Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Imperium
Vom Netzwerk:
vor dem Krieg in London für den Daily Chronicle gearbeitet hatte.
Kaum stand Sally in Armstrongs Diensten, lief binnen kürzester Zeit alles wie am Schnürchen. Armstrongs nächster Coup erfolgte, als er entdeckte, daß Lieutenant Wakeham als Transportoffizier in Berlin stationiert war. Sally erzählte ihrem Chef, daß Wakeham sich mit dem stumpfsinnigen Ausfüllen von Reisedokumenten für die Soldaten zu Tode langweile. Armstrong machte Wakeham den Vorschlag, als sein Stellvertreter zur Zeitung zu kommen, und zu seiner Verwunderung nahm sein ehemaliger Vorgesetzter das Angebot nur zu gern an. Er brauchte allerdings einige Tage, bis Armstrong sich daran gewöhnt hatte, Wakeham mit »Peter« anzureden.
Armstrong vervollständigte sein Team mit einem Sergeant, zwei Corporals und einem halben Dutzend Privates aus dem King’s Own, welche die nötige Voraussetzung für die entsprechenden Arbeiten mitbrachten. Allesamt hatten sie früher in Londons East End als Straßenhändler ihr Dasein gefristet. Den Cleversten, Private Reg Benson, machte Armstrong zu seinem Fahrer. Als nächstes organisierte er sich eine Wohnung in der Paulstraße, in der ein Brigadegeneral wohnte, welcher in Kürze nach England zurückkehren würde. Sobald der Colonel die erforderlichen Papiere unterschrieben hatte, bat Armstrong Sally, ein Telegramm an Charlotte in Paris zu schicken.
»Und der Text?« fragte sie und schlug eine Seite ihres Stenoblocks zurück.
»›Habe passende Wohnung gefunden. Pack alles und komm sofort.‹« Armstrong stand auf. »Ich fahre jetzt zum Telegraf und sehe mal nach Arno Schulz. Kümmern Sie sich inzwischen darum, daß hier alles glatt geht.«
»Was soll ich damit machen?« fragte Sally und reichte ihm einen Brief.
»Worum geht’s?« Armstrong warf nur einen flüchtigen Blick darauf.
»Ein Journalist aus Oxford möchte Berlin besuchen und darüber schreiben, wie die Briten als Sieger die besiegten Deutschen behandeln.«
»Viel zu gut«, brummte Armstrong an der Tür. »Aber halten Sie mir für den Mann einen Termin frei.«
    NEWS CHRONICLE 1. Oktober 1946
Die Nürnberger Kriegsverbrecherprozesse: Görings Schuld beispiellos in ihrer Ungeheuerlichkeit
    Als Keith Townsend im Worcester College in Oxford eintraf, um Politikwissenschaften, Philosophie und Volkswirtschaft zu studieren, entsprach sein erster Eindruck von England genau dem, was er erwartet und stets angeprangert hatte: Es war selbstgefällig, versnobt und aufgeblasen und lebte offenbar noch in der viktorianischen Ära. Entweder war man Offizier oder trug einen Rang oder Titel, oder man zählte nicht. Und da Keith aus den Kolonien kam, ließ man ihn nicht im Zweifel darüber, in welche Kategorie er fiel.
    Fast alle seine Kommilitonen kamen ihm wie jüngere Ausgaben von Mr. Jessop vor, und bereits nach einer Woche hätte er am liebsten seine Sachen gepackt und wäre sofort nach Hause zurückgekehrt, wäre da nicht sein Studienberater gewesen. Es hätte gar keinen größeren Unterschied geben können als den zwischen Dr. Howard und Keith’ altem Direktor. Dr. Howard überraschte es gar nicht, als der junge Australier ihm bei einem Glas Sherry in seinem Zimmer gestand, wie sehr er das britische Klassensystem verachte, das selbst die Studenten hier noch genüßlich zelebrierten. Dr. Howard enthielt sich sogar eines Kommentars über die Leninbüste, die Keith in die Mitte des Kaminsims gestellt hatte, wo im vergangenen Jahr noch Lord Salisburys Platz gewesen war.
    Dr. Howard wußte freilich auch keine unmittelbare Lösung für das Klassenproblem. Tatsächlich war der einzige Rat, den er Keith erteilte, am Fresher’s Fair teilzunehmen, dem Informationstreffen für neue Studenten.
    Keith befolgte Dr. Howards Rat und erfuhr am nächsten Vormittag, weshalb anzuraten war, dem Ruderklub, der philatelistischen Gesellschaft und dem Ausbildungskorps für zukünftige Offiziere beizutreten; vor allem aber ließ man ihn wissen, weshalb er sich für die Studentenzeitung engagieren sollte. Nachdem Keith den frischernannten Redakteur des Cherwell und vor allem dessen Ansichten über die Aufgaben dieser Studentenzeitung kennengelernt hatte, beschloß er, sich lieber mit Politik zu beschäftigen. Er verließ das Fresher’s Fair mit Anmeldeformularen für die Oxford Union und den Labour Club.
    Am darauffolgenden Dienstag ging Keith ins Bricklayer’s Arms, wo der Wirt ihm den Weg die Treppe hinauf zu dem kleinen Zimmer wies, in dem der Labour Club seine Treffen abhielt.
    Der

Weitere Kostenlose Bücher