Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
dienlich, wenn Euch Rekruten zur Ausbildung unterstellt sind. Also habe ich mir etwas anderes überlegt. Ihr werdet also auch in Zukunft weiter spezielle Aufträge für mich erledigen und das ohne den Ballast, nebenher irgendwelchen Holzköpfen etwas beibringen zu müssen. Na, das ist doch was?“
Während er sprach, beobachtete Prinz Raiden genau Ravenors Reaktion, verzichtete aber großzügigerweise darauf, die Gedanken des anderen gleichzeitig zu durchwühlen.
Der schien nicht annähernd so erfreut zu sein, wie Prinz Raiden das erwartet hatte. Zumindest besaß er den Anstand, überzeugend zu antworten: „Danke, mein Prinz.“
Jetzt denkt er sicherlich gerade an die Taktiklehrstunden. Ja, dein alter Herr wird dir in Zukunft noch das eine oder andere beibringen, du undankbarer Rotzlöffel. „Ihr werdet hier auf der Zitadelle ein Quartier beziehen.“
Diesmal schluckte Ravenor: „Jawohl, mein Prinz. Eine Frage, wenn Ihr erlaubt?“
Der Herr von Naganor gab ihm mit einer Geste zu verstehen, dass er gewillt war zuzuhören:
„Was werden meine Aufgaben sein, wenn ich keine speziellen Aufträge zu erledigen habe?“, fragte Ravenor vorsichtig .
Tja, das möchtest du gerne wissen. Ich werde mir schon was überlegen, damit dir nicht langweilig wird. „Keine Sorge, Sir Ravenor, das erfahrt Ihr früh genug. Morgen, bei Sonnenaufgang, erwarte ich Euch hier zum Dienstantritt. Da habt Ihr genügend Zeit, Eure Sachen herzuschaffen. Meister Werge soll Euch einquartieren. Und nun könnt Ihr wegtreten.“
Der Gardeoffizier salutierte und verließ eilig den Raum.
Ich hätte seine Gedanken doch lesen sollen. Andererseits, was in ihm vorgeht, war auch so leicht zu erraten. Ich befürchte, ihm bedeutet sein Lotterleben mehr, als die Ehre mir persönlich dienen zu dürfen. Wobei eines sicher ist. Mit dem Lotterleben ist es nun vorbei. Er soll endlich lernen sein Hirn zu gebrauchen und das nicht nur um Vorgesetzte zu ärgern, sich Vorteile zu verschaffen oder seinem alten Herrn auf der Nase herumzutanzen. Die Zeiten sind jetzt ein für alle Mal vorbei.
10. Ewet, der Herr des Roten Turmes
Zur selben Zeit, da Eryn durch die Berge zog, erhielt Meister Raiden eine Einladung nach Aleroth zur Besprechung der Turmherren. Das kam recht ungelegen, zumal diese Beratungen stets eine langweilige und unfruchtbare Sache waren. Endloses Palaver, ohne dass auch nur ein Quäntchen am Schluss dabei herauskam.
Euer Wunsch ist mir Befehl, Meister Elderon, auch wenn ich tausend andere Dinge zu tun hätte. Tausend Dinge, die mich erheblich mehr interessieren, als zuhören zu müssen, wie uralte Männer ihre verstaubten Ansichten vertreten.
Nichtsdestotrotz putzte er sich heraus. Ich muss ja nicht aussehen wie die anderen in ihren abgerissenen Kutten .
Dann machte er sich auf den Weg zum Tor. Er kam gerade noch rechtzeitig, was zu seiner sonst and den Tag gelegten Pünktlichkeit durchaus ein Fortschritt war.
Nachdem die Pflichtübung des höflichen Begrüßens hinter sich gebracht war, saßen sie nun an einem runden Tisch zusammen und Meister Elderon eröffnete mit einer gewohnt langen und langweiligen Ansprache das Treffen.
Immer dasselbe: Das schlimme Unhaer krieche vorwärts und Meister Savyens Turm wird in den nächsten 50 Jahren verschluckt werden. Genau genommen sind 50 Jahre noch eine recht lange Zeit. So konnte Meister Raiden sich die Bemerkung nicht verkneifen: „Werte Magierkollegen, wir könnten ja Meister Deron von Ragnitor bitten, Draegnok in den nächsten 40 Jahren um 100 Meter zu versetzen, dann hätte Meister Savyen noch weitere 50 Jahre Zeit zum Überlegen.“
Keiner der Turmherren fand die Bemerkung diskussionswürdig und schon gar nicht witzig.
Womit Meister Raiden wieder in gelangweilte Resignation verfiel und die anderen froh waren, dass er sich weiterer Kommentare enthielt.
„Eine Sache wäre dann noch zu besprechen“, sagte Meister Elderon gerade und Meister Raiden freute sich schon insgeheim: Ah, es ist bald zu Ende – wird auch Zeit.
„Meister Ewet, mir ist zu Ohren gekommen, dass Ihr Euch in die politischen Unruhen in Sarekand sehr aktiv eingemischt habt. Ihr wisst, wie die Bruderschaft zu solchen Aktionen steht.“
Die Bruderschaft und vor allem Meister Elderon hatten nach dem Großen Krieg beschlossen, sich aus den Konflikten der Länder herauszuhalten. Womit gemeint war, dass sie selbst nicht nach der weltlichen Macht streben und die Menschen in ihren Bestrebungen diesbezüglich auch nicht
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