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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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Der Soldat trug eine Khakiuniform mit drei Streifen an jedem Ärmel und saß dösend hinter einem Schreibtisch. Ich ging geräuschvoll zu ihm hinüber und tat, als bemerkte ich nicht, daß er ein Nickerchen machte.
    »Kann ich Ihnen helfen, Miss?« fragte er und rieb sich die
    Augen.
»Ich hoffe es.«
»Australierin?« fragte er grinsend.
»Hört man mir das so schnell an?«
»Ich ‘ab’ mit ein paar von euren Jungs in Nordafrika
    gekämpft«, erklärte er. »Verdammt gute Soldaten, das dürfen Sie mir glauben. Also, wie kann ich Ihnen ‘elfen, Miss?«
    »Ich habe Ihnen von Melbourne geschrieben«, sagte ich und zeigte ihm eine handgeschriebene Kopie des Briefes, »über den Träger dieses Ordens.« Ich zog das schmale Band über den Kopf und reichte ihm meinen Schatz. »Guy Francis Trentham.«
    »Ein Miniatur-MC«, stellte der Sergeant ohne Zögern fest, während er den Orden in der Hand hielt. »Guy Francis Trentham, ‘aben Sie gesagt?«
    »Ja.«
     
    »Gut. Dann schauen wir doch mal in unserem schlauen
    Buch nach. 1914-1918, richtig?«
Ich nickte.
Er trat an ein Regal aus massivem Holz mit voluminösen
    Büchern und nahm einen in Leder gebundenen Wälzer heraus. Er ließ ihn krachend auf den Schreibtisch fallen, und Staub wirbelte auf. Der Titel in Goldbuchstaben lautete: »Royal Fusiliers, Auszeichnungen, 1914-1918«.
    »Na, dann wollen wir mal nachseh’n.« Er blätterte den Wälzer durch. Ich wartete ungeduldig. »Da ist er!« rief er triumphierend. »Guy Francis Trentham, Captain.« Er drehte das Buch so um, daß ich die Eintragung selbst lesen konnte. Vor lauter Aufregung brauchte ich eine Zeitlang, um den Inhalt der Worte in mich aufzunehmen.
    Die Notiz war zweiundzwanzig Zeilen lang, und ich fragte, ob ich mir vielleicht eine Abschrift davon machen dürfe.
»Aber natürlich, Miss«, versicherte mir der Sergeant. Er schob mir zuvorkommend ein liniertes Blatt und einen stumpfen Bleistift zu. Ich begann abzuschreiben:
    Am Morgen des 18. Juli 1918 führte Captain Guy Trentham vom 3. Bataillon der Royal Fusiliers eine Kompanie von den eigenen Schützengräben zur feindlichen Linie und tötete mehrere deutsche Soldaten, ehe er die deutschen Schützengräben erreichte und eine vollständige feindliche Einheit vernichtete. Captain Trentham verfolgte anschließend zwei weitere deutsche Soldaten bis in einen in der Nähe befindlichen Wald, wo es ihm gelang, auch diese beiden zu töten.
    Am gleichen Abend, obwohl vom Feind umgeben, rettete er zwei Männer seiner Kompanie, Private T. Prescott und Corporal C. Trumper, die sich vom Schlachtfeld in eine nahe Kirche zurückgezogen hatten. Nach Anbruch der Dunkelheit führte er sie während pausenlosen Feindbeschusses über freies Gelände zurück.
    Rekrut Prescott wurde von einer verirrten deutschen Kugel tödlich getroffen, bevor er den eigenen Schützengraben erreichte. Corporal Trumper überlebte trotz heftigen feindlichen Feuers.
    Für dieses hervorragende Beispiel von Führungsqualität und Tapferkeit vor dem Feind wurde Captain Trentham das Militärverdienstkreuz verliehen.
    Nachdem ich die Eintragung Wort für Wort in meiner schönsten Schönschrift abgeschrieben hatte, schloß ich das schwere Buch und drehte es wieder zu dem Sergeant herum. »Trentham«, murmelte er. »Wenn ich mich recht erinnere,
    Miss, ‘ängt sein Bild an der Wand.« Er griff nach Krücken, kam hinter seinem Schreibtisch hervor und hinkte zur hinteren Ecke des Museums. Ich hatte zuvor gar nicht bemerkt, daß der arme Kerl ein Bein verloren hatte, »‘ier ‘erüben, Miss!« rief er mir zu. »Kommen Sie.«
    Meine Handflächen wurden feucht, und mein Magen begehrte ein bißchen auf bei dem Gedanken, daß ich jetzt feststellen würde, wie mein Vater ausgesehen hatte. Ich fragte mich, ob ich ihm irgendwie ähnelte.
    Der Sergeant humpelte vorbei an den VCs, bis wir die MGs erreichten. Sie hingen in einer Reihe, alles alte bräunliche Bilder in einfachen Rahmen. Sein Finger fuhr an ihnen entlang
– Stevens, Thomas, Tubbs. »Merkwürdig, ich ‘ätt’ schwören können, daß sein Foto da war. Will verdammt sein, wenn ich mich irre. Muß wohl verlorengegangen sein, als wir vom Tower ‘ier’ergezogen sind.«
    »Könnte sein Bild irgendwo anders sein?«
»Nicht daß ich wüßte, Miss«, sagte er fest. »Ich muß es mir wohl eingebildet ‘aben, aber ich ‘ätt’ schwören können, daß ich im Museum im Tower sein Foto an der Wand gesehn ‘ab’. Also, ich will verdammt sein«, sagte er zum

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