Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)

endlich zurückgekommen“, sagte sie mit weicher Stimme.
    Nun stand besagter Herr, aus dessen Augen Raiden gerade sah, direkt vor ihr: „Ein Geschenk für eine schöne Frau, die mir angenehme Stunden schenkte.“ Die Stimme war tief und volltönend.
    Nicht besonders charmant diese Worte, dachte Raiden, der dieses Spiel weitaus besser beherrschte.
    Dann wechselte die Kette den Besitzer und Meister Raidens Sicht änderte sich.
    Nun konnte er den Mann vor sich mustern. Ein großer Mann mit auffallend roten Haaren und einem roten Vollbart. Er hatte kalte, blaue Augen und war bereits etwas grau an der Schläfe. Die Kleidung war die eines Seemannes.
    Kein einfacher Matrose, vielleicht ein Edelmann, ein Händler, ein Offizier oder Kapitän, mutmaßte Meister Raiden. Gerade sagte die Frau: „Ich hatte so auf Eure Rückkehr gehofft, um Euch zu sagen, dass unserer Leidenschaft ein Kind entsprungen ist, eine Tochter.“
    Ist die Braut einfältig oder nur erschreckend naiv? Der Mann ist nicht zurückgekommen, um ein Balg zu betutteln. Obwohl, wenn ich recht überlege, Eryn ist auch manchmal so treudämlich naiv.
    Der Rotbart lachte: „Hahhahah und jetzt meinst du wohl, ich nehme dich mit. Pass mal auf, ich verrate dir nun ein Geheimnis. All die Jahre konnte ich keine Kinder zeugen und nun, ausgerechnet mit dir, soll es geklappt haben? Eine schöne Geschichte, aber mehr auch nicht. Von wem auch immer das Balg ist, es sicher nicht von mir.“
    Sehr romantisch! Er glaubt ihr nicht. Die Frau begann zu weinen. Wen wundert’s. Raiden wartete gespannt, was passieren würde. Würde der Rotbart sie mit freundlichen Worten versuchen zu trösten, oder nahm er sie einfach mit roher Gewalt? Denn sein Vergnügen war ja offensichtlich der Grund seines Kommens. Prinz Raiden tippte auf das Letztere, doch dann passierte etwas Unerwartetes.
    Sein Blick trübte sich ein und Raiden war überrascht. Er hat sie bezaubert. Unser Rotbart ist magisch begabt. Muss er auch sein, denn woher sonst sollten Eryns zwölf Kreise kommen.
    Inzwischen entledigte sich Rotbart seiner Kleidung. Starke Arme und Schultern kamen zum Vorschein und der Ansatz eines Bauches. Nun konnte man auch eine Tätowierung auf dem Unterarm erkennen. Was ist das? Sieht aus wie ein Anker, auf dem eine Meerjungfrau sitzt. Während Raiden noch versuchte die Tätowierung genauer zu erkennen, begann der derbe Seemann vor sich hin zu reden:
    „Kleine Gorenschlampe, hast du wirklich geglaubt, dass ich dir die Geschichte abkaufe? Hast wohl gedacht mit einem Balg hast du ausgesorgt und ich nehme dich mit.“
    Er redet in dem Wissen, dass die Frau ihn nicht versteht. Was durchaus stimmte, da sie ja unter einem Bann stand. Aber Meister Raiden konnte das durch sie sehr wohl. Er war ja nur ein stiller Beobachter. Und so hörte er aufmerksam zu.
    „Meine einzige Liebe ist die See. Ihr habe ich ewige Treue geschworen. Du, meine blonde Blume, bist eine kleine Unterhaltung und ich kann nicht einmal genau sagen, warum ich genau in dieses Drecksnest zurückgekommen bin. In jedem Hafen wartet eine Braut auf mich. Aber sie sichern ihre Küste inzwischen gut und es ist riskant. Warum rede ich eigentlich mit dir? Kannst mich ja doch nicht hören und nun lass das Schiff vor Anker gehen.“
    Was nun geschah, interessierte Raiden ausgesprochen wenig und er sprang schnell weiter, um sich Einzelheiten zu ersparen. Der Seebär tobte sich richtig aus und zeigte Stehvermögen.
    Wahrscheinlich hilft er sich magisch, um so lange durchzuhalten.
    Im Zehnminutentakt sprang Raiden in der Zeit voran. Es war tagsüber und Meister Raiden vermutete, dass der Rotbart nach seinem Vergnügen gleich wieder aufbrechen würde. Wurde aber eines Besseren belehrt. Der zuletzt doch erschöpfte Rotbart schlief sich danach erst einmal aus. Raiden vergrößerte seine Überprüfungszeitpunkte auf eine halbe Stunde. Die Frau war wach und stierte unter dem Bann teilnahmslos zur Decke, während das Walross neben ihr heftig schnarchte. Als Meister Raiden den Zeitpunkt endlich gefunden hatte, gab es keine größeren Erkenntnisse. Der Seebär erweckte die Frau und sie begann ihn anzuflehen zu bleiben oder sie und das Kind mitzunehmen.
    Ist sie blind? Was will sie mit dem ungehobelten, derben Klotz? Manche Dinge muss man nicht verstehen.
    Der Seebär lachte wieder dreckig: „Du kannst deinen anderen Liebhabern sagen, dass Rotbart dich beglückt hat und dass er der Beste überhaupt ist, wenn es darum geht, es einer Frau zu besorgen.“ Sie