Arctic Fire: Thriller (Ein Scarecrow-Thriller) (German Edition)
russischen Mini-U-Boote herumliegen gesehen hatte.
Verwundet waren wir beide – er allerdings stärker als ich –, deshalb habe ich ihn zu dem U-Boot geschleppt und bin mit ihm nach drinnen geklettert. Ich wollte mich einfach nur an einen trockenen Ort zurückziehen, um mir in Ruhe seine Verletzungen ansehen zu können.«
Schofield betrachtete Baba, der reglos in dem Bett neben ihrem lag. Er hatte sechs Schussverletzungen, eine davon mitten in seiner Brust. Solche Brustwunden waren in der Regel tödlich, wenn man kein Hämostatikum hatte, ein blutungsstillendes Mittel wie Celox-Gel oder einen QuikClot-Schwamm – und Schofield wusste, dass Mother und Baba nichts Derartiges bei sich gehabt hatten.
»Wie hast du es dann geschafft, ihn so zu verarzten, dass er nicht verblutet ist?«
Wieder grinste Mother und deutete mit dem Kinn auf Zack. »Das haben wir eigentlich alles nur ihm zu verdanken. Auch wenn du es mir vielleicht nicht glaubst, Boss, aber manchmal höre ich bei diesem ganzen technischen Gefachsimple doch zu. Jedenfalls hat Zack, bevor das hier alles losging, im Lager mal von diesen neuen Einmannpackungen erzählt und dass die Tabletten zum Wasserfiltern auf Chitosan-Basis hergestellt werden und dass Chitosan auch der Hauptbestandteil von Celox-Gel ist. Außerdem enthalten diese EP as auch ein richtig beschissen schmeckendes Gelee, und Gelee ist bekanntlich nichts anderes als Gelatine. Deshalb dachte ich mir, wenn ich diese Filtriertabletten mit etwas Wasser und diesem Gelee vermische, bekomme ich vielleicht so was Ähnliches wie Celox-Gel. Ich habe also meine EP a rausgeholt und genau das gemacht. Ein richtig schön dickes Gel zusammengemischt und auf seine schlimmsten Verletzungen aufgetragen. Und ob du’s glaubst oder nicht, das Blut hat tatsächlich angefangen zu gerinnen, zwar nicht total, aber doch so stark, dass er nicht noch mehr Blut verloren hat. Zum Glück war in dem Mini-U-Boot ein Erste-Hilfe-Koffer mit Verbandsmaterial, und damit habe ich ihn dann verbunden. Ich weiß zwar nicht, wie lang er noch überlebt hätte, aber er hat zumindest so lange durchgehalten, bis sie uns abgeholt haben.«
Schofield schüttelte den Kopf. »Du hast aus dem Zeug in deiner Einmannpackung ein Blutgerinnungsgel hergestellt. Das hört sich ja ganz nach …«
»Ich weiß!«, sagte Mother. »MacGyver hätte das auch nicht besser hingekriegt!«
»Allerdings. Aber, Moment mal, wie seid ihr eigentlich von der Insel weggekommen? Ich habe euch über Funk zu erreichen versucht.«
»Ich habe dich über Funk gehört«, sagte Mother, »aber bei dem Schusswechsel auf dem Zug wurde mir das Mikro weggeschossen, und das von Baba muss irgendwann abgegangen sein – wahrscheinlich als wir ins Wasser gefallen sind; wir sind nämlich ziemlich hart aufgeschlagen. Ich habe dich zwar gehört, aber ich konnte dir nicht antworten. Du hast gesagt, wir sollten so schnell wie möglich von der Insel runter, deshalb dachte ich mir schon, dass da in Kürze irgendwas einschlägt. Also habe ich das U-Boot gestartet und bin damit, so tief es ging, abgetaucht, um möglichst viel Wasser zwischen uns und Dragon Island zu bringen. Das Mir war so weit noch ganz gut in Schuss, nur der Funk war schon ziemlich im Arsch. Deshalb konnte ich die Seawolf auch nur auf mich aufmerksam machen, indem ich ständig ihr aktives Sonar angepingt habe.«
Schofield nickte in Richtung Baba. »Wie geht es ihm?«
»Sein Zustand ist noch kritisch. Sie haben ihn in ein künstliches Koma versetzt. Der Arzt kann noch nicht sagen, ob er durchkommt.«
»Ich muss jetzt erst mal in die Quarantänestation und mich gründlich säubern lassen«, sagte Schofield. »Wir können ja später noch reden.«
In der Zwischenzeit war Veronique Champion auf das Bett neben Mother gelegt worden, und Schofield wandte sich ihr zu: »Nach Ihnen werde ich später auch sehen.«
Champion nickte matt. »Danke noch mal … für alles.«
Mother bekam den kurzen Wortwechsel mit und grinste Schofield anzüglich zu. »Aber lass dir ruhig Zeit, Scarecrow. Ich muss mit meiner neuen französischen Freundin noch ein Wörtchen unter Frauen wechseln.«
BALTIMORE
24. SEPTEMBER, 16:50 UHR
(FÜNF MONATE SPÄTER)
Shane Schofield saß in einem Sprechzimmer im Souterrain eines kleinen Hauses in einer Vorstadt von Baltimore.
Eigenartigerweise trug er seine Paradeuniform: weiße Mütze, maßgeschneiderte blaue Jacke mit Orden, goldene Gürtelschnalle und hellblaue Hose mit roten Paspeln. Sein Aufzug sah
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