Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
rief gerade: „Ich habe nie jemand anderen als dich geliebt. Warum bist du nur so grausam?“
„Mein Ruf besagt doch nichts anderes? Und wenn du nicht mit dem Gezeter aufhörst, dann brenne ich diese verdammte Stadt nieder. Auf Nimmerwiedersehen, meine Liebe.“
Und er schickte ihr einen Schlafzauber, womit Raidens Welt dunkel wurde.
Schnell sprang er wieder zu der Zeit vor, als Lyesell schon zu einem kleinen Mädchen herangewachsen war.
Er wollte den Moment suchen, in dem die Kette an sie übergeben wurde. Doch dazu kam es nicht mehr. Die Magie aus der Kette war verbraucht und die Erinnerungen erloschen.
Trotzdem, eine brauchbare Ausbeute an Erkenntnissen. Ob sich Eryn seinen Großvater so vorgestellt hat? Wohl kaum. Ein derber, kräftiger Seemann mit magischen Fähigkeiten und dem treffenden Namen Rotbart. Mit großer Wahrscheinlichkeit ein Pirat. Denn wer sonst würde Städte niederbrennen wollen? Und das Ganze hat vermutlich in Goren stattgefunden, vor über fünfzig Jahren.
Es würde nicht mehr viele Leute geben, die sich an diese Zeit erinnern konnten, andererseits war Rotbart eine auffällige Erscheinung. Und wenn er tatsächlich ein Pirat gewesen war, dann würde er nicht so schnell aus dem Gedächtnis der Menschen verschwunden sein.
Vielleicht gibt es noch Geschichten über den grimmigen Rotbart. Zeit, Eryn einen Teil seiner glorreichen Herkunft zu offenbaren. ERYN!!!
Sein Schüler meldete sich umgehend. Eryn befand sich gerade drüben in der Garnison und würde sich gleich auf den Weg machen. Also wartete Prinz Raiden auf seine Ankunft, aber es war Sir Ravenor, der zuerst hereinkam.
„Mein Prinz, Lord Boron fragt an, ob Ihr heute Abend Zeit findet, mit ihm Belange der Garnison zu besprechen. Er bietet Euch an, dies in seinem neuen Landsitz zu tun, beim Abendessen, oder er kommt in die Zitadelle. Ganz, wie es Euch genehm ist.“
Prinz Raiden überlegte kurz: „Ich werde hinaus zum Landsitz kommen. Richtet das bitte aus.“
Sir Ravenor wollte schon gehen, da überlegte es sich Prinz Raiden anders:
„Wartet. Bleibt erst mal hier. Eryn kommt gleich und ich möchte euch beiden etwas zeigen. Das wird euch bei eurer Suche helfen.“
Sir Ravenor horchte auf: „Ein neuer Auftrag, mein Prinz?“
„Sozusagen. Aber wartet ab, bis Eryn kommt, dann erkläre ich es einmal gleich für beide.“
„Jawohl, mein Prinz.“ So stand Ravenor da und wartete, während der Prinz kleine Kristalle in eine bestimme Reihenfolge ordnete. Der junge Offizier starrte stumpfsinnig vor sich hin.
Warten ist dämlich, aber was bleibt mir anderes übrig. Mit dem Prinzen ein Gespräch ohne Grund zu beginnen ist nicht ratsam und zu tun habe ich nichts. Also bleibt nur langweiliges Warten.
Zum Glück dauerte es nicht lange und Eryn kam.
„Meister Raiden, Ihr habt mich gerufen.“
Der Herr von Naganor kam gleich zur Sache: „Ja, Eryn, ich habe etwas über deine Vergangenheit herausbekommen und über deine Abstammung.“
Äußerst gespannt hing Eryn an den Lippen seines Meisters.
„Und? Sind es brauchbare Informationen?“
„Ja, aber freu dich nicht zu früh. Es ist… gewöhnungsbedürftig.“
Was soll das nun wieder bedeuten?
„Sieh selbst. Hinsetzen und die Bilder wirken lassen.“
Sie zogen sich die Stühle zurecht und der Herr von Naganor erzeugte eine Illusion. Die zuvor gesehenen Bilder hatte Meister Raiden in Kristallen konserviert, sodass er sie nun problemlos abrufen konnte.
Mit den Erinnerungen aus der Kette wurde die Vorführung begonnen.
Dabei kommentierte Meister Raiden die Geschehnisse in seiner speziellen, ernüchternden und manchmal nicht sehr einfühlsamen Art:
„Die Sichtweise ist immer aus der Person heraus, die gerade in Kontakt mit der Kette ist. Im Augenblick ist das deine Großmutter. Und ihr seht, was sie gesehen hat.“
Die Gesichter verschiedener Männer tauchten auf. „Deine Großmutter scheint sich auf diese Art und Weise wohl ihren Unterhalt verdient zu haben. Aber ich vermute, sie hat das nicht von Anfang an getan. Wahrscheinlich später aus Geldmangel, damit die kleine blonde Lyesell nicht verhungern musste.“
Ungläubig folgte Eryn den Bildern und er fand es abstoßend, was ihm da gezeigt wurde. Doch es sollte ja noch schlimmer kommen. Man sah die Bilder mit dem Mädchen.
„Von hier aus bin ich in die Vergangenheit gegangen und entdeckte eine Szene, in der mit großer Wahrscheinlichkeit dein leiblicher Großvater auftaucht. Bitte nicht erschrecken.“
Hatte es Eryn
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