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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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Vermögens nach dem Tod ihres Vaters zu übertragen. Er schlug ihr allerdings vor, ihn in seinem Büro im Finanzdistrikt aufzusuchen, sobald die Aktien zur Zeichnung aufgelegt würden, damit sie die Einzelheiten besprechen könnten.
    Mrs. Trentham dankte Mr. Renshaw und zog weiter ihre Runde durch die Gäste, als wäre sie die Gastgeberin.
Sie bemerkte nicht einmal das finstere Gesicht, das Veronica deshalb mehrmals machte.
    Am letzten Freitag im September 1947 klopfte Gibson an die Salontür und meldete: »Captain Daniel Trentham.«
    Als Mrs. Trentham den jungen Mann in der Uniform eines Captains der Royal Fusiliers sah, gaben fast ihre Knie nach. Er marschierte herein und hielt mitten auf dem Teppich an. Sofort erinnerte sie sich an die andere unerwartete Begegnung in diesem Zimmer vor etwa zwanzig Jahren. Irgendwie gelang es ihr, den Salon zu durchqueren und auf das Sofa zu sinken.
    Sie klammerte sich an die Seitenlehne und kämpfte gegen eine Ohnmacht an, während sie zu ihrem Enkel hochstarrte. Sie war entgeistert über seine Ähnlichkeit mit Guy, und die Erinnerung daran ließ Übelkeit in ihr aufsteigen. Erinnerungen, die sie so viele Jahre lang verdrängt hatte …
    Nachdem sie sich wieder gefaßt hatte, war ihr erster Gedanke, ihn durch Gibson hinauswerfen zu lassen, doch dann beschloß sie, damit noch einen Moment zu warten, weil sie neugierig war, was dieser junge Mann hier wollte. Als Daniel seine sorgfältig auswendig gelernten Sätze vortrug, fragte sie sich, ob sich diese Begegnung nicht vielleicht zu ihrem Vorteil wenden ließ.
    Der junge Mann begann damit, daß er ihr erklärte, er sei im Sommer in Australien gewesen – also nicht in Amerika, wie Harris sie hatte glauben lassen. Er bewies, daß er über alles gut informiert war: daß ihr das Grundstück in der Chelsea Terrace gehörte; daß sie versuchte, den Bau des Kaufhauses zu vereiteln; wie die Inschrift auf dem Grabstein in Ashurst lautete; ja sogar über ihre Treffen im St. Agnes Hotel. Er versicherte ihr daraufhin, daß seine Eltern nichts von seinem Besuch bei ihr wüßten.
    Mrs. Trentham schloß daraus, daß er herausgefunden hatte, unter welchen Umständen ihr Sohn in Melbourne wirklich gestorben war. Denn wie hätte er sie sonst warnen können, daß diese Information, falls sie der Presse zugespielt würde, milde gesagt, sehr peinlich für alle Betroffenen sein würde.
    Mrs. Trentham gestattete Daniel fortzufahren, während sich hinter ihrer Stirn die Gedanken jagten. Während seiner Prognose über die Zukunft der Chelsea Terrace fragte sie sich, wieviel der junge Mann tatsächlich wußte. Sie sagte sich, daß es nur eine Möglichkeit gab, es herauszufinden, und dazu würde sie ein sehr großes Risiko eingehen müssen.
    Deshalb sagte sie, als er mit seiner Forderung ankam: »Unter einer Bedingung.«
»Unter welcher?«
»Daß Sie auf jegliches Recht verzichten, das Sie auf das Hardcastlesche Vermögen haben könnten.«
Da wirkte Daniel zum erstenmal unsicher. Es war ganz offensichtlich nicht das, was er erwartet hatte. Mrs. Trentham war sich mit einem Male ganz sicher, daß er nichts von dem Testament wußte. Woher auch? Ihr Vater hatte Baverstock angewiesen, Daniel erst an seinem dreißigsten Geburtstag davon zu unterrichten, und Mr. Baverstock würde dem bestimmt nicht zuwiderhandeln.
»Ich könnte mir nicht vorstellen, daß Sie je die Absicht hätten, mir etwas hinterlassen zu wollen«, entgegnete Daniel.
Sie antwortete nicht darauf, und Daniel erklärte sich schließlich einverstanden.
»Und es muß schriftlich sein«, fugte sie hinzu.
»Genau wie meine Bedingung«, sagte er brüsk.
Mrs. Trentham war sicher, daß er auf diesen Teil des Gesprächs nicht mehr vorbereitet gewesen war, sondern improvisierte.
Sie stand auf, ging langsam zum Sekretär und schloß eine Schublade auf. Daniel blieb in der Zimmermitte stehen und verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen.
Nachdem sie zwei Blatt Papier herausgezogen hatte sowie den Entwurf ihres Anwalts, schrieb sie zwei identische Erklärungen, die Daniels Forderungen enthielten, daß sie sowohl ihren Antrag auf eine Baugenehmigung für die Mietskaserne zurückziehe, als auch den Einspruch gegen die Baugenehmigung für das Trumper-Kaufhaus. Sie fügte auch den genauen Wortlaut ihres Anwalts für Daniels Verzicht auf das Vermögen seines Urgroßvaters hinzu.
Sie gab ihrem Enkel die erste Kopie zum Durchlesen und erwartete, daß er jeden Moment dahinterkäme, was er durch seine

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