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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
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Mari ließ er aus. Charlotte erzählte ihm von ihrem Leben in Lyon, wo ihre Eltern einen kleinen Gemüseladen besaßen, und wie glücklich sie gewesen war, als die Alliierten ihr geliebtes Frankreich befreit hatten. Doch jetzt wünschte sie sich nur das Ende des Krieges.
»Aber erst, wenn ich das Viktoriakreuz bekommen habe«, wehrte Player ab.
Charlotte schauderte; sie hatte gelesen, daß viele Männer diese Tapferkeitsauszeichnung postum bekommen hatten. »Aber wenn der Krieg zu Ende ist«, fragte sie, »was wirst du dann tun?« Diesmal zögerte Player. Sie hatte schließlich doch eine Frage gefunden, auf die er keine Antwort parat gehabt hatte.
»Nach England zurückkehren«, antwortete er schließlich, »wo ich es zu etwas bringen werde.«
»Wie?«
»Ganz bestimmt nicht, indem ich Zeitungen verkaufe.«
Während dieser drei Tage und drei Nächte lagen die beiden nur wenige Stunden im Bett – die einzige Zeit, die sie getrennt verbrachten.
Als Player Charlotte schließlich an der Tür ihres winzigen Apartments verließ, versprach er: »Sobald wir Berlin erobert haben, komme ich zurück.«
Tränen liefen Charlotte über die Wangen, als der Mann davonschritt, den sie liebte; denn viele Freunde hatten sie gewarnt und behauptet, daß die Soldaten sich nie mehr sehen ließen, wenn sie erst weg waren. Und sie behielten recht: Einen John Player sollte Charlotte Reville nie mehr wiedersehen.
    Sergeant Player meldete sich wenige Minuten vor dem Appell zurück. Rasch rasierte er sich und wechselte sein Hemd, ehe er einen Blick auf den Tagesbefehl warf. Er las, daß er sich um neun Uhr beim Regimentskommandeur zu melden habe.
    Punkt neun marschierte er ins Büro des Kommandeurs, stand stramm und salutierte. Player fielen eine Menge Gründe dafür ein, weshalb der Kommandeur ihn hierher beordert haben mochte, doch keiner erwies sich als zutreffend.
    Der Colonel blickte von seinem Schreibtisch auf. »Tut mir leid, Player«, sagte er bedauernd, »aber Sie müssen das Regiment verlassen.«
    »Warum, Sir?« Player fiel aus allen Wolken. »Was hab’ ich mir zuschulden kommen lassen?«
»Nichts«, entgegnete der Colonel lachend. »Gar nichts. Im Gegenteil. Meine Empfehlung, Sie zum Lieutenant zu befördern, wurde vom Oberkommando befürwortet. Deshalb ist Ihre Versetzung zu einem anderen Regiment erforderlich. Schließlich sollen Sie nicht den Befehl über Kameraden übernehmen, mit denen Sie gemeinsam im Mannschaftsrang gedient haben.«
Sergeant Player schlug offenen Mundes die Hacken zusammen.
»Ich halte mich damit lediglich an Armeevorschriften«, erklärte ihm der Kommandeur. »Natürlich werden unserem Regiment Ihre besonderen Fähigkeiten und Kenntnisse fehlen. Aber ich bin sicher, daß wir in nicht allzu ferner Zukunft von Ihnen hören werden. Tja, Player, jetzt bleibt mir nur noch, Ihnen viel Glück bei Ihrem neuen Regiment zu wünschen.«
»Vielen Dank, Sir«, sagte Player, der davon ausging, das Gespräch sei beendet. »Ich danke Ihnen sehr.«
Er wollte schon salutieren, als der Colonel hinzufügte: »Darf ich Ihnen noch einen Rat geben, bevor Sie zu Ihrem neuen Regiment aufbrechen?«
»Ich wäre Ihnen sehr verbunden, Sir«, versicherte ihm der frischgebackene Lieutenant.
»›John Player‹ ist ein ziemlich lächerlicher Name. Ändern Sie ihn, damit Ihre Männer nicht hinter Ihrem Rücken über Sie grinsen.«
    Lieutenant Richard Ian Armstrong begab sich am nächsten Morgen um sieben Uhr zur Offiziersmesse des King’s Own Regiment.
    Als er in seiner maßgeschneiderten Uniform über den Paradeplatz schritt, brauchte er ein paar Minuten, sich daran zu gewöhnen, von jedem Soldaten, der ihm begegnete, militärisch gegrüßt zu werden. In der Messe setzte er sich zu seinen neuen Offizierskameraden. Verstohlen, aber aufmerksam beobachte er, wie sie ihr Besteck hielten. Nach dem Frühstück, von dem er sehr spärlich aß, meldete er sich bei Colonel Oakshott, seinem neuen Kommandeur. Oakshott war ein rotgesichtiger, derb-gutmütiger, freundlicher Mann. Als er Armstrong begrüßte, ließ er durchblicken, daß er schon viel von den Leistungen des jungen Lieutenants gehört hatte.
    Richard – oder vielmehr Dick, wie seine Offizierskameraden ihn bald riefen – war stolz darauf, Angehöriger eines so berühmten alten Regiments sein zu dürfen. Noch stolzer allerdings war er darauf, daß er jetzt ein britischer Offizier mit forschem, englischem Akzent war, dessen Herkunft keiner ahnte. Von den zwei überfüllten Zimmern in

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