Ardeen: Band 2: Neue Wege (German Edition)
Das tiefe Lachen des Piraten erklang:
„Nur, dass der Eid dich bindet. Das sind nicht nur Worte, die man spricht und wieder bricht. Aber ich glaube, du hast das Zeug zum Freibeuter. Bei deinem Freund bin ich mir da nicht so sicher, er wirkt schwach und jämmerlich. Vielleicht sollten wir ihn doch wieder über Bord werfen. Er scheint mir nicht mehr zu taugen als unnützer Ballast.“
Umgehend versuchte Ravenor Hal Eisen davon abzubringen: „Kapitän Hal, Eryn hat seine Qualitäten und wenn er wieder seine Kräfte nutzen kann, dann werdet Ihr schon sehen. Er kann fremde Schiffe in Brand schießen und Wunden heilen. Das sind Talente, die man nicht einfach so... über Bord werfen sollte.“ Eine schöne Metapher und so treffend.
Der Riese brummte vor sich hin: „Na gut, ich hoffe du hast recht. Und nun: zurück an die Arbeit, du faule Landratte.“
„Aye, Kapitän.“ Und damit war die Unterhaltung beendet.
Gegen Abend rief der Ausguck: „Land in Sicht. Traken voraus.“ Und die ganze Mannschaft versammelte sich an Deck.
Die Männer scherzten und lachten, während sie sich an die Reling lehnten, um nach dem Land Ausschau zu halten. Auch Eryn und Ravenor gesellten sich zu ihnen, doch sie konnten nichts erkennen. Selbst als die anderen von einem Berg sprachen, der nun schon deutlich sichtbar in den Himmel ragen sollte, bot sich dem Blick der beiden Möchtegernpiraten nichts anderes dar, als die Wellen des Meeres und dabei machte der Rest der Crew noch ihre Witze mit ihnen.
Schließlich wurden die Segel ganz eingeholt und das Schiff mit dem Beiboot in den Hafen gezogen. „Kannst du was erkennen?“, raunte Ravenor Eryn zu, doch der schüttelte den Kopf.
„Mit dem Magieblocker hier um die Handgelenke bin ich genauso blind wie du.“
„Blind nennt ihr arroganten Magier das also.“
Der Unmagische war leicht angekratzt und Eryn nicht um eine Antwort verlegen:
„Wie würdest du es nennen, wenn man nichts sieht.“
Aber Ravenor stellte es richtig: „Ich sehe nicht NICHTS, sondern nicht unbedingt das, was angeblich da sein soll.“
Dann war das Schiff vertäut und ein paar Planken wurden ‚in die Luft‘ gelegt, genauso wie die Taue in der Luft hingen. Die Mannschaft ging an Land und Eryn und Ravenor folgten ihnen. Am Ende der Planke verschwanden die Männer einfach und als sie selbst einen Fuß über das Ende setzten, da erschien vor ihnen das ganze Eiland, der Hafen mit weiteren Schiffen, ein paar Häuser und der hohe Berg, den die Matrosen zuvor schon von Weitem hatten ausmachen können.
Ein paar der Piraten von der Roten Maren nahmen sie in ihre Mitte und sie schlugen nun den Weg zum Fuße des markanten Berges ein. Dort gab es einen Eingang zu einem Tunnel, der dann in einer großen Höhle endete. Hier war der Boden mit Steinfliesen ausgelegt und ein Teil der Wände bearbeitet, doch der Großteil bestand aus natürlichem Gestein. An einer Seite stand ein steinerner Thron. Am Ende der linken Armlehne befand sich eine flache Schale und am Ende der rechten ein seltsamer Stab, der wie eine Lanze in die Höhe ragte.
Hal Eisen, der Kapitän, erwartete sie schon. „Nun, ihr Landratten wollt also Piraten werden?“, empfing er sie und beide stimmten dem schnell zu.
Obwohl Eryn so seine Zweifel hatte, ob das Leben auf See tatsächlich etwas für ihn war. Aber das jetzt zu äußern wäre ziemlich unklug.
„Schön, dass ihr euch dazu entschlossen habt. Wir hätten euch nämlich sonst zurück ins Meer geworfen. Hahahaha.“
Genau das hatte ich befürchtet. Und ich will weder in noch auf das Meer zurück. Man kann als Pirat sicherlich auch auf dem Land bleiben...
Inzwischen erklärte Kapitän Hal das weitere Prozedere: „Jeder Pirat darf wenigstens ein Mal auf einem Thron sitzen. Los!“ Dabei stieß er Ravenor vorwärts. Der ging unsicher auf den Thron zu, blieb davor stehen und drehte sich dann wieder zu Hal Eisen um:
„Und was muss ich tun?“, fragte er unsicher.
Wieder lachte der Riese sein tiefes Lachen: „Erst mal gemütlich Platz nehmen. Mit der Rechten umschließt du dann das Zepter...“ Das war wohl die lange Stange. „...und die andere hältst du über die Schale, damit dein Blut dort reinläuft.“
Bei der Ankündigung erschrak Ravenor, doch Hal trat neben ihn und beschwichtigte ihn:
„Keine Angst, nur ein paar Tropfen. Dann frage ich dich und du antwortest immer mit ‚Ja‘. Ist wirklich nicht schwer. Die größten Holzköpfe bringen das hin. Am Ende sagst du dann : ‚Das
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