Archer Jeffrey
Als er der Meinung war, gehört werden zu können, fragte er: »Miß Humphries, sind Sie sich der Konsequenzen bewußt, die diese im letzten Moment getroffene Entscheidung mit sich bringt?«
»Durchaus, Herr Vorsitzender«, versicherte sie.
Eine ganze Schar von Armstrongs Anwälten war bereits protestierend aufgesprungen. Der Vorsitzende hämmerte erneut wie wild auf den Tisch, bis der Lärm halbwegs verstummt war. Dann verkündete er, daß er nach Paragraph 11 A, Absatz d, keine Wahl habe, als Mr. Keith Townsend zum neuen Vorstandsvorsitzenden des New York Star zu erklären, da Mr. Townsend durch die ihm von Miß Humphries zugesagten fünf Prozent Stiftungsanteile nunmehr über einundfünfzig Prozent des Aktienkapitals bestimmen könne, gegenüber sechsundvierzig Prozent von Mr. Armstrong.
Die zweihundert Aktionäre, die verspätet eingetroffen waren, erhoben sich und applaudierten wie gut bezahlte Claqueure, als Townsend sich zur Bühne begab. Armstrong stürmte aus dem Saal und überließ es seinen Anwälten, ihren Proteststurm fortzusetzen.
Townsend begann, Cornelius Adams, dem bisherigen Vorstandsvorsitzenden, sowie jedem einzelnen Vorstandsmitglied die Hand zu schütteln, obwohl nicht einer sonderlich erfreut darüber zu sein schien.
Dann setzte er sich auf den bereitstehenden Platz vorn an der Bühne und blickte auf den Tumult im Saal hinunter. »Herr Vorsitzender, meine Damen und Herren.« Er tupfte auf das Mikrofon. »Ich möchte damit beginnen, Ihnen, Mr. Adams, und dem Vorstand des Star für die hervorragenden Dienste und die ausgezeichnete Führung zu danken, die Sie alle im Laufe der Jahre der Gesellschaft haben angedeihen lassen. Und ich möchte jedem von Ihnen viel Erfolg für die Zukunft wünschen
– was immer Sie auch damit anzufangen gedenken.«
Tom war froh, daß Townsend die Mienen der hinter ihm sitzenden Männer nicht sehen konnte.
»Den Aktionären dieser großartigen Zeitung möchte ich versichern, daß ich die guten alten Traditionen des Star fortführen werde. Sie haben mein Wort, daß ich die redaktionelle Integrität der Zeitung unangetastet lasse. Ich will nur jeden Journalisten an die Worte des großen Chefredakteurs des Manchester Guardian, Charles Prestwich Scott, erinnern – ein Zitat, das mir während meines gesamten Berufslebens ein Leitfaden war: ›Die Meinung ist frei, doch Fakten sind heilig.‹«
Erneut erhoben sich die Schauspieler von ihren Plätzen und begannen auf ihr Stichwort hin zu klatschen. Als der Beifall schließlich verstummte, endete Townsend mit den Worten: »Ich freue mich darauf, Sie alle in einem Jahr wiederzusehen.« Er benutzte kurz den Hammer und erklärte die Jahreshauptversammlung für beendet.
Mehrere Personen in der vorderen Reihe sprangen auf, um ihren Protest fortzusetzen, während zweihundert andere ihre Anweisungen ausführten. Sie erhoben sich und machten sich auf den Weg zum Ausgang, in angeregte, laute Gespräche vertieft. Binnen weniger Minuten befand sich nur noch eine Handvoll Personen im Raum, die vor einer leeren Bühne protestierten.
Beim Verlassen des Saales fragte Townsend seinen Anwalt als erstes: »Haben Sie einen neuen Pacht- und Nutzungsvertrag für die bisherigen Räumlichkeiten der Stiftung ausgefertigt, Tom?«
»Ja, er liegt in meinem Büro. Sie brauchen ihn nur noch zu unterschreiben.«
»Und es wurde keine Mieterhöhung verlangt?«
»Nein, die Miete bleibt für die nächsten zehn Jahre unverändert – genau so, wie Miß Humphries es mir versichert hatte«, beruhigte Tom ihn.
»Und Miß Humphries’ Vertrag?«
»Läuft ebenfalls für zehn Jahre, aber zu einem Drittel von Lloyd Summers’ Gehalt.«
Als die beiden Männer aus dem Hotel traten, blickte Townsend seinen Anwalt an und sagte: »Nun muß ich mir nur noch überlegen, ob ich unterschreiben soll oder nicht.«
»Aber ich habe bereits eine mündliche Vereinbarung mit Miß Humphries!« erinnerte Tom seinen Mandanten.
Townsend grinste den Anwalt an, als der Hoteldirektor und mehrere Kameraleute, Fotografen und Journalisten sie zu ihrem wartenden Wagen verfolgten.
»Jetzt möchte aber ich Ihnen eine Frage stellen«, sagte Tom und setzte sich zu Townsend auf den Rücksitz des BMW.
»Fragen Sie.«
»Jetzt, da alles vorbei ist, würde es mich brennend interessieren, wann Ihnen die Idee zu diesem Meisterstreich gekommen ist, mit dem Sie Armstrong geschlagen haben.«
»Vor ungefähr vierzig Jahren.«
»Ich fürchte, ich verstehe nicht.« Der Anwalt blickte ihn verdutzt an.
»Wie
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