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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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zweitenmal.
Ich fragte ihn, ob er vielleicht noch mehr über Captain Trentham finden könnte, vor allem, was nach 1918 aus ihm geworden war. Er humpelte zum Schreibtisch zurück und schlug seinen Namen im Regimentshandbuch nach. »Offizierspatent 1915, Beförderung zum Leutnant 1916, Captain 1917, Indien 1920 bis 1922, aus dem Dienst ausgeschieden 1922. Das ist die letzte Eintragung, Miss.«
»Er könnte also noch am Leben sein.«
»Sicher, Miss. Er ist ja wahrscheinlich nicht älter als fünfzig oder ‘öchstens fünfundfünfzig.«
Ich warf einen Blick auf die Uhr, dankte ihm und rannte rasch zum Bahnhof zurück, weil mir jetzt erst bewußt geworden war, wieviel Zeit ich im Museum zugebracht hatte, und weil ich Angst hatte, ich könnte den Zug nach London nicht mehr erreichen und deshalb nicht rechtzeitig zu meiner 17-Uhr-Schicht zurück sein.
Als ich in einer Ecke eines schmuddeligen Dritteklasseabteils saß, las ich mir die Belobigungszeilen noch einmal durch. Ich freute mich, daß mein Vater ein Held des ersten Weltkriegs gewesen war; aber ich verstand einfach nicht, warum Miss Benson mir nichts über ihn hatte erzählen wollen. Warum war er nach Australien gekommen? Hatte er seinen Namen in Ross geändert?
Ich würde wohl nach Melbourne zurückkehren müssen, wenn ich je herausfinden wollte, was aus Guy Francis Trentham geworden war. Wenn ich das Geld für die Rückfahrt gehabt hätte, wäre ich noch am gleichen Abend abgereist, aber erst mußte ich meinen Arbeitsvertrag erfüllen und weitere neun Monate im Hotel bleiben, bis man mir dort das Geld für die Rückfahrt geben würde. Also fand ich mich mit meinem Sklaventum ab.
London war 1947 eine aufregende Stadt für eine Dreiundzwanzigjährige, und es gab vieles, was mich für die eintönige Arbeit entschädigte. In meiner Freizeit besuchte ich Kunstgalerien, Museen oder ging mit einem der Mädchen vom Hotel ins Kino, und zweimal sogar in Begleitung einer Gruppe von Freunden zum Tanzen in den Mecca Ballroom, in unmittelbarer Nähe des Strand Hotel. Ich kann mich an einen ziemlich gutaussehenden Burschen von der RAF erinnern, der mich zum Tanz aufforderte, und kaum hatten wir die ersten Drehungen gemacht, versuchte er bereits, mich zu küssen. Daß ich ihn wegstieß, reizte ihn offenbar noch mehr. Erst ein heftiger Tritt gegen sein Fußgelenk und die sofortige Flucht quer über die Tanzfläche ermöglichte es mir, ihm zu entkommen. Minuten später war ich auf dem Bürgersteig und machte mich allein auf den Heimweg ins Hotel.
Während ich durch Chelsea in die ungefähre Richtung von Earl’s Court schlenderte, blieb ich hin und wieder vor den Schaufenstern stehen und bewunderte die für mich unerschwinglichen Auslagen. Besonders hatte es mir ein langer blauer Seidenschal angetan, der um die Schultern einer eleganten Schaufensterpuppe drapiert war. Interessiert blickte ich zu dem Namen über der Eingangstür: »Trumper«. Irgendwie war er mir vertraut, aber ich wußte nicht, wieso. Während ich weiter zum Hotel zurückspazierte, versuchte ich mich zu erinnern, woher ich ihn kannte, aber der einzige Trumper, der mir einfiel, war der berühmte australische Kricketspieler, der schon tot war, ehe ich auf die Welt kam. Mitten in der Nacht fiel es mir plötzlich ein. C. Trumper hatte der Corporal geheißen, welcher in der Belobigung meines Vaters erwähnt worden war. Ich sprang aus dem Bett, riß die obere Schublade meines kleinen Schreibtisches auf und überflog rasch die Seite, die ich bei meinem Besuch im Museum der Royal Fusiliers abgeschrieben hatte.
Der Name war mir bisher in London noch nicht untergekommen, und ich fragte mich, ob der Ladenbesitzer etwa mit dem Corporal verwandt war und mir helfen könnte, ihn zu finden. Ich beschloß, an meinem nächsten freien Tag noch einmal nach Hounslow zu fahren in der Hoffnung, daß mir mein einbeiniger Freund im Museum vielleicht auch diesmal weiterhelfen könnte.
»Wie nett, Sie wiederzuseh’n, Miss«, begrüßte er mich. Ich war gerührt, daß er sich an mich erinnerte.
»Suchen Sie noch mehr Informationen, Miss?«
»Ja«, gestand ich. »Corporal Trumper, er ist doch nicht …«
»Charlie Trumper, der ehrliche ‘ändler. Doch, das ist er, Miss, nur ist er jetzt Sir Charles und ihm ge’ören die Läden in der Chelsea Terrace.«
»Ich dachte es mir.«
»Ich wollt’ Ihnen damals schon alles über ihn erzählen, Miss, als Sie so schnell weggelaufen sind.« Er grinste. »Sie ‘ätten sich eine Zugfahrt und sechs Monate

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