Archer Jeffrey
Verantwortung für sein Lebenswerk
niemand Besserem überlassen können.«
»Fünfzig Guineen waren abgemacht, wenn ich mich recht
erinnere.« Mrs. Trentham holte einen Scheck aus der
Handtasche und überreichte ihn dem Antiquar.
»Vielen Dank, Madam.« Mr. Sneddles nahm den Scheck
und legte ihn geistesabwesend in den Aschenbecher. Er hielt
sich gerade noch zurück zu sagen: Ich hätte Ihnen sogar das
Doppelte bezahlt für das Privileg, diese Arbeit machen zu
dürfen.
»Und ich sehe«, sagte sie, während sie die von ihm
aufgestellte Liste studierte, daß Sie den Gesamtwert auf knapp
fünftausend Pfund geschätzt haben.«
»Das ist richtig, Madam. Aber ich sollte Sie vielleicht
darauf hinweisen, wenn ich mich getäuscht haben sollte, dann
nur nach unten. Wissen Sie, einige dieser Bände sind so selten,
daß es schwer zu sagen ist, was sie bringen würden, wenn sie
zum Verkauf angeboten werden.«
»Heißt das, daß Sie bereit wären, soviel für die Bibliothek
zu bezahlen, falls ich sie verkaufen will?« fragte Mrs.
Trentham und blickte ihn an.
»Nichts täte ich lieber, Madam«, versicherte ihr der alte
Mann. »Aber bedauerlicherweise fehlen mir die Mittel dafür.« »Was würden Sie sagen, wenn ich Sie mit dem Verkauf
betraute?« Mrs. Trentham ließ den Blick nicht von Mr.
Sneddles Gesicht.
»Ich könnte mir kein größeres Privileg vorstellen, Madam.
Aber es könnte viele Monate, vielleicht Jahre dauern, das
durchzuführen.«
»Dann sollten wir vielleicht eine Vereinbarung treffen, Mr.
Sneddles.«
»Eine Vereinbarung? Ich fürchte, ich verstehe nicht recht,
Madam.«
»Eine Partnerschaft vielleicht, Mr. Sneddles?«
34
Mrs. Trentham billigte Nigels Wahl seiner Braut, was kein Wunder war, da sie die junge Dame längst für ihn bestimmt hatte.
Veronica Berry verfügte über alle Eigenschaften, die ihre zukünftige Schwiegermutter für nötig hielt, wenn sie eine Trentham werden wollte. Sie kam aus einer guten Familie, ihr Vater war Vizeadmiral, immer noch im Dienst, und ihre Mutter die Tochter eines Suffraganbischofs der anglikanischen Kirche. Sie waren wohlhabend, ohne wirklich reich zu sein, und wichtiger noch, von drei Kindern, alles Töchter, war Veronica die älteste.
Die Hochzeit fand in der Pfarreikirche von Kimmeridge in Dorset statt, wo Victoria vom Vikar getauft und vom Suffragan konfirmiert worden war und nun vom Bischof von Bath und Wells getraut wurde. Es war eine Hochzeitsfeier großen Stils und in angemessenem Rahmen, und die »Kinder«, wie Mrs. Trentham sie nannte, würden ihre Flitterwochen auf ihrem Landsitz in Aberdeen verbringen, ehe sie in ihr neues Zuhause am Cadogan Place zogen, das sie für sie ausgesucht hatte. Weil es vom Chester Square so bequem zu erreichen war, wie sie erklärte.
Jeder der zweiunddreißig Kompagnons von Kitcat & Aitken, der Anwalts- und Effektenmaklerfirma, für die Nigel arbeitete, wurde zur Hochzeit eingeladen, doch nur fünf sahen sich in der Lage, die Einladung anzunehmen.
Während des Empfangs auf dem Rasen des Vizeadmiralhauses sorgte Mrs. Trentham dafür, daß sie Gelegenheit hatte, sich mit jedem dieser anwesenden Kompagnons zu unterhalten. Zu ihrem Ärger war jedoch keiner sonderlich gesprächig, wenn es um die Aussichten Nigels in der Firma ging.
Mrs. Trentham hatte sehr gehofft, daß ihr Sohn vor seinem fünfundvierzigsten Geburtstag Kompagnon würde, denn es war ihr nicht entgangen, daß die Namen mehrerer jüngerer Männer neu auf dem Firmenbriefkopf standen, obwohl sie erst lange nach Nigel zur Firma gekommen waren.
Kurz ehe die Ansprachen beginnen sollten, jagte ein Schauer die Gäste in den Pavillon. Mrs. Trentham fand, daß die Rede des Bräutigams ruhig etwas wärmer hätte aufgenommen werden können. Aber sie sah ein, daß es schwierig war, zu klatschen, wenn man ein Sektglas in einer Hand hielt und ein Spargelröllchen in der anderen. Auch Hugh Folland, Nigels Trauzeuge, hatte nicht mehr Beifall bekommen.
Nach den Ansprachen stellte Mrs. Trentham Miles Renshaw, den Seniorchef der Firma, und zog ihn zur Seite. Sie erklärte ihm, daß sie beabsichtige, in Kürze eine beachtliche Summe in eine Firma zu investieren, die die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft plante. Sie benötige deshalb seinen Rat für etwas, das sie als ihre langfristige Strategie bezeichnete.
Diese Neuigkeit führte nicht zu der erwarteten Reaktion Mr. Renshaws, da er sich noch zu gut an Mrs. Trenthams Versicherung erinnerte, seiner Firma die Verwaltung des Hardcastleschen
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