Arctic Fire: Thriller (Ein Scarecrow-Thriller) (German Edition)
Baltimore beigebracht habe, hat Ihnen geholfen, nicht den Verstand zu verlieren, als Sie von einem Mann gefoltert wurden, der weltweit als einer der führenden Experten auf diesem Gebiet gilt?«
Schofield nickte. »Ja.«
Ulacco wandte sich kurz ab und wirkte ein wenig stolz. Zwar nur eine Sekunde lang, aber Schofield entging es trotzdem nicht. Dann setzte sie wieder ihr übliches Pokerface auf.
»Und dann haben Sie die nördliche Hemisphäre vor der Auslöschung gerettet?«, fuhr sie fort.
»Ja.«
»Dann könnte man also sagen, dass ich , indem ich Sie gerettet habe, die Welt gerettet habe?«, erklärte sie unverfroren.
Schofield erwiderte ihr Grinsen. »Das könnte man so sagen, ja.« Und sie lachten, zum ersten Mal während einer ihrer Sitzungen.
Ulacco stand auf. »Ihre Stunde ist um, Captain. Außerdem haben Sie einen Termin beim Präsidenten.«
Schofield stand auf und nickte ernst. »Danke, Frau Doktor. Danke für Ihre Hilfe. Aber da wäre noch etwas.«
OVAL OFFICE
WEISSES HAUS
24. SEPTEMBER, 20:00 UHR
Shane Schofield nahm in seiner Paradeuniform Habachtstellung ein, als ihm der Präsident der Vereinigten Staaten im Oval Office einen Orden um den Hals hängte.
Neben ihm hatten sich Mother, ebenfalls in Paradeuniform, vier Zivilisten – Dave Fairfax, Marianne Retter, Zack Weinberg und Emma Dawson – und ein Roboter aufgereiht. Bertie, der neben Zack stand, hatte sein Fahrgestell und die blitzende Außenhülle komplett erneuert bekommen.
Im Beisein des Generalstabschefs des Marine Corps, des Direktors der Defense Intelligence Agency und des Generaldirektors von DARPA waren sie alle für »über ihre Pflicht hinausgehenden Einsatz und Unerschrockenheit trotz Gefahr für Leib und Leben« ausgezeichnet worden.
Etwas abseits von ihnen stand Brooke Ulacco; sie trug ihre hastig zusammengesuchte Sonntagskleidung und schien noch immer nicht recht fassen zu können, wie ihr geschah. Als der Präsident vor ihr stehen blieb, hatte er keinen Orden in der Hand.
»Dr. Ulacco«, sagte er leise. »Captain Schofield schwärmt in den höchsten Tönen von Ihnen und Ihren Fähigkeiten als Therapeutin. Präsident zu sein, ist ein ziemlich stressiger Job, und ich bin schon seit einiger Zeit auf der Suche nach jemandem, mit dem ich vollkommen unvoreingenommen über alles reden kann: also nach so was wie einem Therapeuten. Nach jemandem, der hart, aber fair ist und dabei auch diskret. Und wie ich höre, haben Sie mittlerweile einen hohen Sicherheitsstatus, weshalb nur noch einige wenige weitere Hintergrundüberprüfungen nötig wären. Was halten Sie davon?«
Zum ersten Mal, seit er sie kannte, sah Schofield seine sonst durch nichts zu erschütternde Therapeutin Dr. Ulacco aus allen Wolken fallen.
Sobald die Ordensverleihung beendet war, bat der Präsident alle Anwesenden mit Ausnahme Schofields, das Oval Office zu verlassen.
»Ich habe hier jemand, der mit Ihnen sprechen möchte, Captain«, sagte der Präsident und drückte auf einen Knopf seiner Sprechanlage. »Mary, schicken Sie bitte den Botschafter herein.«
Eine Seitentür ging auf, und in das Oval Office kamen drei Personen: eine, die Schofield noch nie gesehen hatte, und zwei, die er kannte.
Der Mann, den er nicht kannte, war großgewachsen und sehr distinguiert; er trug einen sichtlich teuren Anzug und hatte nach hinten gekämmtes silbergraues Haar, eine lange Hakennase und ein eindrucksvolles Auftreten.
Die anderen beiden – ebenfalls in Zivilkleidung – waren Veronique Champion und Baba. Champion sah fit und schlank aus; sie trug ein maßgeschneidertes Kostüm und hochhackige Schuhe und war sorgfältig geschminkt; ihr glattes schwarzes Haar, das sie für den Anlass hatte schneiden lassen, hing offen auf ihre Schultern hinab. Baba hatte sich den Bart ein wenig gestutzt und fühlte sich in Anzug und Krawatte sichtlich unwohl. Einen Arm trug er immer noch in einer Schlinge.
»Captain Schofield«, sagte der Präsident, »darf ich Ihnen den französischen Botschafter vorstellen, Monsieur Philippe de Crespigny.«
Schofield entging nicht, dass der Präsident die Vorstellung mit protokollgemäßer Förmlichkeit vorgenommen hatte, bei der jedoch üblicherweise die ranghöhere Person der rangniedrigeren vorgestellt wurde. Der Umstand, dass der Präsident zuerst Schofield namentlich genannt hatte, deutete nun darauf hin, dass er ihn hochrangiger einstufte als den französischen Botschafter. Schofield war sicher, dass das auch dem Diplomaten nicht entgangen
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