Archer Jeffrey
ihre Zeitknappheit bewußt war, legte er Mrs. Sherwoods Anwalt so rasch wie möglich die einzelnen Vertragspunkte dar. Dabei stellte ihm der ältere Herr immer wieder Fragen. Townsend hatte das Gefühl, daß sein Anwalt sie zufriedenstellend beantwortet hatte; denn nachdem sie mit der letzten Seite durch waren, wandte sich Mr. Yablon an seine Mandantin und erklärte: »Ich sehe nichts, was dagegen spräche, daß Sie die zwei Verträge unterschreiben, Mrs. Sherwood. Vorausgesetzt natürlich, die Wechsel sind in Ordnung.«
Townsend warf einen verstohlenen Blick auf die Uhr. Es waren noch achtzehn Minuten bis achtzehn Uhr. Er lächelte, als Tom seine Aktentasche öffnete und die beiden Wechsel hervorholte. Ehe er sie übergeben konnte, wandte Mrs. Sherwood sich an ihren Anwalt und fragte: »Enthält der Buchvertrag die Klausel, daß man eine Konventionalstrafe von einer Million Dollar an mich entrichten muß, falls Schumann nicht binnen eines Jahres nach Unterzeichnung dieses Vertrages hunderttausend Exemplare meines Romans herausgegeben hat?«
»Ja«, versicherte Yablon.
»Und daß man mir eine weitere Million schuldet, falls mein Roman nicht auf die Bestsellerliste der New-York-Times kommt?«
»Das steht alles im zweiten Vertrag«, bestätigte Yablon.
Tom versuchte, sein Erstaunen zu verbergen. Wie konnten einem Mann mit Yablons Erfahrung zwei so eklatante Unterlassungen entgangen sein? Townsend hatte also recht gehabt – es war ihnen gelungen, die Sache nach ihren Vorstellungen durchzuziehen.
»Und Mr. Townsend kann uns Bankwechsel für die vollen Beträge übergeben?« erkundigte sich Mrs. Sherwood. Tom schob die beiden Scheine Yablon zu, der sie an seine Mandantin weitergab, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen.
Townsend wartete auf ein Lächeln von Mrs. Sherwood. Statt dessen runzelte sie die Stirn. »Das ist es aber nicht, womit ich mich einverstanden erklärt habe«, sagte sie.
»Das glaube ich aber doch«, entgegnete Townsend, der sich die Wechsel an diesem Vormittag persönlich vom Hauptkassierer der Chase Manhattan Bank hatte aushändigen lassen; überdies hatte er sie selbst noch einmal sorgfältig überprüft.
»Dieser hier«, Mrs. Sherwood hielt den Zahlschein über zwanzig Millionen in die Höhe, »ist in Ordnung. Aber der hier ist nicht das, um was ich gebeten hatte!«
Townsend blickte sie verwirrt an. »Aber Sie haben sich doch mit einem Vorschuß von hunderttausend Dollar für Ihren Roman einverstanden erklärt.« Er spürte, wie ihm der Mund trocken wurde.
»Das stimmt«, sagte Mrs. Sherwood bestimmt, »doch ich hatte erwartet, daß dieser Scheck über zwei Millionen und einhunderttausend Dollar ausgestellt sein würde.«
»Aber die zwei Millionen sollten doch erst später gezahlt werden – und auch nur dann, falls wir Ihre Bedingungen nicht einhalten können, die Veröffentlichung Ihres Romans betreffend«, protestierte Townsend.
»Ich bin nicht bereit, ein solches Risiko einzugehen, Mr. Townsend.« Sie starrte ihn über den Tisch hinweg an.
»Ich verstehe nicht…«
»Dann lassen Sie mich es Ihnen erklären. Ich erwarte, daß Sie Mr. Yablon weitere zwei Millionen Dollar zur Verwaltung auf einem Treuhandkonto überlassen. Er wird in zwölf Monaten als einziger bestimmen, wer das Geld bekommen soll.« Sie machte eine Pause. »Wissen Sie, mein Schwager Alexander hat einen Gewinn von einer Million Schweizer Franken in Form eines Faberge-Eies, ohne mich auch nur mit einem Wort darüber zu informieren. Ich beabsichtige deshalb, mit meinem Roman einen Gewinn von über zwei Millionen Dollar zu machen, ohne es ihm mitzuteilen.«
Townsend schnappte unwillkürlich nach Atem. Mr. Yablon lehnte sich im Sessel zurück, und Tom erkannte, daß er nicht der einzige gewesen war, der die ganze Nacht durchgearbeitet hatte.
»Wenn das Selbstvertrauen Ihres Mandanten sich als fundiert erweist«, sagte Mr. Yablon, »werde ich ihm in genau zwölf Monaten sein Geld mit Zinsen zurückgeben.«
»Andererseits«, warf Mrs. Sherwood ein, deren Blick von Townsend zu Tom gewandert war, »falls Ihr Mandant nie ernsthaft die Absicht hatte, meinen Roman zu verlegen und zu einem Bestseller zu machen…«
»Aber das sind nicht die Bedingungen, auf die wir uns gestern geeinigt haben, Sie und ich!« Nun starrte Townsend Mrs. Sherwood an.
Sie versuchte ein zaghaftes Lächeln und errötete nicht im geringsten. »Es tut mir leid, Mr. Townsend, ich habe gelogen.«
»Aber Sie haben meinem Mandanten nur elf Minuten gelassen, zwei
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