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Archer Jeffrey

Archer Jeffrey

Titel: Archer Jeffrey Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Der Aufstieg
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lag, bevor er weitersprach –, »ja, Private Prescott, sich möglicherweise selbst in die Hand geschossen hat, um nicht kämpfen zu müssen. Nach Captain Trenthams Bericht wurde er mit einer Schußwunde nur wenige Meter vor seinem eigenen Graben im Schlamm gefunden. Danach hat es den Anschein, als wäre es ein klarer Fall von Feigheit vor dem Feind. Ich wollte jedoch kein Kriegsgericht einberufen, ehe ich nicht Ihre Version von dem gehört habe, was an jenem Morgen vorgefallen ist. Prescott war schließlich in Ihrem Zug. Deshalb dachte ich, Sie hätten Captain Trenthams Bericht möglicherweise etwas hinzuzufügen.«
Charlie bemühte sich, die Haltung zu bewahren und sich an alle Einzelheiten zu erinnern, bevor er sagte: »Jawohl, Sir, das ‘abe ich tatsächlich. Sobald die Leuchtpistole abgefeuert war, ‘at Lieutenant Makepeace den Angriff angeführt, und ich bin gleich nach ihm aus dem Graben, gefolgt von meinen Leuten. Der Leutnant ‘at den Stacheldraht als erster erreicht, aber da ‘aben ihn gleich mehrere Kugeln getroffen. Zu dem Zeitpunkt waren nur zwei vor mir. Sie wollten ihm zu ‘ilfe kommen, sind aber gefallen, bevor sie ihn erreichen konnten. Sobald ich am Drahtver’au war, ‘ab ich eine Bresche gesehen und bin durch, und da ‘at Rekrut Prescott mich über’olt, um auf die feindlichen Linien zuzustürmen. In dem Augenblick muß wohl die Mine ‘ochgegangen sein, und die ‘at wahrscheinlich nicht bloß mich umgeworfen, sondern auch Rekrut Prescott.«
»Sind Sie ganz sicher, daß es Rekrut Prescott war?« fragte der Colonel mit leicht verwirrter Miene.
»In der ‘itze des Gefechts ist es schwer, sich an alle Einzel’eiten zu erinnern, Sir, aber ich werd’ bestimmt nie vergessen, daß Prescott mich über’olt ‘at.«
»Wieso?« erkundigte sich der Oberst.
»Weil er mein Kumpel is’ und ich mich da geärgert ‘ab’, daß er schneller war wie ich.«
Charlie vermeinte ein schwaches Lächeln über das Gesicht des Colonels huschen zu sehen.
»Ist Prescott Ihr Freund?« fragte der Oberst und richtete sein Monokel auf ihn.
»Ja, Sir, ein guter Freund, aber das ‘at nichts mit meiner Aussage zu tun, und niemand ‘at das Recht, so etwas anzudeuten!«
»Ist Ihnen klar, mit wem Sie sprechen?« brüllte SergeantMajor Philpott dazwischen.
»Jawohl, Sir«, entgegnete Charlie. »Mit einem Mann, der an der Wahr’eit interessiert ist und des’alb für Gerechtigkeit sorgen wird. Ich bin kein gebildeter Mann, Sir, aber ein ehrlicher.«
»Lance Corporal, Sie werden sich …«, begann der Hauptfeldwebel.
»Danke, Sergeant-Major, das genügt«, unterbrach ihn der Oberst. »Und Ihnen, Lance Corporal Trumper, vielen Dank für Ihre klare und präzise Aussage. Ich werde Sie nicht mehr bemühen müssen. Sie dürfen zu Ihrem Zug zurückkehren.«
»Danke, Sir«, sagte Charlie. Er tat einen Schritt rückwärts, salutierte, machte eine Kehrtwendung und marschierte aus dem Zelt.
»Möchten Sie, daß ich mir den Kerl persönlich vornehme?« fragte Sergeant-Major Philpott.
»Ja«, antwortete Colonel Hamilton. »Befördern Sie Trumper zum Corporal und entlassen Sie Rekrut Prescott umgehend aus der Haft.«
    Tommy kehrte am selben Nachmittag zu seinem Zug zurück. »Du ‘ast mir das Leben gerettet, Charlie.«
»Ich ‘ab nur die Wahr’eit gesagt.«
»Ich weiß. Ich auch. Der Unterschied is’ bloß, daß sie dir
    geglaubt ‘aben.«
    Charlie lag in dieser Nacht in seinem Zelt und fragte sich, weshalb Captain Trentham Tommy offenbar unbedingt loswerden wollte. Konnte tatsächlich jemand glauben, er habe das Recht, einen anderen in den Tod zu schicken, nur weil dieser einmal im Gefängnis gesessen hatte?
    Ein weiterer Monat verstrich. Dann kam ein neuer Kompaniebefehl. Er lautete, daß sie südwärts zur Marne marschieren und sich für einen neuen Angriff gegen General von Ludendorff bereit machen sollten. Charlie fühlte sich gar nicht wohl in seiner Haut, denn jeder wußte, daß die Chancen, zwei Angriffe zu überleben, gleich Null waren. Es gelang ihm, hin und wieder eine Stunde mit Grace allein zu sein, und sie erzählte ihm, daß sie sich in einen walisischen Unteroffizier verliebt hatte, der auf eine Mine getreten und nun auf einem Auge blind war.
    »Liebe auf den ersten Blick«, meinte Charlie lakonisch.
    Es war Mitternacht am Mittwoch, dem 17. Juli 1918, und eine gespenstische Stille herrschte über dem Niemandsland. Charlie ließ die schlafen, die es konnten, und weckte niemanden vor drei Uhr früh. Als Corporal

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