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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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keinen Namen mit den Initialen G. F. T.
»Tut mir leid, daß ich Ihnen nicht helfen kann«, sagte Mr. Jennings. »Ihr Orden wurde offenbar keinem Australier verliehen, sonst wäre er hier aufgeführt.« Er tippte auf den Ledereinband. »Sie werden an das War Office in London schreiben müssen, wenn Sie mehr erfahren wollen. Die haben dort alles über Ordensträger in ihrem Archiv.«
Ich bedankte mich für seine Hilfe und lehnte sein ZehnPfund-Angebot für das Kreuz ab. Dann kehrte ich zu meiner Tennismannschaft und unserem Spiel gegen das Team der Universität Sydney zurück. Ich verlor 0 zu 6 und 1 zu 6, da ich einfach unfähig war, mich auf etwas anderes als auf G. F. T. zu konzentrieren. Ich wurde in diesem Jahr auch nicht mehr in der Universitäts-Tennismannschaft aufgestellt.
Schon am nächsten Tag befolgte ich Mr. Jennings Rat und schrieb an das War Office in London. Ich erhielt monatelang keine Antwort, was nicht überraschend war, denn im Kriegsjahr 1944 hatten sie dort andere Sorgen. Aber schließlich traf doch ein beige Kuvert ein, und als ich es öffnete, erfuhr ich, daß mein Orden entweder Graham Frank Turnbull vom Herzog von Wellington Regiment oder Guy Francis Trentham von den Royal Füsiliers verliehen worden war. War mein echter Name nun Turnbull oder Trentham?
Am selben Abend schrieb ich an das britische High Commissioners Office in Canberra und ersuchte um die Adressen, an die ich mich um Information über die beiden im Schreiben erwähnten Regimenter wenden könnte. Diesmal erhielt ich bereits zwei Wochen später eine Antwort. Den neuen Fährten folgend, sandte ich zwei weitere Briefe ab, wieder nach England, einen nach Halifax, den anderen nach Hounslow in Middlesex. Dann machte ich mich auf eine lange Wartezeit gefaßt. Wenn man bereits achtzehn Jahre seines Lebens damit verbracht hatte, seine wahre Identität herauszufinden, kommt es wohl auf ein paar Monate mehr auch nicht mehr an. Zudem steckte ich nun in meinem letzten Jahr an der Universität bis über beide Ohren in Arbeit.
Das Regiment Herzog von Wellington antwortete als erstes. Man teilte mir mit, daß Leutnant Graham Frank Turnbull am 6. Dezember 1917 bei Passchendaele gefallen war. Da ich wußte, daß mein Geburtsjahr 1924 war, schied Leutnant Turnbull aus. Also hoffte ich inständig auf Guy Francis Trentham.
Erst Wochen danach kam die Antwort von den Royal Fusiliers. Gaptain Guy Francis Trentham hatte das Militärverdienstkreuz am 18. Juli 1918 nach der zweiten Schlacht an der Marne bekommen. Weitere Einzelheiten wären in der Museumsbibliothek des Regiments in Hounslow zu finden, doch müßten sie persönlich eingesehen werden. Das Regiment hatte keine Befugnis, schriftlich Auskunft über Regimentsangehörige zu erteilen.
Da ich keine Möglichkeit hatte, nach England zu reisen, setzte ich meine Ermittlungen nun in einer anderen Richtung fort, ohne jedoch weiterzukommen. Dann nahm ich mir einen ganzen Vormittag frei, um im Geburtenregister des für die Queen Street verantwortlichen Standesamts nach dem Namen Trentham zu suchen. Nicht ein Trentham war eingetragen. Ross gab es zwar mehrere, doch keiner von ihnen kam im Hinblick auf mein Geburtsdatum in Frage. Mir wurde allmählich bewußt, daß sich jemand sehr viel Mühe gemacht hatte, alle Spuren meiner Herkunft zu verwischen. Aber warum?
Plötzlich beschäftigte mich nur noch eine einzige Frage: Wie konnte ich nach England gelangen, obwohl ich kein Geld hatte und der Krieg erst vor kurzem beendet worden war? Ich schrieb mich für jeden Kurs ein und tat alles, was meine Professoren mir rieten, um so vielleicht zu einem Stipendium in der Slade School of Art in London zu kommen, die jedes Jahr drei Plätze an Studenten aus den Commonwealth-Ländern vergab. Ich arbeitete nun auch noch zu Zeiten, von deren Existenz ich bisher kaum etwas gewußt hatte, und ich wurde damit belohnt, daß man mich auf die Liste der sechs Bewerber setzte, die zu einem Prüfungstermin in Canberra eingeladen waren.
Obwohl ich während der Eisenbahnfahrt in die australische Hauptstadt ausgesprochen nervös wurde, hatte ich das Gefühl, daß die Auswahlprüfung gut verlaufen war, und tatsächlich teilten mir die Prüfer mit, daß meine schriftliche Arbeit über Kunstgeschichte hervorragend sei, auch wenn die Arbeit in der angewandten Kunst nicht vom selben hohen Niveau war.
Ein Brief mit dem Absender The Slade wurde einen Monat später in meiner Studentenbude abgeliefert. Erwartungsvoll riß ich den Umschlag auf

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