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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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Gefallenen. Einhunderttausend Männer hatten ihr Leben an der Marne geopfert. Charlie konnte nicht glauben, daß irgendein Sieg einen solchen Preis wert war.
    Mit verschränkten Beinen saß er am Fußende des Grabes, ohne auf die Zeit zu achten, während er mit dem Bajonett ein Kreuz schnitzte. Schließlich schlug er es am Kopfende des Grabes in die Erde. Auf den Querbalken hatte er die Worte eingeritzt: PRIVATE TOMMY PRESCOTT.
    Der Mond schien an diesem Abend auf tausend neue Gräber, und Charlie schwor, daß er weder seinen Vater noch Tommy vergessen würde, und sicherlich auch Captain Trentham nicht.
    Er schlief zwischen seinen Kameraden ein und stand beim Weckruf im ersten Tageslicht auf. Nach einem letzten Blick auf Tommys Grab kehrte er zu seinem Zug zurück, wo er erfuhr, daß der Regimentskommandeur um neun Uhr eine Ansprache halten würde.
    Eine Stunde später stand er in den geschrumpften Reihen der Überlebenden des Regiments stramm. Colonel Hamilton gab kund, daß der Premierminister die zweite Schlacht an der Marne als den größten Sieg in der Geschichte des Krieges bezeichnet hatte. Charlie war nicht imstande, in die Jubelrufe seiner Kameraden einzustimmen.
    »Es war ein stolzer und ruhmreicher Tag für die Füsiliere«, fuhr der Oberst fort und blickte wohlwollend durch sein Monokel. Das Regiment hatte ein Victoriakreuz, sowie sechs Militärverdienstkreuze und neun Tapferkeitsmedaillen errungen. Charlie hörte kaum zu, während die Namen der Männer genannt und die Würdigung verlesen wurde, bis er den Namen Lieutenant Arthur Harvey hörte, der den 11. Zug im Sturmangriff bis zu den deutschen Gräben geführt hatte, wodurch er es den Nachfolgenden ermöglichte, die feindliche Verteidigung zu durchbrechen. Dafür wurde ihm postum das Militärverdienstkreuz verliehen.
    Einen Augenblick später hörte Charlie den Colonel Captain Guy Trenthams Namen nennen. Dieser mutige Offizier, sagte der Colonel, habe, nachdem Lieutenant Harvey gefallen war, ohne auf seine eigene Sicherheit zu achten, den Angriff weitergeführt und nach Überquerung der feindlichen Linien zwei deutsche Soldaten in einen nahe gelegenen Wald verfolgt. Es sei ihm nicht nur gelungen, beide feindliche Soldaten zu töten, sondern auch zwei Füsiliere aus den Händen der Deutschen zu befreien und zurück zu den eigenen Linien zu führen. Für diese außerordentliche Heldentat wurde Captain Trentham das Militärverdienstkreuz verliehen.
    Trentham trat vor, und die Truppen klatschten, als der Oberst die Auszeichnung aus einem Lederetui nahm und sie Trentham an die Uniformjacke steckte.
    Dann wurden Namen und Würdigung von drei Sergeanten, zwei Unteroffizieren und vier Rekruten verlesen, doch nur einer davon konnte vortreten und sich seine Tapferkeitsmedaille anstecken lassen.
    »Unter jenen, die heute leider nicht mehr unter uns weilen«, fuhr der Oberst fort, »ist ein junger Mann, der Lieutenant Harvey in die feindlichen Gräben folgte, dort vier oder fünf feindliche Soldaten tötete, danach einen weiteren verfolgte und erschoß und schließlich einen deutschen Offizier tötete, ehe er tragischerweise nur wenige Meter vor unserer eigenen Linie von einer verirrten Kugel tödlich getroffen wurde. Für diese Heldentat wird Rekrut Thomas Prescott postum die Tapferkeitsmedaille verliehen.« Wieder spendete die Truppe Beifall.
    Als die Parade aufgelöst wurde und während andere zu ihren Zelten zurückkehrten, ging Charlie langsam zurück hinter die Linien, bis er den Soldatenfriedhof erreicht hatte.
    Er kniete an einem vertrauten Grabhügel nieder, und nach nur kurzem Zögern zog er das Kreuz, das er am Kopfende des Grabes eingerammt hatte, wieder heraus.
    Charlie klappte das Messer auf, das an seinem Gürtel hing, und neben den Namen Tommy Prescott ritzte er die Buchstaben MM – jeder sollte wissen, daß er die Tapferkeitsmedaille bekommen hatte.
    Zwei Wochen später wurden tausend Mann mit insgesamt nur tausend Beinen, tausend Armen und tausend Augen in die Heimat zurückgeschickt. Man hatte Sergeant Charles Trumper von den Royal Fusiliers zu ihrer Begleitung abbeordert. Vielleicht, weil noch niemand davon gehört hatte, daß irgend jemand drei Angriffe auf die feindlichen Linien überlebt hatte.
    Ihr Frohsinn und ihre Freude darüber, daß sie noch lebten, verstärkte Charlies Schuldgefühl. Er hatte schließlich nur eine Zehe verloren. Auf der Rückreise über Land, See und wieder Land half er den Männern beim Anziehen, Waschen, Essen und

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