Archer Jeffrey
Anwalt in Leeds. Townsend konnte sich kaum mehr an Wolstenholme entsinnen; er konnte sich nur noch erinnern, daß Wolstenholme nach wenigen Drinks stets ungewöhnlich gesprächig geworden war. Es wäre Townsend nie in den Sinn gekommen, ihn zu konsultieren, doch da Wolstenholme die West Riding Group seit ihrer Gründung vertrat, blieb ihm keine andere Wahl. Wolstenholme hatte Keith in einem ausführlichen Schreiben auf das Potential des Konzerns aufmerksam gemacht. Auch wenn ein Verkauf der WRG nach außen hin nicht zur Debatte stand – zumindest würde ihr derzeitiger Vorsitzender alle diesbezüglichen Gerüchte empört zurückweisen –, wäre John Shuttleworth wahrscheinlich nur unter der Bedingung bereit, sich von seinen Zeitungen zu trennen, wenn der Käufer so weit wie möglich von Yorkshire entfernt beheimatet war. Townsend lächelte. Was das betraf, dürfte er der bestqualifizierte Kandidat sein, den man sich denken konnte.
Sobald Townsend geantwortet und sein Interesse bekundet hatte, hatte Wolstenholme ein Treffen vorgeschlagen, um über die Einzelheiten zu sprechen. Townsends einzige Bedingung war, daß er sich erst einmal die Druckerpressen der Zeitungen anschauen wolle. »Nichts zu machen«, kam die sofortige Erwiderung. »Shuttleworth will sich nicht auf seinen eigenen Titelseiten wiederfinden, ehe der Kaufvertrag nicht unterzeichnet ist.« Townsend war klar, daß Verhandlungen, die über einen Dritten liefen, nie einfach waren, doch diesmal blieb ihm nichts übrig, als darauf zu hoffen, daß Wolstenholme ihm vielleicht doch mehr Fragen beantworten würde als normalerweise üblich.
Während Townsend die Suppe löffelte, ging er die Zahlen durch, die Clive Jervis für ihn zusammengestellt hatte. Clive schätzte, daß die Gesellschaft etwa hundert- bis hundertfünfzigtausend Pfund wert war, gab jedoch zu bedenken, daß er sich nicht festlegen könne, wenn er nichts weiter gesehen habe als die Bilanz. Zweifellos will er eine Rücktrittsklausel, falls zu einem späteren Zeitpunkt etwas schiefgehen sollte, überlegte Townsend.
»Das ist aufregender als Die im feurigen Wagen «, sagte Kate, nachdem sie die erste Akte zur Seite legte. »Aber welche Rolle soll ich bei der Sache spielen?«
»Das hängt vom Ausgang der Verhandlungen ab«, antwortete Keith. »Wenn ich dieses Geschäft abschließe, benötige ich in allen meinen australischen Zeitungen Berichte darüber. Außerdem möchte ich einen separaten Artikel – einen wesentlich sachlicher verfaßten – für Reuters und den Presseverband. Wichtig ist, die Verleger auf der ganzen Welt darauf aufmerksam zu machen, daß ich jetzt auch außerhalb Australiens meine Hände im Spiel um die Medienmacht habe und ein ernsthafter Konkurrent bin.«
»Wie gut kennen Sie Wolstenholme?« fragte Kate. »Mir scheint, daß Sie sich sehr auf sein Urteilsvermögen verlassen müssen.«
»Ich kenne ihn nicht sonderlich gut«, gestand Keith. »Er war im College zwei Klassen über mir und galt als ziemlich robust.«
»Robust?« fragte Kate verwirrt.
»Während des Herbsttrimesters verbrachte er die meiste Zeit mit der Rugby-Mannschaft der Schule, und die beiden anderen Trimester stand er gern am Ufer und feuerte den CollegeAchter an. Ich glaube, man hat ihn nur deshalb zum Trainer gemacht, weil er eine Stimme hatte, die selbst am anderen Themseufer noch deutlich zu hören war. Hin und wieder schloß er sich der Mannschaft zu einem Glas Ale an, auch wenn sie ein Rennen verloren hatte. Aber das war vor zehn Jahren. Inzwischen könnte er nicht nur Anwalt, sondern längst ein biederer Familienvater geworden sein.«
»Haben Sie eine Ahnung, wieviel die West Riding Group tatsächlich wert ist?«
»Nein, aber ich kann auf jeden Fall ein unverbindliches Angebot machen, noch ehe ich die sechs Druckmaschinen gesehen habe. Bei dieser Gelegenheit kann ich mich auch über die Fähigkeiten der Redakteure und Journalisten informieren. Doch in England sind die Gewerkschaften immer das größte Problem. Falls die West Riding Group einer von diesen Konzernen ist, die nur Mitglieder der Gewerkschaft beschäftigen dürfen, lasse ich die Finger davon, denn so gut das Geschäft auch laufen mag – die Gewerkschaften könnten mich binnen weniger Monate in den Bankrott treiben.«
»Und wenn die Gewerkschaft in dem Unternehmen nicht so viel Einfluß hat?«
»Gehe ich vielleicht bis hundert- oder gar hundertzwanzigtausend. Aber ich werde keine Summe nennen, solange sie nicht durchblicken lassen,
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