Arena der Schlangen
zu.
Der Dieb begann zu zetern.
»Ha!«, schrie Red. »Klauen wolltest du Hund, was? Aber nicht mit mir!«
Crofton Dunbar erhob sich zu seiner imposanten Größe, ohne den Dieb loszulassen.
Es folgte die Schau des Jahres.
Red drehte das Leichtgewicht ein paarmal um die eigene Achse, bis der Knabe nicht mehr wußte, wo vorn, hinten oder unten war. Dann stoppte Red plötzlich, aber so, daß der Halunke dem Iren genau sein Hinterteil präsentierte.
Reds Tritt wirkte wie eine Rakete. Schreiend flog der Langfinger durch das halbe Lokal, stieß mit seinem Gewicht die Tür auf, überschlug sich draußen auf dem Kopfsteinpflaster der Straße und blieb liegen.
»So, das wär's«, sagte Red und rieb sich die Hände. »Früher hätte man diesem Kerl die Hand abgehackt.« Der Ire steckte die Brieftasche ein und zog auch sein Jackett wieder über. »Pack!«, schimpfte er auf Gälisch. »Verfluchtes Pack!«
Gleich darauf sahen Red und Vesta, wie sich Hahmed El Bacha zu ihrem Tisch hin vorkämpfte. Der Araber hatte wieder sein falsches Lächeln aufgesetzt.
»Ausgezeichnet haben Sie das gemacht, Monsieur! Wirklich ausgezeichnet! Meine Gratulation! Endlich hat es diesem Gesindel mal jemand gezeigt.«
Red winkte ab. »Geschenkt. Sagen Sie uns lieber, was mit dem Landrover ist.«
Der Araber strahlte.
»Alles klar«, rief er beinahe enthusiastisch. »Auf Hahmed El Bacha ist Verlaß.«
Red nickte. »Können Sie uns auch einen Führer besorgen?«, erkundigte er sich.
Der Araber verneigte sich. »Er steht vor Ihnen.«
»Sie wollen uns führen?«, fragte Vesta.
»Wenn Mademoiselle sich mir anvertrauen wollen?«
»Und wann kommt der Wagen?«, wollte Red wissen.
»In einer halben Stunde steht er zu Ihrer Verfügung – samt Fahrer natürlich.«
Red kratzte sich am Kopf.
»Ich weiß nicht so recht«, murmelte er. »An welchen Preis hatten Sie denn gedacht?«
»Das ist doch Nebensache.« Der Araber schlug nahezu verschämt die Augen nieder.
Vesta Banshee schüttelte den Kopf. »Nein, Monsieur, ich will von Ihnen jetzt den Preis wissen.«
»Gut. Wenn Sie darauf bestehen.« Der Araber tat, als würde es ihm schwerfallen, die Summe zu nennen.
»Vielleicht vierhundert Franc«, sagte er schließlich.
Red pfiff durch die Zähne.
Der Araber reagierte prompt. »Also, weil Sie es sind dreihundertfünfzig. Dann schieße ich zwar noch zu …«
Crofton Dunbar unterbrach den Turbanträger mit einer schroffen Handbewegung. »Machen Sie uns nichts vor! Wir akzeptieren dreihundertfünfzig Franc.«
»Dann darf ich um zweihundert Vorschluß bitten«, sagte Hahmed El Bacha. »Es ist nicht für mich, aber der Fahrer … Außerdem hatte ich schon Auslagen.«
»Ja, ja. Schon gut.«
Red holte aus seiner Brieftasche einige Scheine.
Hahmed El Bacha ließ sie mit der Geschicklichkeit eines Taschenspielers verschwinden.
Red und Vesta tranken ihre Gläser leer. Als dann ein Mann das Lokal betrat und sich suchend umsah, hatte Red sofort das Gefühl, den Fahrer vor sich zu haben.
Er sollte recht behalten, denn der Mann steuerte auf den Tisch zu. Zu ihrer Überraschung war er blondhaarig. Der Knabe war ziemlich klein und ging noch gebückt. Seine Haut war aufgedunsen und schimmerte rötlich. Als er sich über den Tisch beugte, roch Red sofort die Fahne.
»Das ist Sven Eklund!«, stellte Hahmed El Bacha den Mann vor. »Sven ist Schwede und irgendwann hier in Marokko hängengeblieben. Er kennt das Land besser als mancher Berber. Ist doch so, Sven – oder?«
Eklund grinste fade und nickte.
»Hübsche Puppe«, sagte er dann. Es war klar, daß er damit Vesta meinte. »Rothaarige waren schon immer mein …«
Vestas flache Hand klatschte voll gegen seine linke Wange.
Das reichte.
Eklund begann zu grinsen.
»Nichts für ungut, schöne Frau«, sagte er. »Aber man kann es ja mal versuchen.«
»Und wann können wir fahren?«, fragte Vesta gefährlich leise.
In ihren Augen schimmerte es, und wer sie kannte, der wußte, daß sie kurz vor einer Explosion stand.
Hahmed El Bacha verneigte sich. »Sofort Mademoiselle. Sofort.«
Kapitel 8
Die Fahrt durch Casablanca wurde zu einem Himmelfahrtskommando. Verkehrsregeln schienen nur auf dem Papier zu bestehen. Vorfahrt hatte hier, wer den stärksten Wagen fuhr.
Sven Eklund hockte hinter dem Lenkrad wie ein alter Geier. Er schimpfte, fluchte und lachte in einem; aber fahren konnte er, das mußte man ihm lassen. Er brachte den Landrover ohne Schwierigkeiten in die Außenbezirke der Stadt.
»Fahren
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