Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Tisch lagen noch drei weitere. Meister Raiden griff zum nächsten und wirkte den Zauber erneut.
Mit dem zweiten Gegenstand fand er den Punkt, an dem die Alte im Kessel die Schuppe entdeckte. Er hatte im Stundentakt gesucht und war zufällig darauf gestoßen. Raiden ging nun wenige Minuten zurück und sah sich die Szene genau an. Der Kessel brodelte, dann fauchte er und vor Erstaunen pfiff Meister Raiden durch die Zähne. Magie von großer Macht; durch die Augen der Alten konnte er es sehen. Und was er noch wahrnahm, war die Magie von zwölf Kreisen. Den Kessel würde ich gerne haben. Dann war das Spektakel vorbei und der Kessel hing wieder ganz gewöhnlich über dem Feuer.
Die Alte richtete sich auf und kam mühsam auf die Beine. Sie beugte sich nach vorne und ihr Blick fiel auf den Grund des Kessels.
„Wie es die Stimme gesagt hatte“, krächzte sie und holte mit ihren langen, krallenartigen Fingernägeln die Schuppe heraus.
Sie hört Stimmen, interessant. Welcher Gott mag da wohl mit ihr reden? Auch die Schuppe hatte eine sehr magische Ausstrahlung. Raiden sprang in der Zeit nach vorne und sah sich an, wie Lyesell und Bron den kleinen blonden Eryn brachten. Sie wird es nicht tun, wenn göttergläubige Zeugen dabei sind. Also weiter in die Gegenwart, dann wieder etwas zurück... und hier ist es.
Die Finngul hielt gerade die Schuppe in den Händen. Dann legte sie das unscheinbare Plättchen nur auf die Haut des kleinen Eryn. Der war so schwach, dass er nicht einmal zuckte, als sich die Schuppe in seine Haut fraß. Die Alte murmelte dabei etwas vor sich hin, aber leider so unverständlich, dass Raiden nicht viel davon verstand. Das Einzige was er wirklich verstand war: „...die Stimme hat es gesagt...“
Nachdem sich die Schuppe in die Hand gebrannt hatte, verheilte die Haut sofort, hinterließ aber eine seltsame Narbe. Anschließend begann die Alte ihre Tätowierungen anzubringen. Spurenbeseitigung. Dazu dienen also die schönen Malereien. Hier verschwand das Bild und der zweite Gegenstand war verbraucht. Das dritte Artefakt erwies sich als nahezu nutzlos. Es verlosch nach wenigen Sekunden.
Blieb noch der letzte Gegenstand.
Hoffentlich kann ich mir noch ansehen, wie Eryn zum furchterregenden Krieger Bluthand wird. Bräuche gibt es, da kann man manchmal nur noch den Kopf darüber schütteln. Als ob ein Name aus einem Jungen einen Mann machen würde.
Mit dieser Überlegung wandte sich Meister Raiden der Namensgebung zu. Durch Eryns genaue Beschreibung, wie der Tag verlaufen war, fand er die entsprechende Stelle fast auf Anhieb.
Ein dunkelhaariges Mädchen verließ gerade die Hütte und er meinte, das Gesicht schon einmal gesehen zu haben. Nur ein kurzes Aufblitzen in seiner Erinnerung, aber woher er sie kannte, dem nachzugehen hatte er jetzt keine Zeit. Schließlich ging es nicht um sie, sondern um Eryn.
Eryn beschrieb, dass er genau nach diesem Mädchen in die Hütte gegangen ist. Also in der Zeit voran! – Und da steht unser Nurin schon vor der Vettel.
Die sagte gerade: „Wer kommt, um seinen Namen zu erfahren?“
„Eryn, Sohn von Bron Bärentöter und Lyesell Sonnenstrahl.“ Es folgte eine lange Pause, in der die Alte starr in den Kessel blickte.
Der Kessel erweckt ihre seherische Gabe, mutmaßte Raiden. Komm schon, die Zeit wird knapp.
Endlich sprach sie: „Eryn, dein Name ist Bluthand. Eryn Bluthand.“
„Danke, weise Finngul.“
Die Alte aber entgegnete: „Danke mir nicht, denn deine Hand wird in Blut getaucht sein.“
Dann ging Eryn.
Hat sie etwas Unheilvolles gesehen? Der Herr von Naganor ließ die Zeit weiterlaufen. Die Kraft des Gegenstandes würde ohnehin bald versiegen. Dabei sinnierte er, was die Alte wohl entdeckt haben mochte. Vielleicht beginnt sie wieder, vor sich hin zu murmeln.
Raiden erschrak richtiggehend, als er plötzlich die Stimme vernahm:
Ein großer Tag, Alte .
Aber auch die Alte schrie auf und hielt sich mit beiden Händen die Ohren zu.
Eryn Bluthand, eine schöne Umschreibung für Eidbrecher , bemerkte die Stimme und Raiden war überaus gespannt. Jemand mit großer Macht und einer der sich auskennt. Er redet mit ihr im Geiste.
Gerade krächzte die Alte: „Kein Mensch verdient einen schändlichen Namen. Was willst du diesmal?“
Die Stimme lachte : Ein kleines Schwätzchen. Eine alte Bekannte besuchen .
„Du kommst nie, ohne dass du etwas willst, Stimme.“
Das hört sich stark nach einem Magier an, kommentierte Raiden sarkastisch die Bemerkung der
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