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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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unfehlbares System ausprobieren zu können.
Doch beim Lateinunterricht am Mittwochnachmittag begann Keith’ eigenes unfehlbares System zu versagen. Der Rektor kam unerwartet ins Klassenzimmer und forderte Townsend auf, ihm unverzüglich auf den Flur zu folgen. »Und bring den Schlüssel zu deinem Spind im Umkleideraum mit.« Während sie schweigend über den langen grauen Flur marschierten, reichte Mr. Jessop Keith ein Blatt Papier. Keith studierte die Liste, die er viel besser auswendig kannte als die Tabellen in seinem Lateinbuch. Pfefferminzstangen 8 Pence, Chips 4 Pence, gefüllte Schokolade 4 Pence, Limonade 1 Shilling. Verkauf von 17-18 Uhr am Mittwoch vor Spind 18. »Wer zuerst kommt, mahlt zuerst.«
Keith bemühte sich, eine gleichmütige Miene beizubehalten, während er über den Flur eskortiert wurde.
Als sie den Umkleideraum betraten, sah Keith seinen Internatsleiter und den Sportlehrer bereits vor seinem Spind stehen.
»Schließ die Tür auf, Townsend«, befahl der Rektor barsch.
Keith schob den kleinen Schlüssel ins Schloß und drehte ihn langsam; dann schwang er die Tür auf, und alle vier blickten in den Spind. Mr. Jessop war sichtlich verblüfft, nichts weiter darin zu erblicken als einen Cricketschläger, ein Paar alte Kniepolster und ein zerknittertes weißes Hemd, das offenbar seit Wochen nicht mehr getragen war.
Der Rektor sah verärgert aus, der Internatsleiter verdutzt, und der Sportlehrer verlegen.
»Könnte es sein, daß Sie den Falschen verdächtigt haben?« fragte Keith mit Unschuldsmiene.
»Mach die Tür wieder zu, und geh sofort zum Unterricht zurück, Townsend«, wies der Rektor ihn an. Keith gehorchte mit gleichmütigem Kopfnicken und schlenderte über den Flur zurück.
Als er wieder an seinem Pult saß, erkannte Keith, daß er sich entscheiden mußte, was er nun tun sollte. Sollte er seine Ware in Sicherheit bringen und seine Investition retten? Oder sollte er einen kleinen Hinweis geben, wo die Ware vielleicht gefunden werden könnte, und auf diese Weise ein für allemal eine alte Rechnung begleichen?
Desmond Motson drehte sich um und starrte Keith an. Er war sichtlich überrascht und enttäuscht, daß Townsend wieder auf seinem Platz war.
Keith bedachte ihn mit einem breiten Lächeln. Nun wußte er, welche Entscheidung er treffen mußte.
    THE TIMES 9. März 1936
Deutsche Truppen im Rheinland
    Als die Deutschen die entmilitarisierte Zone des Rheinlandes vertragswidrig besetzt hatten, hörte Lubji zum erstenmal den Namen Adolf Hitler.
    Seine Mutter war jedesmal zutiefst entsetzt, wenn sie in der Wochenzeitschrift des Rabbi von den Untaten des Führers las. Sobald Zelta mit einer Seite fertig war, reichte sie diese ihrem ältesten Sohn. Sie hörte erst zu lesen auf, wenn es zu dunkel für sie wurde, um die Worte entziffern zu können. Lubji konnte für gewöhnlich noch einige Minuten länger lesen.
    »Müssen wir alle den gelben Judenstern tragen, falls Hitler über unsere Grenze kommt?« fragte er.
Zelta tat so, als wäre sie eingeschlafen.
Seit einiger Zeit konnte sie es vor den anderen Familienmitgliedern nicht mehr verbergen, daß sie von allen ihren Kindern Lubji am liebsten hatte – und das, obwohl sie ihn verdächtigte, am Verschwinden ihrer kostbaren Brosche schuld zu sein. Voller Stolz hatte sie verfolgt, wie er zu einem großen, gutaussehenden jungen Burschen herangewachsen war. Doch in einem Punkt blieb Zelta eisern: Trotz Lubjis Erfolgen als Händler, von denen zugegebenermaßen die ganze Familie profitierte, mußte er Rabbi werden. Sie selbst mochte ihr Leben vergeudet haben, doch Lubji sollte seine Chance nutzen.
Während der vergangenen sechs Jahre hatte Zeltas Onkel, der Rabbi, Lubji jeden Vormittag in seinem Haus auf dem Hügel unterrichtet. Gegen Mittag entließ er ihn dann, damit er zum Markt zurückkehren konnte, wo er inzwischen einen eigenen Stand erworben hatte. Ein paar Wochen nach Lubjis Bar-Mizwa-Feier hatte der alte Rabbi Zelta einen Brief ausgehändigt, in dem Lubji ein Stipendium an der jüdischen Oberschule in Ostrau zugesichert wurde. Es war der glücklichste Tag in Zeltas Leben. Sie wußte, daß ihr Sohn klug war, vielleicht sogar außerordentlich klug, doch ihr war auch klar, daß sie eine solche Zusage nur dem Einsatz und dem guten Ruf ihres Onkels zu verdanken hatten.
Als Lubji von diesem Stipendium erfuhr, versuchte er, sich seine Bestürzung nicht anmerken zu lassen. Obwohl er sich nur noch an den Nachmittagen auf dem Markt aufhalten durfte, machte

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