Archer Jeffrey
auch nicht – und ich fürchte, das ist noch wichtiger für
Sie – das Grundstück in der Chelsea Terrace ein, da nichts
davon zu Sir Raymonds Hinterlassenschaft gehörte. Alles andere wird an Daniel übergehen, jedoch, wie ich bereits
erklärte, erst nach Mrs. Trenthams Tod.«
»Weiß sie davon?«
»O ja, sie kennt den Wortlaut des Letzten Willens Ihres
Vaters nur zu gut. Sie ließ sich sogar beraten, ob die
Abschnitte, die nach Sir Raymonds Besuch in St. Paul’s
angefügt wurden, angefochten werden könnten.«
»Und hat sie es versucht?«
»Nein. Sie wies ihre Anwälte sogar plötzlich – und wie ich
gestehen muß, unerklärlich für mich – an, jegliche Einsprüche
zurückzuziehen. Doch wie immer es auch ausgegangen wäre,
Sir Raymond hat unanfechtbar niedergelegt, daß das Kapital
von seinen Töchtern weder angegriffen noch kontrolliert
werden könnte. Das sollte ausschließlich das Privileg seines
nächsten Angehörigen sein.«
Mr. Baverstock hielt inne und legte beide Hände auf das
Löschpapier vor ihm.
»Jetzt muß ich es ihm doch sagen«, murmelte Becky. »Ja, das dürfte nötig sein, Lady Trumper. Der Zweck dieses
Gesprächs war, Sie genau zu informieren. Sir Raymond war
nie ganz sicher, ob Sie Daniel je gesagt haben, wer sein
leiblicher Vater war.«
»Nein, das haben wir nicht.«
Baverstock nahm seine Brille wieder ab und legte sie auf
den Schreibtisch. »Bitte nehmen Sie sich Zeit, meine liebe
Lady Trumper, und geben Sie mir Bescheid, wann ich Ihre
Erlaubnis habe, mich mit Ihrem Sohn in Verbindung zu setzen,
um ihm die gute Neuigkeit mitzuteilen.«
»Vielen Dank«, sagte Becky leise und spürte, wie
unzulänglich ihre Worte geklungen haben mußten.
»Ich muß Ihnen auch noch sagen«, fügte Mr. Baverstock
hinzu, »daß Sir Raymond ein großer Bewunderer Ihres
Gemahls und seiner Leistungen, ja, Ihres gemeinsamen
Erfolges war. Deshalb empfahl er uns, falls Trumper zur Aktiengesellschaft würde, womit er rechnete, eine große Summe in die neue Gesellschaft zu investieren. Er war überzeugt, daß ein solches Unternehmen florieren und deshalb
eine ausgezeichnete Anlage sein würde.«
»Darum hat Hambros zehn Prozent erworben!« sagte Becky.
»Wir haben uns immer darüber gewundert.«
»Stimmt«, bestätigte Mr. Baverstock mit einem fast
befriedigten Lächeln. »Ich persönlich gab die Anweisung, daß
Hambros die Aktien für den Trust zeichnen sollte, damit Ihr
Gemahl sich nie Sorgen über einen solchen Großaktionär
machen müsse.
Der angelegte Betrag war bedeutend geringer als die
jährlichen Kapitalerträge. Doch, was wichtiger war, wir
entnahmen der Zeichnungsauflage, daß Sir Charles
beabsichtigte, einundfünfzig Prozent der Gesellschaft selbst zu
behalten. Deshalb dachten wir, es würde sich vielleicht als
Erleichterung für ihn erweisen, wenn er weiß, daß er weitere
zehn Prozent unter seiner indirekten Kontrolle hat, sollten sich
in Zukunft irgendwelche unvorhergesehenen Probleme
ergeben. Ich hoffe, ich konnte Sie davon überzeugen, daß wir
in Ihrem Interesse gehandelt haben, ganz Sir Raymonds
Wunsch entsprechend, daß Sie alles erfahren sollten, sobald ich
die Zeit dafür für angebracht hielt. Die einzige Bedingung war,
wie bereits gesagt, daß Ihr Sohn vor seinem dreißigsten
Geburtstag nichts davon wissen dürfe.«
»Sie hätten nicht überlegter handeln können, Mr.
Baverstock«, versicherte ihm Becky. »Ich weiß, daß Charlie
Ihnen persönlich dafür wird danken wollen.«
»Das ist sehr gütig von Ihnen, Lady Trumper. Darf ich auch
hinzufügen, daß dieses Gespräch eine wirkliche Freude für
mich war? Wie Sir Raymond war es mir ein Vergnügen, den
Werdegang von Ihnen dreien über die Jahre hinweg zu
verfolgen, und ich freue mich, daß ich eine kleine Rolle in der
zukünftigen Entwicklung der Gesellschaft spielen darf.« Nachdem seine Aufgabe erfüllt war, erhob sich Mr.
Baverstock hinter seinem Schreibtisch und begleitete Becky
schweigend zur Haustür. Becky fragte sich bereits, ob der
Anwalt nur redete, wenn es beruflich erforderlich war. »Bitte lassen Sie es mich wissen, Lady Trumper, wann ich
mich mit Ihrem Sohn in Verbindung setzen darf«, sagte er zum
Abschied noch einmal.
38
Vier Tage nach ihrem Besuch bei Mr. Baverstock fuhr Becky mit Charlie nach Cambridge zu Daniel. Charlie hatte darauf bestanden, daß sie es nicht noch länger hinausschoben, und hatte Daniel am gleichen Abend angerufen und ihm gesagt, daß sie nach Trinity Hall kommen würden, weil sie etwas Wichtiges mit
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