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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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welcher Sprache und welchen Erscheinungsdatums.
HITLER BLICKT NACH OSTEN, stand auf der Titelseite der Ostrava. Als Lubji Seite sieben aufschlagen wollte, um den eigentlichen Artikel zu lesen, stellte er fest, daß die Seite fehlte
– was ihn jedoch nicht davon abhielt, sich zu fragen, wie lange es noch dauern würde, bis des Führers Panzer in die Tschechoslowakei einrollten. Und eines stand für Lubji fest: Zur Rasse von Hitlers Herrenmenschen gehörten er und seinesgleichen ganz bestimmt nicht.
An diesem Vormittag äußerte er in der Geschichtsstunde seine Besorgnis, doch der Lehrer konnte offenbar nicht weiter als bis zu Hannibal denken und ob der es über die Alpen schaffte. Lubji klappte sein altes Geschichtsbuch zu und marschierte, ohne die Konsequenzen zu bedenken, aus dem Klassenzimmer und den Flur hinunter zu den Privaträumen des Direktors. Vor einer Tür, durch die er bisher noch nie getreten war, zögerte er kurz; dann klopfte er entschlossen an.
»Herein!« rief eine Stimme.
Lubji öffnete langsam die Tür und betrat das Arbeitszimmer des Schulleiters. Der gottesfürchtige Mann trug seine roten und grauen Amtsroben, und auf seinen langen schwarzen Ringellocken saß ein schwarzes Käppchen. Er blickte von seinem Schreibtisch auf. »Ich nehme an, dich führt eine Angelegenheit von außerordentlicher Dringlichkeit zu mir, Hoch?«
»Ja, Herr Direktor«, versicherte Lubji. Dann verlor er den Mut.
»Nun?« drängte der Direktor, nachdem sich eine Weile nichts getan hatte.
»Wir müssen uns darauf vorbereiten, von einem Moment zum anderen zu fliehen«, platzte es plötzlich aus Lubji heraus. »Wir müssen davon ausgehen, daß es nicht mehr lange dauern wird, bis Hitler…«
Der alte Mann lächelte den Fünfzehnjährigen an und machte eine wegwerfende Handbewegung. »Hitler hat hundertmal erklärt, daß er kein Interesse daran hat, Gebiete zu besetzen, die nicht zum deutschen Reich gehören«, erklärte er, als würde er einen unbedeutenden Fehler verbessern, der Lubji in einer Geschichtsprüfung unterlaufen war.
»Entschuldigen Sie, daß ich Sie belästigt habe, Herr Direktor.« Lubji erkannte, daß er einen so weltfremden Mann nicht überzeugen konnte, und mochte er seinen Fall noch so überzeugend darlegen.
Doch im Laufe der nächsten Wochen mußte zuerst Lubjis Klassenlehrer und schließlich auch der Direktor zugeben, daß vor ihren Augen Geschichte geschrieben wurde.
An einem warmen Septemberabend forderte der Direktor die Schüler bei seiner täglichen Runde auf, ihre Sachen zu packen, da sie im Morgengrauen des kommenden Tages das Schulgebäude verlassen würden. Er wunderte sich nicht, als er feststellte, daß Lubjis Zimmer bereits geräumt war.
Wenige Minuten nach Mitternacht überquerte eine deutsche Panzerdivision die Grenze und rückte, ohne auf Gegenwehr zu stoßen, gegen Ostrau vor. Die Soldaten durchstöberten die Oberschule, noch ehe die Frühstücksglocke läutete, und zerrten sämtliche Schüler auf die wartenden Lastwagen. Nur einer meldete sich beim Anwesenheitsappell nicht: Lubji Hoch, der die Schule in der Nacht zuvor verlassen hatte.
Nachdem er seine Habseligkeiten in die kleine Lederreisetasche gestopft hatte, schloß Lubji sich dem Flüchtlingsstrom zur ungarischen Grenze an. Er hoffte inständig, daß seine Mutter nicht nur die Zeitungen gelesen, sondern auch Hitlers Absicht vorhergesehen und mitsamt der Familie die Flucht ergriffen hatte. Erst vor kurzem waren Lubji Gerüchte zu Ohren gekommen, daß die Deutschen sämtliche Juden zusammentrieben und in Internierungslager sperrten. Er versuchte, gar nicht erst daran zu denken, was seiner Familie im Fall einer Gefangennahme widerfahren mochte.
Nachdem Lubji sich in dieser Nacht aus dem Eingangstor der Oberschule gestohlen hatte, konnte er die Einheimischen beobachten, die von Haus zu Haus eilten, um ihre Verwandten zu warnen, während andere ihr Hab und Gut auf Pferdewagen luden, die ganz sicher auch vom langsamsten deutschen Panzer eingeholt wurden. Jetzt ist nicht die Zeit, sich Sorgen um Hab und Gut zu machen, hätte Lubji den Leuten am liebsten zugerufen, Möbel und Kleider kann man nicht erschießen. Doch niemand blieb lange genug stehen, um dem hochgewachsenen, muskulösen jungen Mann mit den langen schwarzen Ringellocken zuzuhören, der die Einheitskleidung der jüdischen Oberschule trug. Als die deutschen Panzer das Schulgebäude umzingelten, hatte Lubji bereits mehrere Kilometer auf der Straße zurückgelegt, die nach Süden

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