Arctic Fire: Thriller (Ein Scarecrow-Thriller) (German Edition)
fernzuhalten, und schalteten einen nach dem anderen von ihnen aus.
Aber die Thieves gaben nicht auf.
Mother und Baba wehrten sich weiter erbittert.
Eine Kugel pfiff so dicht an Mothers Ohr vorbei, dass sie das Mikrophon ihres Headsets zerstörte und ihr eine tiefe Schramme verpasste. Knapper ging es nicht mehr.
Und dann, zwischen ein paar Schüssen, rief Baba unvermutet: »Mother! Du bist eine super Kämpferin und eine klasse Frau. Bist du schon vergeben? Wenn wir diesen Wahnsinn lebend überstehen, würde ich dir gern den Hof machen und mich stundenlang leidenschaftlich mit dir lieben. Aber sosehr du es mir auch angetan hast, ich bin auch ein Ehrenmann, und als solcher mache ich mich nicht an die Frauen anderer Männer ran. Bist du schon vergeben?«
Mother hielt zwischen zwei Schüssen inne und überlegte kurz.
Sie dachte an Ralph, ihren Ralphy, und an ihre Ehe, die sie noch vor einer Woche als langweilig und eingefahren bezeichnet hatte – und dann sah sie den wilden Franzosen an, diesen unverwüstlichen Kämpfer, den sie Baba, den Barbaren, nannten. Er war ihr Spiegelbild, ihr männliches Gegenstück.
Aber er war nicht Ralphy.
»Tut mir leid, mein Hübscher!«, schrie sie und ballerte wieder los. »Aber ich bin bereits vergeben! Ich bin verheiratet!«
Baba gab eine Salve mit dem Kord ab. »Er kann sich wirklich glücklich schätzen, dein Mann! Und er muss ein super Typ sein, um ein Herz, so groß wie deins, zu erobern und dann auch noch zu halten!«
»Das ist er!«, rief Mother. »Auf jeden Fall!«
Als in diesem Moment ein Trupp Thieves auf das Heck der vorderen Lokomotive sprang, um den Zug wieder ganz in ihre Gewalt zu bringen, beugte sich Baba vor, küsste Mother auf den Mund und sagte: »Dann leb für uns beide weiter, meine Freundin Mother! Ich werde mit dem Geschmack deines Mundes auf den Lippen in den Tod gehen!«
Damit sprang er auf das Dach des Führerhauses der Lok – wo er vollkommen ungeschützt war –, pflanzte sich dort breitbeinig auf und hob sein riesiges Kord.
Und eröffnete das Feuer.
Das gigantische MG erwachte feuerspeiend zum Leben und mähte die anrückende Horde erbarmungslos nieder.
Ein Angreifer nach dem anderen fiel dem brutalen Beschuss zum Opfer – entweder von Kugeln durchsiebt oder einfach von dem fahrenden Zug geschleudert –, aber es waren zu viele, als dass Baba sie ganz allein hätte ausschalten können. Einige schafften es, ein paar Schüsse abzugeben, die ins Ziel trafen: Zuerst traf eine Kugel Babas linken Arm, und ihr folgten weitere, wirkungsvollere Treffer in Brust und Schultern.
Eins, zwei, drei Geschosse schlugen in seinen Körper ein, aber er gab nicht auf und feuerte weiter.
Mother verfolgte das Schauspiel mit einer Mischung aus Bewunderung, Staunen und Entsetzen.
Der Zug donnerte mit unverminderter Geschwindigkeit weiter dem Tor des U-Boot-Bunkers entgegen.
Der vierte Treffer wurde Baba schließlich zum Verhängnis.
Er sank in die Knie, schaffte es aber trotzdem noch, ein paar Schüsse mit dem Kord abzugeben.
Dann traf ihn eine Kugel mitten in die Brust, und er fiel auf das Dach der Lokomotive. Mother, die noch auf der Motorhaube lag und ihm wegen ihrer Verletzung nicht zu Hilfe kommen konnte, schrie verzweifelt: »Nein!«, als der Zug in das Dunkel des Tunnels brauste, der zum U-Boot-Bunker hinabführte.
Baba hatte geschafft, was er sich vorgenommen hatte. Er hatte so viel Zeit gewonnen, dass der Zug die Einfahrt des Bunkers erreichen konnte. Jetzt war es zu spät, die Lokomotive anzuhalten.
Der Breitspurzug nahm immer mehr Fahrt auf, als er den kurzen, abschüssigen Tunnel hinunterdonnerte. Er raste völlig außer Kontrolle in den unterirdischen U-Boot-Bunker – immer noch mit etwa einem Dutzend Thieves an Bord – und krachte ungebremst durch den hölzernen Prellbock am Ende des Gleises, der die Schienen vom Wasser des Docks trennte. Der spitz zulaufende Schneepflug der vorderen Lokomotive zertrümmerte ihn in Millionen streichholzgroßer Splitter, doch auch das konnte den Zug nicht bremsen. Er fuhr einfach weiter und weiter, bis er Waggon für Waggon wie eine sich windende Schlange in das eisige Wasser tauchte und unterging. Der Waggon mit den zwei Raketen versank, ohne dass seine tödliche Fracht abgeschossen werden konnte.
In dem Moment, als die Lokomotive über das Gleisende hinausschoss, fiel der Blick Mothers, die immer noch auf ihrer Motorhaube lag, auf die Ochotsk , die halb versunken im Wasser trieb: der letzte aberwitzige
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