Aretha Franklin - Queen of Soul
»Ich habe da wilde Sachen gehört … Ich bin überrascht, dass sie heute noch am Leben und nicht von irgendeinem Dach gesprungen ist.« Doch Aretha hat die Traumata und Dramen ihrer jungen Jahre nicht nur überwunden, sondern ihre emotionale Befindlichkeit auch in ihre Musik miteinfließen lassen und ihr so ihren ganz persönlichen Stempel aufgedrückt.
Nachdem sie bei Atlantic in den 1960er- und 1970er-Jahren zahlreiche Hits gehabt und zehn Grammys eingeheimst hatte, hätte sie leicht für immer von der Bildfläche verschwinden können, als Discomusik die Tanzflächen und Radiosender eroberte. Stattdessen wechselte sie 1980 zu Arista, um die erfolgreichsten Platten ihrer Karriere zu produzieren und weitere zehn Grammys einzustreichen.
Als in den 1980ern der Begriff »Diva« auch für weibliche Stars außerhalb der Welt der Oper aufkam, wurde Aretha sofort als ultimative Diva eingestuft. Dieser Rolle wurde sie durchaus gerecht, nicht nur durch ihr Talent, sondern auch durch ihre vielen kleinen Scharmützel mit Konkurrentinnen wie Patti LaBelle, Martha Reeves, Diana Ross, Natalie Cole, Mavis Staples, Whitney Houston, Beyoncé und Tina Turner.
Viele ihrer Kollegen in der Branche verfolgen Arethas Karriere schon seit ihren Anfängen, vor allem die Sänger und Musiker, die ebenfalls in der Motor City lebten. Freda Payne begann ihre Karriere in den 1960er-Jahren als Jazzsängerin und wurde in den 70ern mit einer Reihe von Hits (z. B. »Band of Gold«) zu einem Pop- und Rockstar. Sie erinnert sich: »Als ich in Detroit aufwuchs, wusste ich, wer Aretha war, weil wir einen gemeinsamen Freund namens Donald Meadows hatten. Er erzählte mir immer, was Aretha gerade so machte, und er erzählte ihr, was ich machte. Das war in den 1950er-Jahren, wir waren beide so etwa zwölf Jahre alt. Detroit erlebte damals seine Blütezeit. Ich erinnere mich noch, als ich Aretha zum ersten Mal singen hörte. Das war in den frühen 60ern und der Song hieß ›Today I Sing the Blues‹. Ich war sehr beeindruckt von ihrer Musikalität, ihrer Stimme und ihrem souligen Stil. Ich wusste immer, dass sie das gewisse Etwas hat. Aretha sang Standards, Jazz und Blues, aber erst als sie in den 60ern bei Atlantic unter Vertrag genommen wurde, begann ihr legendärer Aufstieg. Vorher war Dinah Washington bis zu ihrem Tod als Queen of Blues bekannt. Arethas Musik war so bewegend und wunderbar. Und von Anfang an auch sehr gut produziert. Ihr großer Durchbruch kam schließlich mit ›Respect‹.« Im Hinblick auf Arethas Persönlichkeit sagt Payne: »Als ich sie zum ersten Mal traf, fand ich, dass sie sehr zurückhaltend und nicht besonders freundlich war. Es war fast so, als würde sie um sich herum eine Mauer errichten. Aber seitdem ist sie aufgetaut. Ich habe fast das Gefühl, wir könnten Busenfreundinnen werden, da wir im selben Alter sind und beide in unseren jeweiligen Karrieren so viel erlebt haben. Ich war sehr geschmeichelt, als sie mich in den 90ern engagierte, um auf ihrer Geburtstagsparty aufzutreten. Damals lernte ich sie etwas besser kennen. … Aretha wird für mich immer etwas Besonderes sein, weil ihre Aufnahmen perfekt sind und ein unvergessliches historisches Vermächtnis für Amerika darstellen.«
Sarah Dash war Mitglied von Patti LaBelles Gruppe und hatte mit »Sinner Man« auch einen Disco-Solohit. Sie kennt Aretha seit den 60er-Jahren. »Zum ersten Mal sah ich Aretha im Fernsehen und danach live im Madison Square Garden«, erinnert sie sich. »Ich war sehr von ihrer Stimme beeindruckt und davon, wie sie diese großartigen Akkorde in die Tasten haute. Ihre Musik war sehr erhebend, vor allem der Song ›Ain’t No Way‹. Als ich sie kennenlernte, war sie sehr freundlich und sprach mit sehr sanfter Stimme. Ihr Vater war damals bei ihr. Sie hat alle in der Branche übertroffen. Sie ist die Königin aller Sängerinnen. Aretha wird für mich immer etwas Besonderes sein, weil sie – genau wie ich – in der Kirche anfing zu singen. Wir sind beide die Kinder von Predigern und haben uns beide unseren Glauben an Gott bewahrt. Wir kommen beide aus einem kirchlichen Umfeld und gingen dann ins Showgeschäft. Ich bewundere sie auch für die Fähigkeit, ins Opernfach zu wechseln. Ich habe ihren Auftritt mit Condoleezza Rice gesehen und da war sie einfach unglaublich. Sie ist die Beste.«
Aretha Franklin nimmt ihren Titel Queen of Soul sehr ernst. Sie hat ihr Terrain vehement verteidigt und trägt die Krone mit Stolz. Privat bleibt sie ein
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