Archer Jeffrey
Unterschrift auf diesem Dokument opfern würde.
Daniel las zunächst die erste Ausfertigung der Erklärung, dann vergewisserte er sich, daß die zweite Kopie völlig identisch war. Obwohl er schwieg, war Mrs. Trentham überzeugt, daß ihm jeden Moment klarwerden würde, weshalb sie diese Verzichtserklärung von ihm wollte. Hätte er auch noch verlangt, daß sie seinem Vater das Grundstück in der Chelsea Terrace zum Marktwert verkaufe, sie hätte sich auch damit sofort einverstanden erklärt, nur um seine Unterschrift auf das Dokument zu bekommen.
Kaum hatte Daniel beide Ausfertigungen unterzeichnet, läutete Mrs. Trentham Gibson, damit er die beiden Unterschriften bezeugte. Sobald dies geschehen war, sagte sie knapp: »Bringen Sie den Herrn zur Tür, Gibson.« Als der Junge in der Uniform das Zimmer verließ, fragte sie sich, wie bald ihm bewußt würde, welch schlechtes Geschäft er gemacht hatte.
Als Mrs. Trenthams Anwälte am nächsten Tag die Verzichterklärung studierten, verhehlten sie ihr Staunen nicht. Doch sie selbst erklärte mit keinem Wort, wie ihr dieser Coup geglückt war. Eine knappe Verbeugung des Seniorsozius bestätigte, daß das Dokument hieb- und stichfest war.
Jeder hat seinen Preis, und nachdem Martin Crowe erkannt hatte, daß seine Geldquelle versiegt war, überzeugten ihn abschließende fünfzig Pfund in bar, daß er seinen Einspruch gegen die Trumperschen Hochhäuser zurückziehen sollte.
Am nächsten Tag wandte Mrs. Trentham ihre Aufmerksamkeit anderen Dingen zu: dem Problem, Aktienangebote zu verstehen.
Mrs. Trentham fand, daß Veronica zu rasch in andere Umstände gekommen war. Schon im Mai 1947 gebar ihre Schwiegertochter einen Sohn, Giles Raymond, lediglich neun Monate und drei Wochen nachdem sie und Nigel geheiratet hatten. Wenigstens war das Kind keine Frühgeburt. Es war ihr nicht entgangen, daß die Dienstboten mehr als einmal die Monate an den Fingern abgezählt hatten.
Als Veronica nach der Entbindung nach Hause zurückkam, hatte Mrs. Trentham ihre erste offene Meinungsverschiedenheit mit ihrer Schwiegertochter.
Veronica und Nigel hatten Giles im Wägelchen zum Chester Square geschoben, damit die stolze Großmutter ihn bewundern könne. Nachdem Mrs. Trentham einen flüchtigen Blick auf den Säugling geworfen hatte, mußte Gibson den Kinderwagen aus dem Salon rollen und den Teewagen hereinbringen.
»Ihr werdet den Jungen doch sofort in Asgarth und Harrow anmelden wollen«, sagte sie, noch ehe die jungen Eltern eine Chance hatten, sich ein Sandwich von der Platte zu nehmen. »Man will ja schließlich sichergehen, daß er seinen Platz hat, wenn es soweit ist.«
»Nigel und ich haben uns bereits entschieden, welche Schulen unser Sohn besuchen wird«, antwortete Veronica. »Und wir haben keine der beiden in Erwägung gezogen.«
Mrs. Trentham setzte ihre Tasse auf den Unterteller zurück und starrte Veronica an, als hätte sie den Tod des Königs verkündet. »Entschuldige, ich habe dich wohl nicht richtig verstanden, Veronica.«
»Wir werden Giles in die Volksschule in Chelsea schicken und dann nach Bryanston.«
»Bryanston? Und wo ist das, wenn ich fragen darf?«
»In Dorset. Es ist die alte Schule meines Vaters«, fügte Veronica hinzu und griff nach einem Lachssandwich auf der Platte vor ihr.
Nigel blickte besorgt über den Tisch auf seine Mutter und zupfte an seiner blau-silber gestreiften Krawatte.
»Das mag sein«, sagte Mrs. Trentham, »ich bin jedoch sicher, daß wir noch etwas gründlicher überlegen sollten, wie der kleine Raymond seinen Lebensweg beginnt.«
»Nein, das wird nicht nötig sein«, entgegnete Veronica. »Nigel und ich haben uns Giles’ schulische Laufbahn sehr sorgfältig überlegt. Wir haben ihn auch bereits vergangene Woche in Bryanston angemeldet. Man will ja schließlich sichergehen, daß er seinen Platz hat, wenn es soweit ist.«
Sie beugte sich vor und nahm sich noch ein Lachssandwich.
Die Uhr auf dem Kaminsims auf der gegenüberliegenden Zimmerseite schlug dreimal.
Als er Mrs. Trentham hereinkommen sah, stemmte sich Max Harris aus dem Hotelsessel in der Ecke des Cafes. Er verbeugte sich knapp und wartete, bis sich seine Klientin gegenüber niedergelassen hatte.
Er bestellte Tee für sie und noch einen doppelten Whisky für sich selbst. Mrs. Trentham konnte ihre Mißbilligung nicht verheimlichen und blickte dem Kellner finster nach, der wegeilte, um die Bestellung auszuführen. Ihre Aufmerksamkeit kehrte zu Max Harris zurück, als sie das
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