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Aretha Franklin - Queen of Soul

Aretha Franklin - Queen of Soul

Titel: Aretha Franklin - Queen of Soul Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Bego
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Silberpailletten besetzten, ärmellosen langen Kleid wieder auf die Bühne. »Hat jemand das Wort ›Großmutter‹ benutzt?«, fragte sie lachend. Während ihre Backgroundsänger anfingen, die Zeile »Woman, woman, strong woman« zu singen, verwies Aretha darauf, dass ihre neueste Single exklusiv bei Walmart.com erhältlich sei. Dann sang sie den ersten Song ihres neuen Albums, »How Long I’ve Waited«, an dem trotz beeindruckender Gesangsleistung deutlich wurde, dass ihre neuesten Songs gegenüber den alten deutlich abfallen. Das Publikum hatte nun genug von Gospel, Rap des Enkels und anderem Füllmaterial und wollte endlich Arethas größte Hits hören. Glücklicherweise wurde ihm dieser Wunsch erfüllt. Als das vertraute Intro zu »Chain of Fools« einsetzte, ging eine hörbare Welle freudiger Erwartung durch die Menge. Mit einer explosiven Darbietung des Hits von 1967 brachte sie das heimische Publikum dazu, enthusiastisch mitzusingen und mitzutanzen.
    Für ihren elften Song des Abends setzte sich Aretha an den Flügel und stimmte zum Jubel der Zuschauer das bekannte lange und langsame Intro zu Simon & Garfunkels »Bridge over Troubled Water« an. Während sie spielte, fragte sie: »Habt Ihr bemerkt, dass der hässliche Schuh weg ist?« Damit meinte sie den orthopädischen Schuh, den sie seit Juni hatte tragen müssen. »Es hat zehn Wochen gedauert«, fuhr sie fort. »Das ist das erste Paar Absätze, dass ich seit zehn Wochen trage. Ich habe mir gesagt: Du musst deine High Heels anziehen, du gehst nach Pine Knob!« Aretha wirkte auf der Bühne so locker, dass sie es mühelos schaffte, eine intime Wohnzimmeratmosphäre zu erzeugen. Während sie »Bridge over Troubled Water« sang, wurden Nahaufnahmen ihrer Hände auf die Leinwände geworfen, die eindrucksvoll bewiesen, dass sie eine Virtuosin am Klavier ist. Die emotionale Darbietung des Songs brachte jedoch Arethas wahres musikalisches Genie zum Vorschein. Wie schon Jerry Wexler erkannt hatte, konnte Arethas Stimmgewalt sich am besten entfalten, wenn sie sich einfach selbst am Klavier begleitete.
    Nachdem sie eine Weile auf dem Klavier improvisiert hatte, stand sie auf und tanzte in ihren hochhackigen Schuhen, während das Orchester übernahm. Danach gab es Standing Ovations vom Publikum, die in dem riesigen Amphitheater fast eine Stimmung wie bei einem Baptistengottesdienst aufkommen ließen. Der nächste Song war »One Night with the King«, eine Gospelballade, die Aretha für ihr Weihnachtsalbum von 2009 aufgenommen hatte. Danach sagte sie: »Meine Damen und Herren, das war heute ein wunderbarer, wunderbarer Abend« und schickte sich an, die Bühne zu verlassen. Auf dem Weg nach draußen, verkündete sie noch: »Mein Sohn Eddie hat sich auf den Freeway begeben und ist heute Abend hier.« Dann zeigte sie auf einen der Gitarristen, einen weiteren ihrer Söhne, und erklärte stolz: »Teddy ist hier auf der Bühne. Er hat einen Abschluss von der Michigan State University.« An diesem Abend vor heimischen Publikum präsentierte sich Aretha nicht nur als Star, sondern auch als Mutter und Oma.
    Nach enthusiastischen Aufforderungen aus dem Publikum kehrte Aretha mit den Worten »Let’s get on the freeway!« auf die Bühne zurück, was weitere Begeisterungssstürme auslöste. »Seid Ihr auf der I-75 hergekommen?«, fragte sie mit Bezug auf Detroits wichtigsten Interstate Highway. Dann sang sie eine mitreißende und erweiterte Version ihres Hits »Freeway of Love« von 1985. Um 21.30 Uhr hieß es dann »Good night«, doch die Besucher machten deutlich, dass sie noch nicht bereit waren, auf der I-75 wieder in Richtung Heimat zu fahren. Sie waren alle aufgesprungen und klatschten frenetisch Beifall, in der Hoffnung auf eine weitere Zugabe. Und tatsächlich erschien Aretha erneut. Sie hatte eine bodenlange Samtjacke über das Paillettenkleid geworfen und sang noch einmal den Refrain von »Freeway of Love«. »Sie muss doch noch ›Respect‹ singen, oder?«, hörte ich jemanden im Publikum sagen. Und genau in diesem Moment stimmte das Orchester Arethas Erkennungsmelodie an. Als finale Zugabe sang sie »Respect« an diesem Abend mit derselben Leidenschaft, die sie in die Originalversion von 1967 gelegt hatte. Ihre Abschlussworte an die Menge waren: »Ich möchte Euch danken. Ich war in London, in Paris, in Deutschland, aber es geht nichts über Detroit, Michigan.« Dann blies sie noch einen Luftkuss in Richtung Publikum und entschwand. Die Menge applaudierte und jubelte

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