Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)

unterstützen sollten. Meister Ewet, der Herr des Roten Turmes, war für einen Turmherren ein noch recht junger Magier. Mit seinen knapp vierzig Jahren mangelte es ihm an größerer Erfahrung und auch seine magischen Fähigkeiten waren nicht besonders ausgeprägt, außer dass er eine sehr starke Ader des Kreises Rot besaß. Er war nur deshalb Turmherr geworden, weil sonst ein weiterer Turm vakant geblieben wäre. Außerdem hatte er die Unterstützung von Meister Elderon. Nach langer Überzeugungsarbeit stimmten schließlich auch die restlichen Turmherren zu und Meister Ewet wurde zum Herrn von Ferrenthys ernannt.
    Nun räusperte sich Meister Ewet:
    „Werte Kollegen, lasst mich erklären. Nach dem Tod des alten Herrschers kam es zu Streitigkeiten um die Nachfolge und das Land wurde in einen Bürgerkrieg gestürzt. Ich versuchte den Frieden wieder zu etablieren...“
    Hier fiel ihm der oberste Magier ins Wort: „Und das, in dem Ihr Euch selbst zum Herrscher gemacht habt?“ In Meister Elderons Worten lag eine ungewohnte Härte.
    „Nur zum Wohle des Volkes“, warf Ewet zu seiner Verteidigung ein, aber Meister Elderon war anderer Ansicht: „Die Position als Turmherr und eine weltliche Stellung sind miteinander nicht vereinbar. Die Bruderschaft hat hier strikte Vorgaben. Eine Einmischung in die weltlichen Belange ist nicht vorgesehen, wie Ihr wisst. Ich frage Euch, wie oft in der Vergangenheit hat genau diese Art der Einmischung zu unsäglichem Unheil geführt?“
    Des Öfteren, dachte Raiden für sich und gleich darauf fuhr der oberste Magier fort:
    „Unzählige Male, wie gut auch die Vorsätze sein mochten. Lasst die Menschen ihre kleinen Kriege mit gewöhnlichen Waffen führen und nach geringen Verlusten wird sich wieder eine Ordnung finden. Greift ein Magier ein, dann eskaliert die Lage über kurz oder lang.“
    Dieser Ansicht wollte sich Meister Ewet nicht anschließen und um sich zu verteidigen, begann er Gegenargumente aufzuführen:
    „Es wird zu keiner Eskalation kommen. Ich habe die Lage nahezu unter Kontrolle. Und es ist ja nicht so, dass sich alle Turmherren aus den weltlichen Dingen heraushalten. Ich hörte, Meister Raiden hat eine große Armee in Gelderon ausgelöscht und er nennt sich selbst ohne Skrupel Prinz Raiden.“
    Was glaubt dieser Möchtegern von einem Wicht eigentlich . Diese Anschuldigungen rissen Meister Raiden aus seiner Teilnahmslosigkeit und er antwortete direkt, noch bevor ein anderer das Wort ergreifen konnte:
    „Nur um das mal richtigzustellen. Ich habe mich nicht einfach so zum Prinzen von Ardeen erklärt, sondern das bin ich seit meiner Geburt, und zwar als rechtmäßiger zweiter Sohn meines verstorbenen Vaters, König Tarn. Und damit auch die einfacheren Gemüter es verstehen: Ich war Prinz und Wächter des Nordens, noch bevor ich zum Turmherren ernannt wurde – nicht andersherum. Mein Bruder Danian ist nun König von Ardeen und jeder, den Ihr dazu befragt, wird Euch sagen können, dass ich mit Sicherheit nicht nach der Königswürde trachte. Vielmehr habe ich die meisten Ämter nur inne, weil mein Bruder mich ausdrücklich darum gebeten hat, sie zu übernehmen.“ Hat sie mir gewaltsam aufs Auge gedrückt...
    Es war erstaunlich, wie vehement sich Ewet in seinen Ansichten daraufhin versteifte: „Die Bevölkerung von Sarekand bittet auch mich, die Herrschaft zu übernehmen.“
    „Und die andere Hälfte der Bevölkerung verbrennt Ihr gerade zu Asche“, warf Prinz Raiden sarkastisch ein.
    Das Wortgefecht ging Schlag auf Schlag, sodass kein anderer Turmherr sich einmischen konnte.
    „Wie Ihr in Gelderon?“
    „Falsch – nicht in Gelderon, sondern in Ardeen. Wir wurden von Streitkräften aus dem Nachbarland überfallen. Ich habe nur die Verteidigung organisiert. Wahrscheinlich kursieren in Sarekand nur vage Gerüchte, die die Tatsachen nicht korrekt wiedergeben. Ihr solltet Euch in Zukunft besser informieren.“
    Und da kam unerwartete Rückendeckung von Meister Elderons Seite:
    „Meister Ewet – Prinz Raiden hat, mit allen was er sagt – recht. Eine Verteidigung seiner bestehenden Rechte ist keine Einmischung in dem Sinne, wie Ihr sie gerade anstrebt. Ihr habt keinerlei Anspruch auf den Thron von Sarekand und solltet die Finger davon lassen. Wenn eine Armee vor dem Roten Turm steht, dann und nur dann, solltet Ihr Krieg führen.“
    Die scharfe Rüge vom obersten Magier wurde durch zustimmendes Gemurmel der anderen Anwesenden unterstrichen.
    „Zieht Euch aus der Politik der