Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
Vom Netzwerk:
mußte er nun einen Zug von vierzig Mann auf die Schlacht vorbereiten, und auch dieser Zug stand unter dem Befehl von Captain Trentham, der nicht mehr gesehen worden war, seit man Tommy entlassen hatte.
    Um halb vier stieß ein Lieutenant Harvey hinter den Gräben zu ihnen, nachdem sie inzwischen bereits alle in voller Kampfbereitschaft waren. Harvey war, wie sich herausstellte, erst am vergangenen Freitag an der Front angekommen.
    »Dieser Krieg ist ein Wahnsinn«, sagte Charlie, nachdem sie sich miteinander bekannt gemacht hatten.
»Oh, ich weiß nicht«, entgegnete Harvey unbekümmert. »Ich jedenfalls kann es gar nicht erwarten, es den Hunnen endlich zu geben!«
»Die Deutschen ‘ab’n nicht die leiseste Chance, solang wir Verrückte wie ihn ‘ab’n«, flüsterte Tommy.
»Übrigens, Sir, wie lautet die Parole diesmal?«
»Oh, tut mir leid, hatte ich ganz vergessen. ›Little Red Riding Hood‹«, sagte der Leutnant.
»Unternehmen Rotkäppchen«, flüsterte Tommy jetzt. »Wie passend. Dann sind die Deutschen wohl der Wolf, der das arme Rotkäppchen frißt!«
Alle warteten. Um vier Uhr setzten die Männer die Bajonette auf, und um zwanzig nach vier feuerte die Leuchtpistole irgendwo hinter den Linien eine rote Spur in den Himmel, und plötzlich schrillte die Luft von den Pfiffen der Trillerpfeifen.
»Tally Ho!« rief Lieutenant Harvey wie zum Auftakt einer Fuchsjagd. Er feuerte mit der Pistole in die Luft und stürmte los, als hätte er den Fuchs entdeckt. Wieder kletterte Charlie fast unmittelbar hinter seinem Leutnant aus dem Graben. Sein Zug folgte ihm, während er durch den Schlamm des verwüsteten Landes stolperte, in dem nicht ein einziger Baum überlebt hatte, der ihnen vorübergehend hätte Schutz bieten können. Links sah Charlie einen anderen Zug ein Stück vor sich. Die unverkennbare Gestalt des geschniegelten Captain Trentham bildete das Schlußlicht. Aber immer noch war Lieutenant Harvey allen anderen voraus. Er setzte wie ein Hürdenläufer elegant über den Stacheldraht und preschte durchs Niemandsland. Charlie war plötzlich überzeugt, daß auch andere eine solche Dummheit überleben könnten. Immer weiter raste Harvey vorwärts, als wäre er unverwundbar. Bei jedem Schritt, den er machte, dachte Charlie, daß er getroffen werden mußte, doch zu seinem Erstaunen nahm der Leutnant auch den deutschen Stacheldraht wie eine sportliche Hürde und lief dann auf die deutschen Schützengräben zu, als wären sie die Ziellinie bei einem Wettlauf auf einem Schulsportfest. Doch etwa zwanzig Meter vor dem Ziel streckte ihn ein Kugelhagel nieder. Und nun war Charlie an vorderster Front und feuerte auf die Deutschen, wann immer ein Kopf aus einem Schützengraben herausschaute.
Er hatte noch nie gehört, daß tatsächlich einmal jemand die deutschen Gräben erreicht hatte, deshalb war er nicht ganz sicher, was er als nächstes tun sollte, und trotz aller Ausbildung fiel es ihm schwer, im Laufen zu schießen. Als vier Deutsche mit ihren Gewehren gleichzeitig aus den Gräben hochkamen, wußte er, daß er es auch nie mehr lernen würde. Er schoß auf den ersten, der in seinen Graben zurückstürzte, und dann sah er, wie die drei anderen zielten. Doch plötzlich hörte er mehrere Schüsse hinter sich, und alle drei Gegner kippten um wie Holzenten auf dem Schießstand. Da wußte Charlie, daß der Meisterschütze seiner Truppe noch hinter ihm war.
Und dann stand er im feindlichen Schützengraben und sah sich Auge in Auge mit einem jungen Deutschen, einem völlig verängstigten Burschen, der sogar noch jünger als er selbst sein mußte. Er zögerte nur einen Moment, dann stieß er dem Deutschen sein Bajonett mitten in den Mund. Rasch zog er die Klinge heraus und stach noch einmal zu, diesmal genau ins Herz des Jungen, bevor er weiterrannte. Drei seiner Männer waren nun vor ihm und verfolgten einen fliehenden Feind. In diesem Augenblick sah Charlie, daß Tommy an der rechten Flanke zwei Deutsche einen Hügel hinaufjagte. Er verschwand zwischen den Bäumen, und Charlie hörte trotz des Kampflärms um ihn herum ganz deutlich den Knall eines einzelnen Schusses. Er raste in den Wald, um seinen Freund zu retten, fand jedoch nur einen Deutschen tot auf dem Boden ausgestreckt, während Tommy den Hang noch weiter hinaufrannte. Als Tommy hinter einem Baum anhielt, holte Charlie ihn endlich ein.
»Du warst einfach großartig, Tommy«, keuchte er und warf sich neben ihm auf den Boden.
»Nicht ‘alb so gut wie dieser Offizier.

Weitere Kostenlose Bücher