stadt eine Fabrik eröffnet hatte, folgte zwei Jahre später eine Zeitung. Als er schließlich in den Ruhestand ging, gehörten ihm vier Textilfabriken und vier Zeitungen im West Riding.
Shuttleworths ältester Sohn Frank übernahm nach seiner Rückkehr aus dem Ersten Weltkrieg die Firma, und obwohl sein Hauptinteresse den Textilfabriken galt…
»Hätten Sie gern einen Drink, Sir?«
Townsend nickte. »Einen Whisky mit einem Schuß Soda.« … fügte er den drei Fabriken, die er in Doncaster, Bradford
und Leeds errichtete, ebenfalls Lokalblätter hinzu. Das hatte Frank Shuttleworth dann und wann freundliche Vorwürfe von Beaverbrook, Northcliffe und Rothermere eingebracht, die Frank sich jedoch keineswegs zu Herzen genommen hatte.
Doch nun hatte es ganz den Anschein, als wäre die dritte Generation der Shuttleworth nicht aus demselben Holz geschnitzt. Die Kombination von billig aus Indien importierten Textilien und einem einzigen Sohn, der von Anfang an nie etwas anderes hatte sein wollen als Botaniker, führte dazu, daß die Gewinne der Unternehmensgruppe sanken, kaum daß Frank ein paar Tage unter der Erde war – und das, obwohl er seinem Sohn acht Fabriken, sieben Tageszeitungen, fünf Wochenzeitschriften und ein Magazin hinterlassen hatte, das in der gesamten Grafschaft erschien. Die Fabriken waren Ende 1940 schließlich liquidiert worden, während die Zeitungen gerade noch kostendeckend herausgegeben werden konnten. Es hatten den Anschein, als verdankten sie ihr Überleben lediglich der Loyalität ihrer Leser, doch die letzten Zahlen verrieten, daß es immer schwieriger wurde, die Blätter über Wasser zu halten.
Townsend blickte auf, als ein Tischchen an seiner Armlehne befestigt und eine kleine Damastdecke darüber gebreitet wurde. Als die Stewardeß bei Kate das gleiche tat, legte diese ihren Roman Die im feurigen Wagen zur Seite, schwieg jedoch, um die Konzentration ihres Chefs nicht zu stören.
»Ich möchte, daß Sie das lesen«, sagte Townsend und reichte Kate die ersten paar Seiten des Berichts. »Dann werden Sie verstehen, wieso ich diese Reise nach England mache.«
Townsend öffnete eine zweite Akte, die Henry Wolstenholme für ihn zusammengestellt hatte, ein ehemaliger Kommilitone aus Oxford und nunmehr
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