Arctic Fire: Thriller (Ein Scarecrow-Thriller) (German Edition)

Mother verschanzt hatte.
    Mother sah sie schon von weitem kommen. »Oh-oh …«
    Sie riss den Kopf herum und schaute durch die Windschutzscheibe nach vorn.
    Das Tor des U-Boot-Bunkers war noch mindestens einen Kilometer entfernt. Es sah aus wie die Einfahrt eines Tunnels, und dahinter führten die Gleise des Breitspurzugs unter der Erde zum Fuß der Steilküste hinab. Den Thieves blieb also noch jede Menge Zeit, um den Zug zum Stehen zu bringen und die Rakete zu starten.
    Sie dürfen die Lok auf keinen Fall anhalten, dachte Mother verzweifelt. Aber wie kann ich das am besten verhindern?
    Ihr fiel sofort eine Lösung ein.
    Und als die erste MG -Salve gegen das Stahldach über ihrem Kopf krachte, drückte sie den Schubregler bis zum Anschlag nach vorn, so dass der riesige Zug mit voller Kraft beschleunigte.
    Dann ließ sie den Schieber los, nahm ihre Kalaschnikow und schaltete sich wieder in den Kampf ein.
    Sie musste die Stellung in der Lokomotive an der Spitze des Zugs ganz allein halten: gegen drei Mann, denen sie, auch was die Bewaffnung anging, deutlich unterlegen war. Wenn sie ganz ehrlich war, musste Mother zugeben, dass sie diese Schlacht nicht gewinnen konnte, aber wenn sie lang genug durchhielt, konnte sie den Krieg vielleicht gewinnen.

Der gepanzerte Zug donnerte über die karge Ebene im Nordosten von Dragon Island und nahm immer mehr Fahrt auf.
    Big Jesus und seine zwei Männer arbeiteten sich auf dem Dach des vorderen Güterwaggons zur Spitze des Zugs vor und feuerten auf die Lokomotive, aus deren offenem Hinterfenster immer wieder krachende Feuergarben zuckten.
    Am Ende des Zugs dagegen schien nicht mehr gekämpft zu werden.
    Die drei Thieves auf dem Güterwaggon gaben sich gegenseitig Feuerschutz und rückten unaufhaltsam zur Spitze des Zugs vor. Sie waren erfahrene Kämpfer und wussten, dass sie der Frau im Führerhaus der Lokomotive sowohl zahlen- als auch waffenmäßig überlegen waren. Bald trennten sie nur noch wenige Meter vom vorderen Ende des Zugs, und als sie die Lokomotive aus nächster Nähe unter Beschuss nahmen, wurde Mother in die rechte Schulter getroffen.
    Sie flog rückwärts gegen die Bedienelemente der Lok, und Big Jesus stürmte mit seinen Männern das Führerhaus.
    Gerade als Big Jesus nach dem Schubregler greifen wollte, registrierte er aus dem Augenwinkel, wie mit einem dumpfen Knall eine riesige Gestalt vor dem Führerhaus der Lokomotive landete. Big Jesus blickte auf und sah einen großen bärtigen Franzosen bäuchlings vor der Windschutzscheibe liegen und mit einer Pistole direkt auf sein Gesicht zielen.
    Baba drückte nur ein einziges Mal ab.
    Die Kugel krachte durch das Glas und in Big Jesus’ linkes Auge, bevor sie am Hinterkopf blutspritzend wieder austrat. Big Jesus sank auf der Stelle tot zu Boden und ließ das Kord fallen.
    Zwei weitere Schüsse, und auch die anderen beiden Thieves sanken zu Boden.
    Baba kletterte durch die zersprungene Windschutzscheibe und kauerte neben Mother nieder.
    »Klasse Auftritt«, bemerkte Mother und hielt sich mit der Hand die verletzte Schulter.
    »Aber hallo«, sagte Baba. »Ich bin Franzose. Da hat man das im Blut.«
    Trotz ihrer Schmerzen musste Mother grinsen. »Dass du echt was drauf hast, habe ich inzwischen gemerkt. Aber warum bist du nicht am Ende des Zugs geblieben, wie ich dir gesagt habe?«
    »Das ging nicht.« Baba deutete mit dem Kopf nach hinten. »Sie haben Verstärkung bekommen.«
    Mother folgte seinem Blick.
    Im selben Moment kletterten zwei Dutzend Kämpfer der Army of Thieves von zwei neben dem Zug herfahrenden Armeelastern auf die Waggons.
    »Wie du siehst, blieb mir gar keine andere Wahl, als nach vorn zu kommen«, erklärte Baba. »Deshalb habe ich es gemacht wie du und bin unter dem Zug nach vorn gelaufen.«
    Eine Kugel krachte in das Dach über ihnen. Und dann noch eine. Und dann eine ganze Salve .
    Mother und Baba zogen die Köpfe ein. Mother hob ihre Kalaschnikow, Baba schnappte sich sein Kord.
    »Komm!«, rief Baba und zog Mother durch die zersprungene Windschutzscheibe auf die Motorhaube der Lokomotive. »Das ist der beste Platz für ein letztes Gefecht!«
    »Unser persönliches Alamo …«, murmelte Mother, als sie sich neben Baba aufrichtete.
    Und dann eröffneten sie das Feuer auf die anrückende Übermacht.
    Es folgte ein wildes Feuergefecht. Die Kämpfer der Army of Thieves schwärmten wie die Ameisen über den gesamten Zug aus. Mother und Baba feuerten aus allen Rohren, um sie von der Lokomotive