Arena der Schlangen
seltsame Zeichen eingeritzt, die den Namen Ogham trugen.
»Vielleicht«, sagte die Schlangenfrau, »vielleicht wird mir dieses Amulett noch einmal große Dienste erweisen. Wer weiß.« Blitzschnell ließ sie es in einer Tasche ihres Gewandes verschwinden. Dann wandte sie sich wieder an Derek Hammer. »Du bleibst natürlich mein Gast, lieber Derek«, sagte sie mit honigsüßer Stimme. »Du bekommst das beste Zimmer zur Verfügung gestellt, und ich hoffe, daß du dich darin wohl fühlst.«
»Danke«, erwiderte Derek. »Ein Zelt in der Wüste wäre mir jetzt lieber. Aber mal eine andere Frage: Was treibt dich eigentlich so zu Magus hin? Bist du allein nicht mächtig genug, um dich behaupten zu können?«
Mascara Snakes Gesicht verfinsterte sich. Anscheinend hatte Derek einen wunden Punkt bei ihr berührt.
Er rechnete schon nicht mehr mit einer Antwort, als Mascara zu sprechen begann.
»Ja«, erwiderte sie, »mächtig bin ich schon. Nur habe ich es auch mit einem großen Gegner zu tun. Er heißt Ibn Idran und hat meinen Vater umgebracht. Als ich eines Tages von einer meiner Reisen zurückkam, habe ich es gehört. Und sofort schwor ich Rache. Ich sammelte die letzten Getreuen meines Stammes um mich, um sie für den Jihad, den heiligen Krieg gegen die Ait Yazza, deren Führer Ibn Idran ist, vorzubereiten. Und Magus, der auch Verbündete sucht, um die Rückkehr des großen Lemuron zu verwirklichen, wird mich in diesem Kampf unterstützen. Wie heißt es noch so schön? Eine Hand wäscht die andere.«
Derek Hammer lächelte. »Du traust Magus allerhand zu. Glaubst du denn im Ernst, daß er sich in deinen Privatkrieg mit einmischt?«
»Es ist kein Privatkrieg!« Mascara stampfte mit dem Fuß auf. »Es geht um viel mehr. Unserem Stamm muß endlich Gerechtigkeit widerfahren. Wir werden die Führung übernehmen, die uns zusteht, und dann kann Magus auf einen treuen Verbündeten zählen.«
Derek hob die Schultern. »Das ist deine Sache. Wir werden sehen, wer recht behält.«
Mascara lächelte nur. »Ich werde dich jetzt auf dein Zimmer bringen. Komm mit!«
Derek Hammer folge der Schlangenfrau über eine Holztreppe in die erste Etage. Dicke Teppiche verschluckten ihre Schritte. Derek sah einen Gang vor sich, auf dessen rechter Seite die Zimmer lagen. Sie waren im Gegensatz zu den unteren Räumen durch Türen verschlossen. Den Zimmern gegenüber befanden sich kleine Rundbogenfenster mit getönten Scheiben. Man blickte in den Garten und auch weiter über die Mauern der Oase hinweg bis hin zu den hohen, schneebedeckten Gipfeln des Atlas-Gebirges, über dem die Wintersonne wie ein weißer heller Fleck stand. Der Himmel war strahlend blau.
Vor der dritten Zimmertür blieb Mascara stehen. Sie holte einen Schlüssel aus den zahlreichen Taschen ihres Gewandes und schloß auf.
»Moment noch!«, sagte Derek, als sie die Tür aufstoßen wollte. »Ich bin nicht allein gekommen. Wo befindet sich Ula, mein Begleiter?«
Die Schlangenfrau lachte. »Ach, dieser pervertierte Vampir? Wir haben ihn in das letzte Zimmer geschafft. Die Schlangen passen schon auf. Keine Angst, deinem Freund geschieht nichts. Dir übrigens auch nicht, wenn du vernünftig bist.« Mascara öffnete die Zimmertür. »Bitte sehr, der Herr! Abschließen werde ich nicht.«
Das war auch nicht nötig, denn Derek Hammer fielen sofort die Schlangen auf, die den Raum bevölkerten. Es mußten Dutzende sein. Sie wanden sich über die Möbel, krochen auf dem Bett und den Teppichen entlang oder lagen auf der Fensterbank. Als sie Mascara sahen, schnellten ihre Köpfe in die Höhe, und sie begannen sich im Takt zu wiegen.
Derek Hammer betrat das Zimmer. Die Schlangen wichen vor ihm zur Seite. In seinem Rücken drückte Mascara Snake die Tür zu. Derek hörte sie noch auf dem Gang lachen.
Die Situation war mehr als bescheiden. Und Dereks Über-Ich, seine Fähigkeiten schienen eingeschlafen zu sein.
Derek Hammer ging auf das französische Bett zu, das mitten im Raum stand. Als die Schlangen das sahen, ließen sie sich von der roten Bettdecke gleiten, um Platz zu schaffen.
»Sehr freundlich von euch«, bemerkte Derek sarkastisch. Er legte sich auf das Bett und begann nachzudenken. Es ging nicht an, daß er nun eine passive Rolle in diesem Theaterstück spielte; er mußte das Blatt einfach wenden. Und zwar schon bald.
Kapitel 7
»Hier stinkt's«, stellte Crofton Dunbar mit gerümpfter Nase fest. »Und zwar nach ranzigem Hammelfett. Wenn es wenigstens nach irischem Whisky
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