Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Kampfgefährte, er ist so schweigsam.“
Zum Glück. Bevor Alda Ravenor ermuntern konnte, sich an den Erzählungen zu beteiligen, ging Eryn dazwischen. „Ravenor ist ein großer Krieger. Mit dem Schwert ist er unbesiegbar, aber mit den Worten hat er es nicht so. Er ist ein schweigsamer Mann.“
Die Alte nickte wissend: „Das ist eine seltene und gute Tugend.“
Wohl wahr und wahrscheinlich nicht von Dauer, dachte Eryn wehmütig und Ravenor konnte nun nichts mehr dagegen sagen, ohne das hehre Bild, das Eryn gerade von ihm gezeichnet hatte, zu zerstören. So brummte er nur und schaute grimmig vor sich hin.
Als das Huhn fertig war, aßen sie gemeinsam. Und als nichts mehr übrig war, räumte Alda die Teller beiseite. Die Alte hatte einen hässlich schorfigen Ausschlag am linken Bein. Dies war Eryn schon aufgefallen, als sie vorhin nach draußen gehinkt war und er bot sich an. „Ich kann es mit Magie heilen, wenn wir aus den Bergen heraus sind. Du müsstest mich nur ein Stück des Weges begleiten.
Ihr Blick wirkte erschrocken: „Sag so was nicht, Eryn. Du lästerst die Götter. Die Götter geben und sie nehmen. Ich hadere nicht mit meinem Schicksal. Magie ist Teufelswerk, das solltest du wissen.“
Das war die althergebrachte Denkweise der Fenn. Auch er hatte einmal so gedacht und darum ließ er das Thema auf sich beruhen: „Das verstehe ich!“, dann fuhr er fort: „Du warst eine gute Freundin meiner Mutter und ich bin die letzten Tage durch die Berge gereist, um ihr Andenken zu ehren. Es grämt mich sehr, dass ich nichts besitze, was einmal ihr gehörte. Und ich glaubte mich zu erinnern, dass ihr euch gegenseitig oft Geschenke gemacht habt. Versteh mich nicht falsch, wenn ich dich jetzt frage, ob du noch einen solchen Gegenstand besitzt und ob du dich von ihm trennen könntest? Es würde mir viel bedeuten.“
Alda war eine herzensgute Frau: „Nein, das ist nicht vermessen und du hast Glück.“ Dabei zwinkerte sie ihm zu. „Ich musste fast alles verkaufen, doch eine Halskette habe ich behalten. Lyesell hat immer davon erzählt, dass sie diese Kette an ihre Mutter erinnere, an ihre richtige, wohlgemerkt. Obwohl sie damals noch sehr klein war und sich wohl kaum daran erinnern konnte. Sie sagte mir, dass diese Kette für sie eine Erinnerung sei, aber sie andererseits auch belaste, denn sie hätte keine schöne Kindheit gehabt und ihre Zieheltern hätten sie nie mit der Wärme richtiger Eltern geliebt.“
Eryns Herz schlug schneller. Das war genau das, wonach er die ganze Zeit über gesucht hatte. Die Alte stand auf und machte sich in einer Ecke des Raumes zu schaffen.
„Die Kette ist hübsch, darum habe ich sie gerne als Geschenk angenommen, denn für mich hatte sie nie eine schlechte Bedeutung. Ah, hier ist sie.“
Nun kam Alda zurück und hielt eine silberne Kette mit einem blauen, wellenförmigen Anhänger in der Hand. „Jetzt bin ich alt und kein Mann schaut mir mehr hinterher, da brauche ich auch keinen teuren Schmuck mehr. Hier nimm!“ Sie legte die Kette in Eryns Hand und schloss seine Finger darum. Die Kette fühlte sich kalt an, gab ihm aber auch ein Gefühl der Vertrautheit.
Sie sprachen noch eine Weile bis Eryn schließlich erklärte, dass er wieder aufbrechen müsse und er legte einen kleinen Beutel auf den Tisch. „Das ist mein Gastgeschenk.“ Und dabei schob er ihr den Beutel hin: „Selten habe ich so gut gegessen und es ist Heilung für die Seele, Geschichten zu hören und selbst welche zu erzählen. Bitte erweise mir die Ehre, dieses Geschenk anzunehmen.“
Nach mehrmaligem Zurückweisen des Geschenks durch Alda setzte sich Eryn letztendlich durch und nach einer verabschiedenden Umarmung stiegen sie auf ihre Pferde und ritten los.
Mit Ravenor wollte Eryn jetzt absolut nicht reden, denn er hatte gerade ein übermäßig großzügiges Geschenk gemacht. Also rief er:
„Auf nach Berge“ und gab seinem Pferd die Sporen, sodass es losgaloppierte. Aber allzu lange konnte er das Pferd nicht in diesem scharfen Tempo reiten und musste es schließlich doch in Schritt fallen lassen, was Ravenor prompt dazu ausnutzte, um sein Tier neben ihn zu treiben.
„Hast du da vorhin gerade unser ganzes Geld verschenkt?“
„Sie ist eine arme, alte Frau und braucht es dringender als wir.“
Das stimmte sicherlich, doch Ravenor war nicht überzeugt: „Wenn es darum geht, dann findest du sicherlich in jeder Siedlung bedürftige Menschen. Du könntest dein ganzes Geld verschenken und es wäre nicht
Weitere Kostenlose Bücher