Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
mehr als ein Tropfen auf den heißen Stein.“
Da mochte er recht haben, aber Eryn hatte sich so schlecht gefühlt, als er in den letzten Tagen sehen musste, was aus den stolzen Fenn geworden war. Und dann hatte die Herzlichkeit Aldas sein Herz berührt: „Sie ist vom Clan.“
Mit gespielter Übertreibung stimmte Ravenor dem zu: „Das erklärt natürlich alles. Übrigens war das nicht unser Geld, sondern das des Prinzen. Ich hoffe du bist dann derjenige, der ihm das erklärt.“
Dieser Einwand war nicht von der Hand zu weisen und Barmherzigkeit war kein Wesenszug des Prinzen, da war sich Eryn ganz sicher. Letztendlich rang er sich ein Lachen ab und sagte: „Dann ist es halt so. Wir reiten zum nächsten Tor und ich bekenne Meister Raiden meine Verschwendungssucht. Du kannst dann ohne meine Begleitung die Pferde nach Süden bringen.“
Nun lachte auch Ravenor wieder: „Habe ich das richtig mitbekommen, wir reiten endlich wieder zurück in die Zivilisation?“
„Wenn du es so nennen willst – ja.“
Schlagartig besserte sich Ravenors Laune bei diesen Aussichten.
Um das Tor zu erreichen, brauchten sie dann doch noch zwei Tage, aber seit Ravenor wusste, dass es zurück ging, war er wieder genießbar.
Als sie sich dann am Tor trennten, sagte Ravenor noch: „Das mit dem Geld überlasse mir, Eryn. Ich habe da so eine Idee.“ Und da Eryn wusste, dass es stets besser war, Ravenors Ideen nicht zu kennen, stimmte er durch ein Nicken zu und fragte nicht weiter nach.
Als Eryn zurück in Naganor war, stellte sich heraus, dass Meister Raiden gar nicht zugegen war, was Eryn zwei angenehme Tage bei Meister Lionas bescherte. In der Zeit konnte er zur Abwechslung wieder einmal einen Band des Oraniums in die Hände nehmen. Er hatte die Heilmagie ziemlich schleifen lassen und musste sich nun zu seinem Leidwesen eingestehen, dass er auch wieder einiges vergessen hatte. Kaum war Meister Raiden zurück, hieß e s „Eryn zur Zitadelle – sofort!“
Meister Raiden hatte nichts Besonderes für Eryn, nur die üblichen Aufgaben und er war ziemlich schlecht gelaunt. Das legte sich am nächsten Tag zum Glück wieder und der Herr von Naganor gab Eryn ein dünnes Buch; der Einband abgegriffen und an den Ecken bereits stark abgestoßen.
„Hier, kopier dir das! Ich denke, du kannst nicht früh genug damit beginnen, dich mit dieser Materie auseinanderzusetzen. Und wenn du je eine Lösung für dieses Problem findest, dann hast du meine volle Unterstützung, dessen kannst du gewiss sein.“
Interessiert schlug Eryn das Büchlein auf und auf der ersten Seite stand Der Seelenbann deutlich in Meister Raidens eigener Handschrift geschrieben.
Das brachte Eryn zu der Vermutung, dass die Abwesenheit von Prinz Raiden irgendwie mit dem Seelenbann – Meister Raidens wohlgemerkt – in Zusammenhang stand, hielt es aber für ratsam, nicht nachzufragen. Der Prinz war in dieser Hinsicht äußerst empfindlich und den letzten Anfall von schlechter Laune hatte er ja gerade erst überwunden.
Zwei Tage später trudelte dann auch Ravenor ein. Er hatte lediglich das Pony mit den gesammelten Gegenständen bei sich. Zufällig traf Eryn ihn im Hof, als sein Freund gemächlich dahergeritten kam und vermutete sogleich: „Du hast die Pferde verkauft?“
Ein breites Grinsen war schon fast Antwort genug. „Die Kasse muss doch stimmen, oder hast du dem Prinzen schon alles gepetzt? Wenn ja, dann müsste ich mir eine neue Geschichte überlegen.“
Eryn schüttelte den Kopf: „Nein, ich habe ihm gar nichts groß erzählt. Seine Gnaden waren – übel gelaunt – mit sich selbst beschäftigt und das ist stets der falsche Zeitpunkt für solche Geständnisse. Aber du kannst beruhigt sein, er hat sich inzwischen wieder eingekriegt. Obwohl, wenn er dich sieht...“ Nicht einmal damit gelang es Eryn, seinem Freund die gute Stimmung zu vermiesen:
„Weißt du, er kann mir nicht mehr viel antun. In seiner Gunst stehe ich ganz unten, mein Kommando bin ich los und als Sold bekomme ich gerade mal die Hälfte des Üblichen. Zum Glück habe ich meinen Lohn in den letzten Tagen aufbessern können. Handeln und Spielen. Beides sehr erfolgreich und angemessene Unterhaltung nebenbei. Da macht das Leben wieder Spaß! Aber ich weiß, du kannst dem nichts abgewinnen. Du rennst ja lieber durch den Wald und genießt die Ödnis.“
„Ruhe, Ravenor. Es heißt Ruhe.“ Dann wechselte der pralle Geldbeutel den Besitzer:
„Hier. Du kannst das Prinz Raiden
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