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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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Buchmacher überlisten zu können. Auf Seite 72 nannte Lucky Joe den Mindestbetrag – zehn Pfund –, doch da Keith’ Vater sich immer noch im Ausland befand und seine Mutter ihm schon aus Prinzip kein Geld gab, hatte Keith keine Möglichkeit, umgehend zu beweisen, daß Lucky Joe recht hatte.
Keith gelangte zu dem Schluß, daß er irgendwie an eine Summe herankommen mußte, die zehn Pfund möglichst überstieg; da es jedoch gegen die Schulordnung verstieß, während der Trimester Geld zu verdienen, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich damit zufriedenzugeben, Lucky Joes Buch ein weiteres Mal zu lesen. Keith hätte eine Eins im Trimesterabschlußzeugnis bekommen, wäre Wie man den Buchmacher austrickst die Pflichtlektüre gewesen.
In den nächsten Ferien kehrte Keith nach Toorak zurück und sprach mit Florrie über seine finanziellen Probleme. Sie erzählte ihm, wie ihre Brüder sich während der Schulferien zusätzliches Taschengeld verdient hatten. Keith befolgte Florries Rat und begab sich am nächsten Samstag wieder zur Rennbahn, diesmal aber nicht, um Wetten abzuschließen – dazu fehlte ihm noch immer das nötige Kapital –, sondern um hinter den Stallungen Pferdeäpfel in einen Zuckersack zu schaufeln, den Florrie ihm gegeben hatte. Mit dem schweren Sack auf der Lenkstange radelte er nach Melbourne zurück und verteilte den Dung auf den Blumenbeeten seiner Verwandten. Nach zehn Tagen und siebenundvierzig solcher Fahrradtransporte zur Rennbahn und zurück hatte Keith dreißig Shilling eingenommen, den Düngemittelbedarf seiner gesamten Verwandtschaft befriedigt und obendrein die Düngerversorgung ihrer unmittelbaren Nachbarn übernommen.
Am Ende der Ferien hatte er fast vier Pfund beisammen. Nachdem seine Mutter ihm schließlich sein Taschengeld von einem Pfund für das kommende Trimester ausgehändigt hatte, konnte Keith es gar nicht erwarten, sein Glück wieder auf der Rennbahn zu versuchen. Das einzige Problem bestand darin, daß Lucky Joe bei seinem narrensicheren System auf Seite 72 darauf hinwies: »Versuchen Sie dieses System nicht mit weniger als zehn Pfund zu spielen«, was auf Seite 73 wiederholt wurde.
Keith wollte Wie man den Buchmacher austrickst gerade ein neuntes Mal lesen, als ihn Mr. Clarke, der Internatsleiter, während der Lesestunde dabei ertappte, wie er das Buch durchblätterte. Nicht nur, daß sein kostbarster Besitz beschlagnahmt und wahrscheinlich vernichtet wurde – Keith mußte auch noch die Demütigung über sich ergehen lassen, vor versammelter Schülerschaft vom Rektor Prügel zu beziehen. Während er sich über den Tisch beugte, starrte er unwillkürlich auf Desmond Motson in der vordersten Reihe, der seine Schadenfreude nicht verbergen konnte.
Mr. Clarke erklärte Keith an diesem Abend, ehe das Licht ausgeschaltet wurde, daß er ohne seine Fürsprache zweifellos der Schule verwiesen worden wäre. Keith wußte, das hätte seinem Vater gar nicht gefallen – Sir Graham war zur Zeit auf dem Rückweg von einem Ort namens Jalta auf der Krim –, genauso wenig wie seiner Mutter, die bereits davon sprach, daß ihr Sohn nach dem Schulabschluß eine Universität namens Oxford in England besuchen sollte. Doch für Keith war es immer noch wichtiger, eine Möglichkeit zu finden, aus seinen knapp vier Pfund ein Vermögen von zehn Pfund zu machen.
Während der dritten Woche des neuen Trimesters kam Keith eine Idee, wie sein Geld sich auf eine Weise verdoppeln ließ, die niemals auffliegen würde.
Der Süßwarenstand der Schule war jeden Freitag zwischen siebzehn und achtzehn Uhr geöffnet und blieb dann bis zur gleichen Zeit in der darauffolgenden Woche geschlossen. Bereits am Montag hatten die meisten Jungen ihre sämtlichen Süßigkeiten verschlungen, sich durch ihren Vorrat an Kartoffelchips gemampft und zahllose Flaschen Limonade in sich hineingeschüttet. Obwohl sie im Augenblick genug von all dem süßen Zeug hatten, bezweifelte Keith keinen Augenblick, daß es die Burschen schon bald wieder danach gelüsten würde. Er überlegte sich, daß unter den gegebenen Umständen die Zeit zwischen Dienstag bis Donnerstag ideal für einen Verkauf wäre. Er benötigte lediglich einen gewissen Bestand der gängigsten Artikel, die am Süßwarenstand zu haben waren, um sie dann mit gutem Gewinn zu verkaufen, sobald die Jungen ihre Wochenration verschlungen hatten.
Als der Süßwarenstand am folgenden Freitag öffnete, stand Keith an der Spitze der langen Schlange. Der Lehrer, der die Aufsicht

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