Archer Jeffrey
Dad?«
»Danke.« Charlie ignorierte den dampfenden Hefefladen auf seinem Teller. »… wenn nicht die Umstände und eine Kette von Ereignissen uns davon abgehalten hätten.«
Daniel drehte ein drittes Crumpet mit seinem langstieligen Wender um. »Iß auf, Mama, sonst wird es kalt. Außerdem ist das nächste gleich fertig.«
»Ich habe keinen so großen Hunger«, gestand Becky.
»Nun, wie ich sagte«, fuhr Charlie fort, »es hat sich ein Problem wegen einer großen Erbschaft ergeben, die schließlich einmal …«
Jemand klopfte an die Tür. Becky blickte verzweifelt auf Charlie und hoffte, daß es sich bei dieser Unterbrechung um nichts weiter als um eine Kleinigkeit handelte, die rasch erledigt werden konnte. Was ihnen momentan gerade noch gefehlt hätte, wäre ein Student mit einem mathematischen Problem. Daniel stand vom Kamin auf und ging zur Tür.
»Komm herein, Liebling«, hörten sie ihn sagen, und Charlie stand auf, als Daniels Gast eintrat.
»Wie nett, Sie zu sehen, Cathy«, sagte Charlie. »Ich hatte keine Ahnung, daß Sie heute in Cambridge sein würden.«
»Das ist typisch für Daniel«, entgegnete Cathy. »Ich wollte Sie beide warnen, doch er hat es mir verboten.« Sie lächelte Becky nervös an, ehe sie sich auf einen Stuhl setzte.
Becky sah sie beide an, wie sie nebeneinandersaßen, und konnte nicht umhin, eine Gemeinsamkeit, eine Art flüchtige Ähnlichkeit zwischen ihnen festzustellen, und etwas daran beunruhigte sie.
»Schenk dir Tee ein, Liebling«, forderte Daniel Cathy auf. »Das nächste Crumpet ist gleich fertig, und du hättest zu gar keinem aufregenderen Zeitpunkt kommen können. Dad wollte mir soeben das Geheimnis verraten, wie er mich in seinem Testament bedacht hat. Soll ich das Trumpersche Imperium erben, oder muß ich mich mit seiner Jahreskarte für den WestHam-Fußballclub begnügen?«
»Oh, tut mir leid«, entschuldigte sich Cathy und war bereits dabei, wieder aufzustehen.
»Nein, nein«, winkte Charlie ab. »Bleiben Sie um Himmels willen sitzen. Was wir sagen wollten, kann warten.«
»Sie sind sehr heiß«, warnte Daniel, als er ein Crumpet auf Cathys Teller legte. »Nun, wenn mein Erbe von so monumentaler Geringfügigkeit ist, werde ich meine kleine Neuigkeit verkünden. Trommelwirbel, bitte, Vorhang hoch!« Daniel hob den Wender wie einen Taktstock. »Cathy und ich haben uns verlobt.«
»Ich kann es nicht fassen!« Becky sprang auf und umarmte Cathy herzlich. »Welch wundervolle Neuigkeit!«
»Wie lange geht das schon?« fragte Charlie. »Ich muß blind gewesen sein
»Beinahe zwei Jahre«, gestand Daniel. »Und um fair zu sein, Dad, nicht einmal du könntest ein Teleskop haben, das sich jedes Wochenende auf Cambridge einstellen ließe. Dann muß ich noch etwas gestehen: Cathy erlaubte mir nicht, daß ich es euch sage, bevor Mama ihr eine leitende Stellung gegeben hat.«
»Als jemand, der sein Leben lang ein Kaufmann war, mein Junge«, sagte Charlie strahlend, »kann ich dich nur loben, weil du da ein wirklich gutes Geschäft gemacht hast.« Daniel grinste. »Um ehrlich zu sein, ich fürchte, Cathy hat dabei vielleicht nicht ganz so gut abgeschnitten. Aber wann habt ihr euch denn kennengelernt?«
»Bei Ihrer Hauseinweihungsfeier, vor fast achtzehn Monaten. Sie werden sich nicht mehr an mich erinnern, Sir Charles, aber wir sind auf der Treppe zusammengestoßen«, sagte Cathy und spielte nervös mit dem kleinen Kreuz, das an einem Halskettchen hing.
»Du nennst mich besser Charlie. Das tun alle. Und gesiezt wird nicht mehr.«
»Wißt ihr schon, wann ihr heiraten wollt?« fragte Becky.
»Wir dachten, in den Osterferien«, antwortete Daniel. »Wenn es dann euch beiden paßt?«
»Mir würde schon nächste Woche passen«, antwortete Charlie. »Ihr könntet mich nicht glücklicher machen. Und wo wollt ihr euch trauen lassen?«
»In der Collegekapelle«, antwortete Daniel ohne Zögern. »Wißt ihr, Cathys Eltern sind tot, also dachten wir, unter diesen Umständen wäre es hier in Cambridge am besten.«
»Und wo wollt ihr wohnen?« fragte Becky.
»Oh, das kommt ganz darauf an«, sagte Daniel geheimnisvoll.
»Worauf?«
»Ich habe mich um einen Lehrstuhl als Mathematikprofessor am King’s College in London beworben
– und ich weiß aus zuverlässiger Quelle, daß die Entscheidung in zwei Wochen fallen wird.«
»Und glaubst du, man wird ihn dir geben?« fragte Becky.
»Nun, sagen wir so, der Rektor hat mich für nächsten Donnerstag zum Dinner bei sich zu Haus eingeladen, und da ich diesen
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