Archer Jeffrey
es sich noch einmal überlegen.«
»Und wieviel beabsichtigen sie zu investieren?«
»Etwa zweihunderttausend Pfund«, antwortete der Anwalt. »Das würde es dem Trust ermöglichen, ungefähr zehn Prozent der angebotenen Anteile zu kaufen.«
»Ist das nicht eine sehr hohe Anlage für uns in nur einer Gesellschaft?«
»Das ist es allerdings«, bestätigte Mr. Baverstock. »Aber durchaus im Bereich der zur Verfügung stehenden Mittel des Trusts.«
»Dann bin ich mit Hambros’ Vorschlag einverstanden«, erklärte Mrs. Trentham. »Und ich glaube, das kann ich auch im Namen meiner Schwester versichern.«
Wieder blickte Mr. Baverstock in die Akte, wo er die von Miss Amy Hardcastle unterzeichnete Vollmacht las, die ihrer Schwester in allem, was ihren Anteil von Sir Raymond Hardcastles Nachlaß betraf, carte blanche gab, sogar für einen Transfer ihrer zwanzigtausend Pfund von ihrem Privatkonto. Mr. Baverstock hoffte nur, daß Miss Amy glücklich war in dem Hotel an der Küste. Er blickte zu Sir Raymonds anderer Tochter hoch.
»Dann brauche ich nichts weiter mehr zu tun«, schloß er, »als Hambros von Ihrem Einverständnis zu informieren und Ihnen Näheres mitzuteilen, wenn es mit Trumpers Aktienzuteilung soweit ist.«
Der Anwalt klappte den Aktendeckel zu, erhob sich hinter seinem Schreibtisch und ging zur Tür. Mrs. Trentham folgte ihm. Es war ein gutes Gefühl, daß nun der Hardcastle Trust und ihre Berater daran arbeiteten, daß sie ihren Langzeitplan ausführen konnte, ohne daß der eine oder der andere ahnte, was sie vorhatte. Noch mehr freute sie sich sogar, daß sie fünfzehn Prozent der Anteile besitzen würde, sobald Trumper eine Aktiengesellschaft wurde.
An der Tür drehte sich Mr. Baverstock um und gab Mrs. Trentham die Hand. »Auf Wiedersehen, Mrs. Trentham.«
»Auf Wiedersehen, Mr. Baverstock. Sie waren wie immer sehr korrekt.«
Sie ging zu ihrem Wagen zurück, und der Chauffeur öffnete die Tür für sie. Als er losfuhr, schaute sie durch die Rückscheibe. Der Anwalt stand immer noch am Hauseingang, und seine Miene war besorgt.
»Wohin, Madam?« fragte der Chauffeur, nachdem er sich in den Nachmittagsverkehr eingereiht hatte.
Sie blickte auf die Uhr. Die Besprechung mit Baverstock hatte nicht so lange gedauert wie erwartet, so blieb ihr nun ein wenig Zeit bis zur nächsten Verabredung. Trotzdem wies sie ihn an: »Zum St. Agnes Hotel.« Sie tätschelte das Päckchen in braunem Papier neben ihr auf dem Rücksitz.
Mrs. Trentham hatte Harris beauftragt, ein Zimmer im Hotel zu nehmen und Kitty im Fahrstuhl hinaufzubringen, sobald er glaubte, es unbemerkt tun zu können.
Als sie mit dem Päckchen unterm Arm das Hotel betrat, stellte sie verärgert fest, daß Harris nicht wie üblich auf sie wartete. Sie mochte es gar nicht, allein im Korridor zu stehen, deshalb wandte sie sich, wenngleich widerstrebend, an den Portier und fragte, welche Zimmernummer Mr. Harris habe.
»Vierzehn«, antwortete der Mann in der blauen, abgewetzten Livree mit Knöpfen, die längst nicht mehr glänzten. »Aber Sie können nicht …«
Mrs. Trentham war es nicht gewöhnt, sich von irgend jemandem sagen zu lassen, daß sie etwas nicht tun könne. Sie drehte sich um und stieg langsam die Treppe hoch. Der Portier griff rasch nach dem Telefon auf der Empfangstheke.
Mrs. Trentham brauchte ein paar Minuten, Nummer 14 zu finden, und Harris fast so lange, bis er auf ihr heftiges Klopfen öffnete. Als er sie endlich eintreten ließ, staunte sie, wie winzig das Zimmer war, gerade groß genug für ein Bett, einen Stuhl und ein Waschbecken. Sie richtete den Blick auf eine Frau, die quer auf dem Bett lag. Sie trug eine rote Seidenbluse und einen Lederrock – viel zu kurz, nach Mrs. Trenthams Erachten, ganz davon zu schweigen, daß die beiden oberen Blusenknöpfe offen waren.
Da Kitty keine Anstalten machte, einen alten Regenmantel zu entfernen, der über den Stuhl geworfen war, blieb Mrs. Trentham keine Wahl, als stehen zu bleiben.
Sie wandte sich an Harris, der in dem einzigen Spiegel den Sitz seiner Krawatte überprüfte. Offenbar hielt er es für unnötig, ihr die Frau vorzustellen.
Aber Mrs. Trentham wollte jetzt nichts, als die Sache hinter sich bringen, derentwegen sie gekommen war, um so rasch wie möglich in die Zivilisation zurückkehren zu können. Sie wartete nicht, bis Harris den ersten Schritt machte.
»Haben Sie Mrs. Bennett erklärt, was von ihr erwartet wird?«
»Ja, natürlich.« Der Detektiv zog sein Jackett an. »Und Kitty kann es
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