Archer Jeffrey
Ausbildung davor gewarnt, leichtfertig zu sein, Sir«, erinnerte ihn Tommy.
»Hüten Sie Ihr Mundwerk, Prescott! Und wie sind Sie zu dieser Offizierspistole gekommen?«
»Sie ge’örte Lieutenant ‘arvey«, warf Charlie ein, »der sie fallen ließ, als …«
»… als Sie sich in ‘n Wald verdrückt ‘aben!« Tommy starrte Trentham an.
»Ich verfolgte zwei Deutsche, die zu fliehen versuchten.«
»‘at für mich andersrum ausgeseh’n«, entgegnete Tommy. »Und wenn wir zurück sind, erzähl’ ich’s jedem, der’s ‘ör’n will.«
»Es wäre Ihr Wort gegen meines«, sagte Trentham. »Außerdem sind beide Deutschen tot.«
»Vergess’n Sie nicht, daß der Corp da genau gesehn ‘at, wie’s war.«
»Dann wissen Sie auch, daß meine Version stimmt!« Trentham wandte sich Charlie zu.
»Ich weiß bloß, daß wir oben im Turm sein und planen sollten, wie wir zu unseren Linien zurückkommen, statt noch mehr Zeit ‘ier unten mit Streiten zu vergeuden.«
Der Captain nickte zustimmend, drehte sich um und rannte die steinerne Treppe zum Turm hinauf. Charlie folgte ihm. Von zwei verschiedenen Seiten spähten sie über den Wald, doch obwohl Charlie immer noch Kampflärm hören konnte, war unmöglich zu erkennen, was sich außerhalb des Waldes tat. »Wo ist Prescott?« fragte Trentham nach ein paar Minuten.
»Keine Ahnung, Sir«, antwortete Charlie. »Ich dachte, er war’ direkt ‘inter mir.«
Nach ein paar weiteren Minuten tauchte Tommy mit einer Pickelhaube auf dem Kopf auf der Steintreppe auf.
»Wo waren Sie?« fragte Trentham mißtrauisch.
»‘ab die Kirche von vorn bis ‘inten nach was zum essen durchsucht, aber nicht mal Meßwein ‘ab ich gefunden.«
»Beziehen Sie da drüben Posten«, befahl der Captain und deutete zu dem dritten Bogenfenster, »und halten Sie Ausschau. Wir bleiben hier, bis es völlig dunkel ist. Bis dahin habe ich einen Plan ausgearbeitet, wie ich uns hinter unsere Linien zurückbringen kann.«
Die drei Männer spähten über die französische Landschaft, während das Tageslicht erst diffus, dann grau wurde und schließlich ganz erlosch.
»Sollten wir nicht allmählich aufbrechen, Captain?« fragte Charlie, nachdem sie über eine Stunde in fast absoluter Dunkelheit gesessen hatten.
»Wir gehen, wenn ich es sage«, entgegnete Trentham scharf, »und nicht eher!«
»Jawohl, Sir«, sagte Charlie und starrte fröstelnd weitere vierzig Minuten in die Schwärze.
»Folgen Sie mir«, sagte Trentham plötzlich. Er stand auf und stieg als erster die Treppe hinunter. Vor der Tür, die aus der Sakristei ins Freie führte, blieb er stehen. Dann öffnete er sie ganz langsam. Ihr Knarren ließ Charlie an Maschinengewehrfeuer denken. Alle spähten sie in die Nacht hinaus, und Charlie fragte sich, ob da vielleicht noch irgendein Deutscher draußen war, der ihnen möglicherweise auflauerte.
Der Captain konsultierte seinen Kompaß. »Erst müssen wir die Bäume am Rand der Kuppe erreichen«, flüsterte Trentham. »Dann arbeite ich eine Route aus, die uns hinter unsere Linien zurückbringt.«
Als sich Charlies Augen an die Finsternis gewöhnt hatten, studierte er den Mond und, was wichtiger war, die Bewegung der Wolken.
»Bis zu den Bäumen gibt es keine Deckung«, fuhr der Captain fort. »Um das Risiko so gering wie möglich zu halten, müssen wir warten, bis der Mond hinter einer Wolke verschwunden ist. und dann getrennt hinübersprinten. Wenn ich den Befehl gehe, laufen Sie als erster, Prescott.«
»Ich?« sagte Tommy.
»Ja, Sie, Prescott. Corporal Trumper wird folgen, sobald Sie die Bäume erreicht haben.«
»Und ich nehm’ an, daß Sie nachkommen, falls wir das Glück ‘aben, daß niemand auf uns schießt?«
»Keine Insubordination«, warnte Trentham. »Sonst werden Sie feststellen, daß Sie dem Kriegsgericht kein zweites Mal entgehen und im Gefängnis landen werden, wohin Sie gehören!«
»Nicht ohne Zeugen«, entgegnete Tommy. »Soviel versteh’ ich von den Gesetzen auch.«
»Sei still, Tommy«, mahnte Charlie.
Sie warteten stumm hinter der Sakristeitür, bis sich endlich eine riesige Wolke vor den Mond schob und die ganze Kuppe in ihren Schatten hüllte.
»Los!« befahl der Captain und tippte Prescott auf die Schulter. Tommy schoß los wie ein freigelassener Windhund, und die beiden anderen Männer beobachteten, wie er über die ungeschützte Stelle rannte und die Bäume erreichte.
Eine Sekunde später tippte Trenthams Hand Charlie auf die Schulter, und er raste los, schneller als je in seinem
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